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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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nicht einfach in die Arme und warte ab, was das Leben mit uns vor hat? Bin ich misstrauisch, feige? Wieder fielen ihr die Worte des alten Gottberg ein: Wenn du in einer Woche zweimal dem Tod begegnest, solltest du über das Leben nachdenken! Nach ihrer Trennung von Ronald hatte sie sich geschworen, nie wieder eine Liebesgeschichte anzufangen. Schon der Kinder wegen. Aber sie wusste genau, dass die Kinder nur ein Vorwand waren. Sie selbst war es, ihre Verletzungen, ihre Erschöpfung nach all den Kämpfen und Enttäuschungen.
    Und jetzt? Laura wagte nicht, Guerrini anzusehen, schaute nur auf seine Hand, die gerade die Schaltung bediente.
    Mein Gott, dachte sie. Ich benehme mich wie ein verklemmter Teenager. Es ist einfach lächerlich!
    Aber Guerrini schien mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, denn er schwieg und tat so, als sei er voll und ganz von den verwinkelten Straßen der Altstadt in Anspruch genommen.
    Wir haben nicht viel Zeit, dachte Laura. Wir wissen beide, dass wir nicht viel Zeit haben …
    Dann fiel ihr der Bügel der Sonnenbrille ein, und sie schüttelte den Kopf über sich selbst. Beinahe hätte sie das Ding wieder vergessen. Ihre offensichtliche Unfähigkeit zur Konzentration irritierte sie. Noch nie hatte sie vergessen, ein Beweisstück an die Spurensicherung zu liefern. Sie gab sich einen Ruck.
    «Ich habe übrigens den Bügel einer Sonnenbrille in der Nähe des Tatorts entdeckt. Wir sollten ihn untersuchen lassen – ehe wir Rana abholen. Haben Ihre Leute zufällig eine Brille gefunden? Eine ohne Bügel?» Ihre eigenen Worte kamen ihr fremd und völlig unangemessen vor. Guerrini musste den Eindruck haben, als ginge sie einfach zur Tagesordnung über. Das wollte sie nicht, aber ihr fiel kein anderer Weg ein, das Gespräch neu aufzunehmen.
    «Nein», sagte er. «Von einer Brille habe ich nichts gehört. Seit wann tragen Sie diesen Bügel mit sich herum?» Seine Stimme klang nervös. Er räusperte sich.
    «Seit gestern Nachmittag. Es tut mir Leid. Ich habe ihn vergessen …»
    «Oh», murmelte Guerrini und lächelte. «Ich werd’s nicht verraten!»
    Er bog an der nächsten Kreuzung rechts ab.
    «Wir fahren schnell bei der Questura vorbei. Es dauert nur eine Minute. Vielleicht wissen wir schon heute Abend, ob der Bügel etwas hergibt!»
    Laura nickte, reichte Guerrini das kleine Päckchen mit dem Brillenbügel und wartete im Wagen. Es dauerte elf Minuten. Laura beobachtete, wie Guerrini die Stufen der Questura herunterkam, einem Kollegen zuwinkte, kurz mit einem anderen sprach. Sie nahm seine Körpersprache wahr, wie er den Kopf zur Seite legte, Arme und Beine bewegte, sich übers Haar strich, wie er herüberschaute und endlich mit großen Schritten zum Wagen lief. Abrupt wandte Laura den Kopf ab, weil sich ihr Magen zusammenkrampfte. Ist es möglich, schoss es ihr durch den Sinn, ist es möglich, dass ich noch nie einen Mann so sehr begehrt habe wie ihn?
    Weiter konnte sie nicht denken, denn da ließ er sich schon auf den Fahrersitz fallen.
    «Tut mir Leid, dass ich Sie habe warten lassen, Laura. Aber Sie wissen ja, wie es ist, wenn man an seinem Arbeitsplatz auftaucht. Jeder will etwas … Ist Ihnen nicht gut? Sie sind so blass!»
    Laura schüttelte den Kopf.
    «Schon in Ordnung», erwiderte sie leise.
    Guerrini warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    «Sie müssen Hunger haben! Das ist es! Wir haben beide seit dem Frühstück nichts mehr in den Magen bekommen, und jetzt ist es beinahe drei!»
    «Glauben Sie, dass wir Giuseppe Rana noch warten lassen können?», fragte Laura.
    «Nein», antwortete Guerrini. «Aber ich weiß eine hervorragende Pizzeria, bei der wir was zu essen mitnehmen können. Vielleicht hat auch Giuseppe Lust auf Pizza, wenn wir ihn aus diesem Loch raus haben.»
    Laura nickte. Guerrini fuhr los, hielt kurz darauf vor der Pizzeria, lächelte ihr zu.
    «Spinaci, Funghi, Salami, Mozzarella?»
    «Tutto!» , gab Laura zurück. Ihr Magen schmerzte noch immer.
    «Kommen Sie mit?»
    Laura schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht neben ihm stehen, wartete lieber allein und sah ein paar Spatzen und Tauben zu, die Krümel von der Straße aufpickten. Die Pflastersteine waren bereits wieder trocken, nur in den Ritzen hatte sich ein bisschen Feuchtigkeit gehalten. Kaum sichtbarer Dampf stieg vom Boden auf, legte einen feinen Schleier über die Vögel.
    Nach wenigen Minuten kehrte Guerrini mit einem großen Karton Pizza, einer Flasche Wein und einer Wasserflasche zurück.
    «Ich kann Ihnen

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