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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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gespielt?«
    »Ich bin wie Sie, ich verliere nicht gern. Ich habe in der Hauptsache die Organisation bewundert. Wissen Sie, wen ich meiner Frau einmal gezeigt habe? Jack Kennedy, in einem Arm eine Wasserstoffblondine, im anderen eine laszive mulatta. Während der Kubareise habe ich mich gefragt, ob Jack je an diesen Abend zurückgedacht hat.«
    »Es gab auch noch andere Kasinos«, sagte Walls.
    »Das Deauville, das Sans Souci, das Montmartre, das Tropicana«, zählte O’Brien auf. »Die Mafia hatte den großen Plan, Havanna abzureißen und neu zu erbauen, sie wollten die Stadt komplett modernisieren und zwischen Miami, Havanna und Yucatän ein Tourismusdreieck aufziehen, eine internationale Zone des Wohlstands. Diese Entwicklung ist durch die Revolution gestoppt worden, womit ich nicht sagen will, daß eine Revolution nicht überfällig war, aber ökonomisch gesehen hat Kuba vierzig Jahre verloren.«
    »Ist Ihr Plan, die alten Kasinos wiederzueröffnen?«
    »Nein«, sagte O’Brien, »dagegen gibt es noch zu viele Ressentiments. Aber egal, der Havana Yacht Club samt Kasino kann zehnmal größer sein als all die anderen.«
    »Sie sind ein ehrgeiziger Mann.«
    »Sie nicht?« fragte Walls. »Der Kalte Krieg ist vorbei. Ich war ein Held in diesem Krieg, und sehen Sie, was es mir eingebracht hat. Ich sitze hier fest.«
    »Was für ein Leben erwartet Sie in Moskau?« fragte O’Brien. »Wachen Sie auf. Sie sind in ein Paradies gesegelt und wollen wieder in See stechen? Tun Sie es nicht. Bleiben Sie hier, und arbeiten Sie für uns.«
    »Ich soll für Sie arbeiten? Ich soll Pribludas Platz einnehmen?«
    »Genau«, sagte Walls.
    »Warum kann ich Ihr Angebot bloß nicht ernst nehmen?«
    »Weil Sie mißtrauisch sind«, sagte O’Brien. »Das ist die typisch russische Haltung. Sie müssen positiv denken. Alle Millionäre, die ich getroffen habe, waren Optimisten. Jeder Außenseiter und Verlierer erwartet nur das Schlimmste. Wir haben eine neue Welt, Arkadi, warum keine großen Pläne schmieden?«
    »Sie würden Ihre kubanische Goldmine mit jemandem teilen, den Sie eigentlich gar nicht kennen?«
    »Ich kenne Ihren Typ. Sie sind der Mann am Ende des Piers, der entweder ins Wasser springt oder sein Leben umkrempelt.« O’Briens Augen glänzten, obwohl Arkadi nicht zu sagen gewußt hätte, wovon. War es die perfekte Show eines guten Verkäufers oder der Eifer eines Priester, womit er all seine Anstrengungen auf diesen einen Moment konzentrierte, in dem sein absolut lächerlicher Vorschlag plausibel klingen könnte. »Ändern Sie Ihr Leben. Geben Sie sich eine Chance.«
    »Wie?«
    »Als ein Partner.«
    »Ein Partner? Das wird ja immer besser.«
    »Aber eine Partnerschaft verlangt Vertrauen«, sagte O’Brien. »Sie begreifen doch, was Vertrauen heißt, oder, Arkadi?«
    »Ja.«
    »Aber Sie zeigen uns keins. Seit zwei Tagen warte ich jetzt darauf, daß Sie so offen zu George und mir sind wie wir zu Ihnen. Erzählen Sie uns nichts von alten Stadtplänen. Sargento Luna hat uns von dem Bild vom Havana Yacht Club erzählt. Wir wissen davon. Ein Foto eines toten Russen am Havana Yacht Club ist genau das, was wir im Moment nicht brauchen können.«
    »John würde sich besser fühlen, wenn er es hätte«, sagte Walls.
    »Wenn ich es hätte, müßte ich mir deswegen keine Sorgen machen. Und ich wüßte, daß Sie uns Ihr Vertrauen geschenkt hätten wie wir Ihnen unseres. Können Sie das tun, Arkadi, können Sie mir das Bild anvertrauen?« O’Brien streckte die Hand aus.
    Arkadi spürte den Umschlag mit dem Foto in seinem Rücken. »Ich weiß nichts über Geschäftspartnerschaften, ich habe immer direkt für den Staat gearbeitet. Aber wie wäre es damit? Wenn ich Ihr Angebot annehme, für Sie arbeite und nach einem Jahr eine Villa, ein Boot und ein befriedigendes Sozialleben habe, gebe ich Ihnen das Foto. Und bis dahin ist es sicher, weil wir, wie Sie sagen, Partner sein werden.«
    »Hörst du das?« fragte Walls. »Der Kerl fängt an zu feilschen.«
    »Er sträubt sich.« O’Brien ließ die Hand sinken. Mit einemmal sah er so alt aus, wie er war, ein wenig verbraucht, sein silbernes Haar klebte an seinen Schläfen, die feucht waren wie Schweiß am Rand der Maske eines Schauspielers, der ein leidenschaftliches Drama für ein teilnahmsloses und taubes Publikum gespielt hatte. »Ich werde Ihnen das nachsehen, Arkadi, weil Sie Russe sind. Es ist eine völlig neue Denkweise für Sie, Teil eines gemeinsamen Plans zu sein.«
    »Apropos, welcher

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