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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Titelblatt prangte ein fleckiges Bild von Revolutionären, die einen Sieg feierten, und ein rotes Banner mit der Aufschrift »Granma«. »Es ist die offizielle Parteizeitung.«
    Arkadi warf einen Blick auf das Datum. »Sie ist zwei Wochen alt.«
    »Meine Mutter liest sie nicht, sie kauft sie nur, um Lebensmittel darin einzuwickeln. Jedenfalls, was immer Luna beiseite geschafft hatte - Fernseher, Videorecorder, Schuhe -, es war weg.«
    »Er hat versucht, uns in dem Lada umzubringen. Er hat Hedy und ihren italienischen Freund getötet, wenn die Verwendung einer Machete und eines Eispickels irgendwelche Rückschlüsse erlaubt. Und wenn er in Angola Minen entschärft hat, kann er auch eine Granatenfalle aufbauen. Ich denke, der Diebstahl von Rufos Videorecorder ist das geringste von Lunas Verbrechen.«
    »Er hat lediglich auf deine Seite des Wagens eingeschlagen«, sagte Ofelia.
    »Was?« Das war eine neue Wendung, dachte Arkadi. »Mich hat er nur in den Kofferraum gesperrt.«
    »Er hätte dich ersticken lassen.«
    »Vielleicht. Du hast mich rausgeholt.«
    »Und dann hat er versucht, den Wagen kurz und klein zu schlagen.«
    »Vor allem dich.« Das kam Arkadi wie Haarspalterei vor, doch Ofelia fuhr fort: »Du bist also zum Yacht-Club gegangen und hast mich nicht gefunden. Was dann?«
    »Ich weiß es nicht genau.« Er berichtete ihr von dem Hummeressen im paladar Angola. »Die Männer sahen aus wie Militärs und nannten sich Havana Yacht Club. Wie ungewöhnlich ist es, daß Armeeoffiziere ein privates Restaurant okkupieren?«
    »Es kommt durchaus vor.«
    »Und daß sie dort Hummer essen?«
    »Vielleicht war es ihr eigener Hummer. Viele Offiziere fischen mit einer Harpune. Außerdem verkauft die Marine auch Hummer. Offiziere essen gar nicht so schlecht.«
    »Sie haben einen unglücklichen Eindruck gemacht.«
    »Wir leben in der speziellen Periode - außer uns beiden sind alle unglücklich. Was für Autos haben sie gefahren?«
    »Geländewagen.«
    »Siehst du!«
    »Aber mindestens die Hälfte hat ihre Hummer gar nicht angerührt.«
    »Das ist seltsam«, gab Ofelia zu.
    »Und es wurden keine Reden gehalten.«
    »Sehr seltsam.«
    »Das dachte ich auch nach allem, was ich über die kubanische Mentalität gelernt habe. Außerdem waren Walls, O’Brien und Mostowoi da. O’Brien hat mich als den >neuen Russen< vorgestellt, als ob ich Pribludas Platz einnehmen würde. Ich habe das Gefühl, daß sich vor meinen Augen etwas ereignet hat, was ich nicht gesehen habe. O’Brien ist mir immer ein Stück voraus.«
    »Er hat kein Verbrechen begangen.«
    »Noch nicht.« Arkadi ließ den amerikanischen Haftbefehl und den Zwanzig-Millionen-Dollar-Zuckerbetrug an Rußland geflissentlich unerwähnt. »Warum sollten sich zwanzig hochrangige Kubaner Havana Yacht Club nennen?«
    »Vielleicht ein Witz?«
    »Das war schon die Erklärung für Pribludas Foto.«
    »Glaubst du, das hier ist etwas anderes?«
    »Nein, ich glaube, daß es beide Male um dasselbe geht. Aber ich glaube nicht, daß es je ein Witz war.«
    »Hatten die Offiziere bei diesem Essen auch Namen?«
    »Ich habe keinen Namen mitbekommen. Ich habe nur gesehen, daß sie alle Guayaberas trugen und auf einem Stück Papier, das entfaltet und verlesen werden mußte, Hummer bestellt haben.
    Einige ließen ihren Hummer einfach stehen, so wie Erasmo, und haben bloß zugesehen und die Hummer gezählt. Sobald der letzte Hummer auf dem Teller lag, war das Dinner vorbei, als hätten sie einen einstimmigen Beschluß über irgend etwas gefaßt. Vielleicht werden wir es morgen erfahren. Ich treffe mich mit Walls und O’Brien, bevor ich abfliege.«
    »Solange du dein Flugzeug nicht verpaßt«, sagte Ofelia.
    Er wußte, daß sie beobachtete, wie er auf die Erwähnung seiner Abreise reagierte, doch er wußte nicht, was seine Reaktion war. Sie beide hatten sich so weit vorgewagt, daß die kleinste Bewegung sie aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte. Sein Blick fiel auf die Zeitung, in die das Bananenbrot eingewickelt war.
    »Was hat Changö vor?«
    »Wie meinst du das?« Ofelia war noch nicht bereit, das Thema zu wechseln.
    Er griff nach der Zeitung, die so gefaltet war, daß ihm das Foto einer schwarzen Puppe mit einem roten Stirnband entgegenblickte. Unter dem Foto stand: NOCHE FoiKLORICA APLAZADA. Debido a inclemendas del tiempo fue necesario aplazar el Festival Folklorica Cubano para dentro de dos semanas en el Circulo Social de los Trabajadores de la Constrttccion.
    »Sabado ist Samstag, der

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