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Nacht der Tiger

Nacht der Tiger

Titel: Nacht der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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Stille. Noch immer schien auch er unter Schock zu stehen. »Wenn ich einmal in einfache Worte fasse, was uns das letzte Gedicht mitteilen will, dann steht da: Spuren finden bei Polizisten in Rocky Beach. Donatelli, Cotta, Devlin, Forrester, Ford und Mitchell . Mr X fordert uns auf, Beweise zu finden, die mindestens zwei dieser Polizisten mit den Diebstählen in Verbindung bringen.«
    Bob dachte nach. »Vielleicht geht er davon aus, dass sich die Bande leichter hochnehmen lässt, wenn die beteiligten Polizisten geschnappt wurden. Weil die dann plaudern. Und weil er es so vermeiden kann, seine Komplizen direkt ans Messer zu liefern.«
    Justus’ Miene signalisierte Zustimmung. »Könnte gut sein.«
    »Fragt sich nur, in welcher Form die Polizisten da mitmischen.«
    »Da gibt es eine Menge Möglichkeiten.« Der Erste Detektiv zählte nacheinander an den Fingern ab: »Kontakte zur Zulassungsstelle, Abhören des Polizeifunks, Irreführung der Kollegen, Hilfe bei der Grenzpassage, Warnungen, Verstecke – etwas Besseres kann dir als Autoknackerbande gar nicht passieren, als zwei Polizisten auf deiner Seite zu haben.«
    »Wieso eigentlich zwei?«, fragte Peter. »Wieso nicht nur einer?«
    » Schwarze Stiere . Mehrzahl. Vielleicht sind es auch drei oder vier.«
    »Oder alle sechs«, sagte Bob leise.
    »Das will ich mir gar nicht vorstellen«, entgegnete der ErsteDetektiv. »Ich finde es schon schockierend genug, dass auch nur einer der Polizisten da seine Finger im Spiel hat. Hoffen wir einfach, dass Mr X nur weiß, dass Polizisten beteiligt sind, aber nicht, wer genau.«
    »Und wieso kann er es dann auf diese sechs eingrenzen?«, fasste Peter nach. »Und nennt uns jetzt erst die Namen? Das hätte er doch gleich tun können.«
    Der Erste Detektiv schüttelte den Kopf. »Ich kann bloß Vermutungen anstellen. Womöglich weiß er nur, dass Polizisten beteiligt sind, aber nicht genau, welche. Und dass er uns die Namen erst jetzt nennt …« Er zuckte die Schultern. »Vielleicht hatte er Angst, uns abzuschrecken, wenn er gleich alle Karten auf den Tisch legt. Und wollte zunächst abwarten, was unsere Beobachtung in der Orange Street ergibt. Oder er hat die Namen erst jetzt herausgefunden.«
    Wieder herrschte eine Zeit lang Schweigen in der Zentrale. Dann fragte Bob: »Und jetzt?«
    Justus sah ihn traurig an. »Wir sind Detektive. Wir tun, was wir tun müssen.«

99 überflüssige Prozent
    Die drei ??? beschlossen, keine Zeit zu verlieren und sofort mit ihren Ermittlungen zu beginnen. Ihre erste Aufgabe bestand darin, herauszufinden, wo die Polizisten wohnten. Denn die Spurensuche, das war allen drei sehr schnell bewusst, würde sich vor allem auf das häusliche Umfeld der sechs Männer erstrecken. Keiner der Beamten war wohl so dumm, Hinweise mit ins Department zu nehmen. Und falls doch – wie sollten sie dort unbemerkt ermitteln? An Beweise, die im Zusammenhang mit der Arbeit der Verdächtigen als Polizisten standen, kamen die drei Detektive schließlich nur schwer oder gar nicht heran. Wie sollten sie zum Beispiel nachweisen, dass die Verräter die Zulassungsstelle ausspionierten oder Informationen aus dem Polizeifunk an die Bande weitergaben? Nein, sie mussten sich auf das Privatleben der Verdächtigen konzentrieren, ihre Wohnungen, ihre Autos, ihre Freizeit.
    »Und wonach genau suchen wir?«, fragte Peter, während Justus das Telefonregister von Rocky Beach nach den einzelnen Namen durchforstete. Bob holte schon einmal den Stadtplan aus dem Regal.
    »Im besten Fall finden wir die Tigermasken«, antwortete der Erste Detektiv. »Aber das wäre ein ausgesprochen großer Glücksfall. Vielleicht entdecken wir aber auch andere Indizien, die in irgendeiner Form aufschlussreich sind. Wir müssen einfach die Augen offen halten.«
    »Die Augen offen halten!«, echote Peter. »Wenn wir nicht wissen, wonach wir Ausschau halten müssen, ist das doch wie die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen!«
    »Ist es das nicht immer?« Justus notierte sich eine Adresse. »Ich habe einmal gelesen, dass neunundneunzig Prozent derInformationen, die Detektive bei ihren Ermittlungen zusammentragen, belanglos sind. Die Kunst besteht darin, aufmerksam und clever genug zu sein, das eine Prozent, auf das es ankommt, zu erkennen, wenn man es vor Augen hat.«
    Peter lächelte dünn. »Du verstehst es wirklich, einem Mut zu machen, Just.«
    Zwei der Polizisten fanden sie im Telefonbuch, und wo Cotta wohnte, wussten die Jungen ohnehin. Die Adresse der

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