Nacht des Schicksals
Aber jetzt müsst ihr beide mich entschuldigen. Ich will oben nach den Mädchen sehen.”
“Wir beide sind heute Abend zum Essen verabredet!”, rief Brodie ihr nach. “Ich werde dich um sieben im Motel abholen.”
Mit der Hand auf der Türklinke blieb sie stehen. Er wollte sie noch immer ausführen? Nach allem, was gestern Abend vorgefallen war? Schließlich hatte er sie mehr oder weniger deutlich eine Lügnerin genannt! “Ich kann nicht … wegen Megan”, erwiderte sie zögernd.
“Hayley hat angeboten, auf sie aufzupassen. Ich habe es gestern am Telefon mit ihr besprochen. Ich schlage vor, dass wir Megan noch eine weitere Nacht hierlassen, sodass du morgen ausschlafen kannst. Nach allem, was ich hier gesehen habe, hast du das mehr als verdient.”
Das war es also. Er spendierte ihr ein Essen für geleistete Dienste. Der Spencer-Flegel gab sich wohlerzogen.
“Das ist wirklich nicht nötig”, wehrte sie steif ab.
“Doch”, widersprach er, “das ist es.” Sein Tonfall verriet, dass er keine Ablehnung gelten lassen würde.
“Dann also vielen Dank”, gab sie nach. “Ich werde um sieben fertig sein.”
Eine Minute vor sieben erschien Brodie vor dem Motel. Er parkte den Wagen und hatte den Weg zum Eingang noch nicht halb zurückgelegt, als die Tür aufging und Kendra erschien. Sie lächelte zögernd und winkte ihm zu.
Während Brodie weiter auf sie zuging, ließ er den Blick von einem bezaubernden Detail zum nächsten gleiten – das hellblonde, diesmal hinter die Ohren zurückgekämmte Haar, das ärmellose schwarze Minikleid, hochhackige Sandaletten, endlos lange, sonnengebräunte Beine, Silberschmuck an den Ohren und den Handgelenken.
Wenn Engel Schwarz tragen, dann muss dies ein Engel sein, dachte er. Ein sündiger Engel. Ein Engel, der log.
Auf der Herfahrt hatte er sich zurechtgelegt, wie er sich heute Abend verhalten wollte. Er würde sich bemühen, freundlich und charmant zu sein … aber ihren Sex-Appeal völlig ignorieren. Nun stand er hier, sah sie an und wollte nichts mehr, als sie in die Arme zu ziehen! Verdammt! Wie sollte er bei einem solchen Anblick sein Verlangen im Zaum halten?
“Hallo”, begrüßte er sie grimmig und blieb dicht vor ihr stehen. Sie war ihm so nah, dass er ihr Parfüm riechen konnte. Fast hätte er geschnüffelt wie ein Hund und den blassen Mond am langsam dunkler werdenden Himmel angeheult. Reiß dich zusammen, sagte er sich im Stillen. Du bist doch kein Tier! Ach nein, fragte eine spöttische kleine Stimme in seinem Hinterkopf.
“Also …” Der Klang ihrer Stimme war so verführerisch wie ihr Duft. “Wohin willst du mich ausführen?”
Geradewegs in mein Bett, hätte er am liebsten vorgeschlagen. “Es ist ein neues Lokal ein wenig außerhalb der Stadt”, sagte er stattdessen. “Man hat einen hübschen Blick über den Fluss.”
“Das hört sich gut an.”
“Das ist es auch.” Er nahm ihren Arm und führte sie zum Wagen.
“Oh!” Sie blieb stehen und betrachtete erstaunt sein Auto. “Wo ist dein Pick-up?”
“Wir leben hier vielleicht hinter dem Mond”, erwiderte er und hielt ihr den Wagenschlag auf. “Aber nicht einmal Brodie Spencer führt seine Begleiterinnen im Lastwagen aus.”
Es ärgerte ihn, dass sie ihn anscheinend immer noch für den ungehobelten Klotz hielt, der er vor acht Jahren vielleicht gewesen sein mochte. Er schüttelte innerlich den Kopf. Was war aus ‘freundlich’ und ‘charmant’ geworden? Sein schöner Plan für diesen Abend lag in Scherben vor ihm, und sie hatten noch nicht einmal den Parkplatz verlassen!
Also gut, dachte er, während er den Wagen anließ. Fangen wir noch einmal von vorn an. “Du siehst gut aus”, sagte er. Ja, das war der richtige Ton. So könnte er auch eine Packung Käse in der Auslage eines Feinkostgeschäfts bewundern.
“Oh … Vielen Dank.”
Aus den Augenwinkeln sah er, wie sie an ihrer Handtasche herumnestelte, die auf ihrem Schoß lag. Ihre langen, schmalen Finger öffneten den Verschluss … und schlossen ihn wieder. Sie war nervös. Das war eine Überraschung! Seine Gegenwart machte die Witwe Westmore nervös.
“Schwarz steht dir gut”, fuhr er fort, “wie allen echten Blondinen.” Das war vielleicht ein wenig dick aufgetragen.
“Nochmals vielen Dank.” Sie kreuzte die Beine … und streckte sie wieder aus. Die Handtasche offen … und wieder geschlossen. “Du siehst …” Sie räusperte sich. “… auch sehr gut aus. Ich habe dich noch nie in einem Anzug
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