Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens
lange weiterzumachen? Jetzt, wo ich in vollem Umfang verstehe, was du verloren hast, glaube ich nicht, dass ich das könnte.“
Bowe hob eine Augenbraue. „Und ich glaube nicht, dass ich es ertragen könnte, über Jahrzehnte hinweg Tag für Tag zu spüren, wie mein Fleisch im Feuer verbrennt, und doch bei Verstand zu bleiben.“ Er zuckte mit den Schultern. „Jeder von uns erleidet seine eigene kleine Folter.“ Aber das war nicht dasselbe, und das wussten sie beide. Bowe würde mit Freuden zur Hölle fahren, wenn er dadurch Mariah zurückbekäme.
„Glaubst du, dass Mariah vielleich t … ?“ Lachlain verstummte. Er zog die Brauen zusammen. „Du hast sie sterben gesehen, nicht wahr?“
Bowe wandte sich ab, aber nicht bevor er spürte, wie sein Gesicht jegliche Farbe verlor. „Ich habe si e … begraben“, sagte er mit kaum hörbarer Stimme. Er wusste, dass sie verloren war. Aber er wusste auch, dass in der Mythenwelt nichts unumstößlich war und die Grenzen oft fließend waren. Er verbrachte sein Leben jetzt damit, nach dem Schlüssel zu suchen, sie zurückzuholen. Was blieb ihm sonst übrig?
„Du kannst sie nicht zurückholen.“ Der logische Denker Lachlain musterte ihn eingehend.
Bowe drehte sich wieder zu ihm um. „Niemand entkommt den Vampiren. Ein Lykae kann keine Gefährtin haben, die zum Teil ein Vampir ist. Vampire und Walküren haben keine gemeinsamen Kinder. Wer bist du, mir zu sagen, was möglich ist?“
Lachlain erwiderte nichts. Zweifellos dachte er, dass sich Bowe einer Selbsttäuschung hingab, und sah es als Schwäche an. Bowe fragte sich, ob Lachlain ihn endgültig fertigmachen wollte.
„Du hast recht“, sagte Lachlain schließlich zu Bowes Überraschung. „Es geschehen Dinge, die wir nicht begreifen. Wenn du mir vor zwei Wochen erzählt hättest, dass meine Gefährtin ein Vampir ist, hätte ich dich für unzurechnungsfähig gehalten.“
„Aye. Also mach dir um mich keine Sorgen. Du hast auch so schon genug zu tun. Harmann erzählte mir, dass du vorletzte Nacht von drei Vampiren überfallen wurdest.“
Er nickte. „In letzter Zeit jagen Vampire überall auf der Welt Walküren. Aber es kann sein, dass sie speziell hinter Emma her waren.“
„Möglich. Sie ist der erste weibliche Vampir, von dem ich seit Jahrhunderten gehört habe.“
„Für mich ein noch größerer Ansporn, die Horde auszurotten. Ich werde nicht zulassen, dass sie sie mir wegnehmen.“
„Was hast du vor?“
„Ich kenne jetzt den Weg in die Katakomben, und wir werden warten, bis die Wachen wiederkommen. Dann werden wir sie zwingen, uns zu verraten, wo sich Helvita befindet.“
„Wir haben schon früher Vampire gefoltert und es noch nie geschafft, ihnen Informationen zu entlocken.“
Lachlains Gesicht versteinerte zu einer tödlichen Maske, und sein Blick wurde stechend. „Sie haben mir viel über das Foltern beigebracht.“
Äußerlich mochte Lachlain auf dem Weg der Genesung sein, aber innerlich litt er nach wie vor unter den Folgen der erlittenen Qualen. Er hatte rech t – wenn er seine Gefährtin nicht rechtzeitig gefunden hätt e … Aber was würde mit Lachlain passieren, wenn er sie verließ , um Rache zu üben?
„Bist du bereit für einen Krieg?“
Bowe warf ihm einen gelangweilten Blick zu. „Wann war ich das nicht? Aber wozu die Eile? Bist du so darauf versessen, deine Gefährtin gleich wieder zu verlassen?“
„Wie ich dir bereits sagte, hatte ich wenig Zeit, über die Vergangenheit nachzudenken, aber sobald ich meinen Anspruch auf sie angemeldet und sie dazu überredet habe, bei mir zu bleiben, werde ich ausziehen, um mich zu rächen.“
„Ich verstehe.“
„Ich bin nicht sicher, ob du es wirklich verstehst. Ich kann die Racheschwüre nicht ignorieren, die ich mir an jedem einzelnen Tag in dieser Hölle selbst gegeben habe.“ Das Glas mit dem Scotch zersprang in tausend Stücke. Lachlain blickte auf die glitzernden Scherben. „Das war alles, was mir geblieben war“, sagte er mit rauer Stimme.
„Lachlain, du weißt, dass ich an deiner Seite kämpfen werde. Auch Garreth und die anderen werden dich mit Freuden unterstützen. Aber ich glaube nicht, dass wir eine Chance haben zu siegen. Solange sie sich translozieren können, spielt es überhaupt keine Rolle, dass wir stärker oder in der Überzahl sind. Wir werden immer die Verlierer sein.“
„Sind wir denn in der Überzahl?“
„Oh, aye. Inzwischen gibt’s Hunderttausende von uns.“
Lachlain starrte ihn ungläubig
Weitere Kostenlose Bücher