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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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jetzt wirklich nicht die Zeit für idiotische Wortspiele und Kalauer!«
    »Xanth ist zum größten Teil auf Kalauern aufgebaut«, entgegnete der Golem. »Hier muß man aufpassen, wohin man seinen Fuß setzt, sonst rutscht man noch auf den Kalauern aus, die einem ständig auflauern.«
    »Oder auf was auch immer«, murmelte Chamäleon, als sie hinter sich ein paar am Boden liegende Pferdeäpfel erblickte.
    Inzwischen galoppierte der Hengst von der sich dehnenden Wange des Ungeheuers hinunter auf seine Schulter. Die gewaltige Sphinx lehnte sich mit emporgerecktem Gesicht zurück, so daß der Abhang keineswegs senkrecht war. Der rosa Hügel, den sie emporgeklettert waren, war der sonnenverbrannte Kopf des Ungeheuers gewesen. Jeder Huftritt mußte das Geschöpf gequält haben, doch es hatte erst richtig reagiert, nachdem sie seine Augenwimpern angegriffen hatten.
    »Imbri!« rief Chamäleon zurück, als sie plötzlich merkte, daß die Mähre nicht mehr mitkam.
    »Lauft weiter!« projizierte Imbri. »Ich komme schon nach!«
    Doch auf drei Beinen konnte sie nicht gut folgen, zumal das Gesicht der Sphinx zitterte und bebte. Sie verlor ihren Halt und rollte auf das Maul zu, das gerade einen Windstoß Atemluft einsog. Verzweifelt kletterte sie davon und konnte ihm gerade noch rechtzeitig entgehen – doch dann rollte sie hilflos in die falsche Richtung die Wange hinab. Nun lag das Maul zwischen ihr und ihren Freunden. Da blieb sie vor einem weiteren Vorsprung liegen. Es war ein großes, geschwungenes Ohr. Dahinter senkte sich das Gesicht ungemütlich tief in den zerspringenden und bebenden Boden hinab.
    Imbri beschloß, zu bleiben, wo sie war. Immerhin konnte das Ohr sie nicht auffressen.
    Aber was war mit ihren Freunden? Die würden noch erwischt und zermalmt werden, denn sie befanden sich auf der gefährlichen Seite des Gesichts!
    Da hatte sie eine Idee. Sie pumpte die Kraft ihrer Traumprojektion auf maximale Stärke hoch und schickte der Sphinx eine Vision von absoluter Ruhe, von Frieden und Zufriedenheit. In diesem Bereich war Imbri nicht gerade Expertin, denn sie hatte ja immer nur Alpträume abgeliefert, aber inzwischen nannte sie eine halbe Seele ihr eigen, und das war eine sanfte Seele, die ihr nun auch dabei half, einen sanften Traum zu fabrizieren.
    Langsam beruhigte sich die gereizte Sphinx und gab dem Traum von sanften, sonnigen Weiden mit spielenden kleinen Sphinxchen nach. Kühle Nebelschwaden umschmeichelten ihren von der Sonne verbrannten Kopf. Dann schlossen sich die Augen, und das Rumpeln ließ nach.
    Vorsichtig verließ Imbri die Höhlung des Ohrs und humpelte die riesige Wange zurück, auf den wirklichen Boden zu. Doch ihre Hufe schmerzten die sonnenverbrannte Haut, so daß das Ungeheuer erneut zu erwachen begann. Hastig zog Imbri sich wieder in das schützende Ohr zurück.
    Da es ihr unmöglich war, während des Tages zu fliehen, beschloß Imbri, selbst ein Nickerchen zu halten. Sie hielt die Sphinx ruhig, indem sie ihr einen weichen, schönen Traum schickte, der gerade ausreichte, das Wesen wieder einschlafen zu lassen, als es ans Aufwachen dachte. Zum Glück schliefen Sphinxe sehr gern. Deshalb sah man sie auch nur selten durch Xanth wandern. Es gab eine Legende, die von einer Sphinx handelte, die sich nach Mundania zurückgezogen hatte, um dort einen ruhigen Ort aufzusuchen, wo sie ein paar Jahrtausende schlafen wollte. Die unwissenden Eingeborenen aber hielten sie für eine Statue und schlugen ihr die Nase ab. Das würde einen entsetzlichen Krach geben, wenn das Ungeheuer einmal erwachte und es bemerkte…
    Für die hiesige Sphinx war es inzwischen ein leichtes, wieder einzuschlafen, solange niemand auf ihrem Gesicht herumtrampelte oder ihr die Nase absprengte. Das war auch ganz gut so, wenn man die Lage bedachte, in der Imbris Gruppe sich befand.
    Als sie erwachte, war es dunkel. Jetzt konnte sie sich wieder frei bewegen. Ihr gebissenes Bein brauchte kein Gewicht abzustützen, so daß sie sich mühelos entmaterialisieren konnte. Sie erhob sich und galoppierte durch den Kopf der Sphinx, wo noch immer süße Träume umherschwirrten und ihre Hufe mit Zucker und Honig überzogen. Sie kam am anderen Ohr heraus und bewegte sich gen Norden auf den See zu. Schon bald hatte sie ihn entdeckt – wie auch das Lager der anderen.
    Chamäleon erspähte sie als erste.
    »Mähre Imbrium!« rief sie freudig.
    »Du bist also entkommen!« Sie umarmte Imbri heftig, und die Mähre nahm zur Feier feste Gestalt an.
    »Sie

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