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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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wieder.«
    »Danke.«
    »Wenn Sie nicht mitkommen können, können Sie nicht mitkommen.« Blas schob das Mikroskop und die Kamera beiseite wie ein kalt gewordenes Essen. Ofelias Augen jedoch waren weiter auf den Bildschirm gerichtet, auf ein vergrößertes Schlachtfeld sich bekämpfender Blutzellen, auf dem sie eine neue Antwort sah.
     
    9
     
    Auf dem Malecon waren mehr PNR-Streifen postiert, als Arkadi erwartet hatte. Er nahm die erste Seitenstraße, die vom Wasser wegführte, mied einen weiteren an der nächsten Ecke geparkten Streifenwagen und landete auf der Rückseite der Häuserzeile, die er gerade verlassen hatte, in einer Gasse, in der ein uralter, rot lackierter, flachfrontiger amerikanischer Jeep stand. Dahinter parkten zwei weitere Jeeps, grün und weiß, beide mit neuem Überrollbügel und Polstern. Sie glänzten im Licht von Lampen, die an einen Generator angeschlossen waren, der in einer offenen Garage stand, in der ein Mann im Overall einen Reifenschlauch betrachtete, den er in eine Wanne mit Wasser getaucht hatte. Er hob sein freundliches weißes Gesicht und trug den Schlauch zu einer Luftpumpe. »Reifen braucht Luft«, sagte er. »Da haben Sie recht, ein Reifen braucht Luft.« In der von einer vergitterten Glühbirne beleuchteten Garage war ein weiterer Jeep aufgebockt, unter dem ein arbeitender Mechaniker lag. Als der Motor aufheulte, leitete ein am Auspuffrohr befestigter Schlauch weißen Qualm in die Gasse. Auch das Fehlen von Arbeitsgruben und Hebebühnen ließ auf die provisorische Natur der Werkstatt schließen. An einem Stahlträger hing ein Motor an Ketten über einem Durcheinander von Kanistern, Werkzeugschränken, Ölkannen, Amperemetern, Reifen, Wagenhebern und Felgen. Hinter einer Werkbank stand ein Klappstuhl, an einem Brett an der Wand hingen Schlüsselringe, überall waren Schraubzwingen, Klemmen und ölige Lappen verteilt. Ein Perlenvorhang trennte einen privaten Bereich ab, und Arkadi begriff, daß er sich direkt unter Pribludas Wohnzimmer befand. Neben dem Jeep bemühte sich ein plärrendes Radio, den Motor zu übertönen. Da die Haube aufgeklappt war, konnte Arkadi den verpflanzten Lada-Motor erkennen, der in dem großen Motorraum rappelte wie eine einzelne Erbse in einer Dose. Unter dem Wagen tauchten eine Strickmütze, ein verschmiertes Gesicht und ein schmutziger Bart sowie funkelnde Augen auf, die Arkadi aus der Froschperspektive musterten. »Russe?«
    »Ja.«
    »Hatten Sie einen Unfall?«
    »Gewissermaßen.«
    »Mit dem Auto?«
    »Nein. Ich bin die Treppe runtergefallen.« Der Mechaniker blickte zum Objekt seiner Arbeit auf. »Wenn Sie einen Wagen brauchen, können Sie es auch schlechter treffen als mit dem hier. Ein 48er Jeep. Versuchen Sie mal, Ersatzteile für einen 48er Jeep zu bekommen. Ein Lada 2101 ist das Beste, was ich zu bieten habe. Ich mußte das Differential überbrücken und die Bremsen anpassen. Jetzt machen mich nur noch die Ventile und Dichtungen wahnsinnig.« Er spähte angestrengt unter den Wagen, offenbar um nach etwas zu greifen. Der Motor lief auf Hochtouren, und der Mechaniker verzog das Gesicht. »Scheiße, immer noch undicht.«
    »Sie sprechen russisch.«
    »Klug erkannt.« Der Mechaniker rollte wieder unter den Wagen und rief: »Sehen Sie irgendwo Klebeband?« Arkadi fand Schraubenschlüssel, eine Schutzbrille, Schweißhandschuhe und Sandeimer, aber kein Klebeband. »Ist Mongo nicht da?«
    »Was ist ein Mongo?« Wegen der lauten Musik war Arkadi sich nicht sicher, den Mann richtig verstanden zu haben.
    »Mongo ist ein Schwarzer in einem Overall und einer grünen Baseballkappe.«
    »Kein Mongo.«
    »Und Tico? Ein Mann, der an einem Reifen arbeitet?«
    »Der ist da.«
    »Er sucht nach einem Loch. Wahrscheinlich ist er noch den ganzen Tag damit beschäftigt.« Nach einigen, wie Arkadi annehmen mußte, kräftigen spanischen Flüchen sagte der Mechaniker: »Nun, dann müssen wir wohl durch den Arsch rein, um am Herzen zu operieren. Suchen Sie mir einen Hammer und einen Schraubenzieher, und schnappen Sie sich eine Ölwanne.« Arkadi gab ihm die Werkzeuge. »Mögen Sie Jeeps?« Der Mechaniker verschwand wieder unter dem Wagen. »Ich bin auf Jeeps spezialisiert. Die anderen amerikanischen Wagen sind zu schwer. Da muß man schon Wolgamotoren einbauen, und Wolgas sind schwer zu bekommen. Ich mag einen zähen kleinen Jeep mit einem kleinen Ladaherzen, das takatakatakataka macht. Sind Sie sicher, daß Sie kein Auto wollen?«
    »Ganz sicher.«
    »Lassen Sie sich

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