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Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angélique Mundt
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es recht sein. Er erhob sich. »Vielen Dank für Ihre Unterstützung.« Neumann nahm seine Hand nach kurzem Zögern, es war nur der Bruchteil einer Sekunde, doch es entging Koster nicht. Da schien er sich einen Feind gemacht zu haben. Er war sehr gespannt darauf, ob Neumann morgen seine Speichelprobe abgab. Was, wenn nicht? Nun, das wäre wirklich auffällig. Liebchen würde sich freuen, dem Oberarzt einmal auf den Zahn zu fühlen. Vielleicht sollte er sofort damit anfangen.
    Mit einem Nicken ließ er die beiden Männer am Konferenztisch sitzen und trat den Rückzug an. Kaum aus dem Büro atmete er erst einmal tief durch. Geschafft. Und der Keks hatte gar nicht übel geschmeckt.
    Unten auf der Station blieb Koster in der Tür zum Aufenthaltsraum stehen. Einige Patienten sorgten für eine eigentümliche Klangkulisse. Einer zupfte an einer Gitarre und sang leise dazu. Er hatte eine ganz passable Stimme, fand Koster. Eine Frau stand vor dem Gitarrenspieler und starrte ihn mit offenem Mund ehrfurchtsvoll an. Am Esstisch hockte Patrick Bollmus vor einem verspäteten Mittagessen. Er kommentierte jeden seiner Bissen: »Noch ein Löffelchen Fleisch. In fader brauner Soße. Für die Jungfrau Maria. Ein wenig Kartoffelbrei. Für den Patrick. Die Karotten müssen warten, die sind noch nicht dran. Gott wird ihn strafen.«
    So richtig verstehen konnte er diese Selbstgespräche nicht. Koster ging kopfschüttelnd ins Dienstzimmer. Dort traf er Schwester Mathilde. Sie saß im angeregten Plausch mit einem hageren Mann mit schütteren Haaren. Seine Lesebrille war ihm gefährlich tief die Nase heruntergerutscht. In der einen Hand hielt er die BILD -Zeitung, in der anderen einen Becher Kaffee. Er machte nicht den Eindruck, als wolle er so bald wieder aufstehen.
    Worüber sie wohl in dieser düsteren Umgebung lachten, fragte Koster sich. Er wandte sich an Schwester Mathilde. »Ich möchte mit Herrn Brömme und Doktor Ravens sprechen. Können Sie mir noch einmal einen Raum zur Verfügung stellen?«
    Beide bedachten Koster weiterhin mit strahlenden Gesichtern.
    »Wollen Sie nicht einfach wieder zu Tessa gehen? Die ist in ihrem Büro, Sie können einfach klopfen«, sagte Mathilde.
    »Und ich suche Ihnen Herrn Brömme«, meinte der Mann und erhob sich dann doch erstaunlich schnell.
    Koster wollte ablehnen. Er trug es Tessa nach, dass sie ihm nichts von dem Telefonat erzählt hatte. Aber der Mann reichte ihm bereits die Hand.
    »Ich bringe Sie. Buchholz, ich bin der Sozialarbeiter der Station.«
    Eine Minute später klopfte Buchholz bereits an Tessas Tür und riss sie auf. Langsam, dachte Koster.
    »Hey, Tessa, die Polizei …« Buchholz stoppte abrupt. »Oh, das ist wohl kein guter Zeitpunkt?«, fragte er.
    Koster sah, wie Paul Nika sich schwerfällig aus dem Sessel erhob, als ob eine große Last auf seinen Schultern lag.
    »Wir sind gerade fertig«, sagte Nika. An der Tür drehte er sich noch einmal zu Tessa um. »Warum tust du das, Tessa? Das hätte ich nicht gedacht.« Er drängelte sich wortlos an Buchholz und Koster vorbei. Buchholz zog die Schultern hoch und ließ Koster in der nachfolgenden Stille zurück.
    Koster hob fragend eine Augenbraue.
    »Es geht schon. Mich hat die Beerdigung mitgenommen. Auch Psychoklempner haben mitunter Probleme.« Sie wies verkrampft lächelnd auf die Sessel, setzte sich aber selbst hinter ihren Schreibtisch.
    »Klar. Ich möchte mit dir …« Weiter kam Koster nicht, denn in diesem Moment öffnete David Brömme die Tür und trat ein. Er blieb stehen und schaute zwischen ihnen hin und her. Jetzt stehen wir wie zwei Idioten vor ihr, dachte Koster.
    »Setzen wir uns. Herr Brömme, ich möchte mit Ihnen über das Telefonat sprechen«, erklärte Koster und wartete. »Sie haben Frau Doktor Ravens erzählt, dass Sie Frau Henke dabei gehört haben, wie sie einen Mann erpresste?«
    »Haben Sie geweint?« Brömme hatte nur Augen für Tessa.
    »Nein, aber ich bin von der Beerdigung berührt. Sind jetzt alle zufrieden?«
    Koster fand ihren Ton unangemessen ironisch.
    »Was haben Sie also genau gehört? Bitte wiederholen Sie es Wort für Wort.« Koster versuchte Brömmes Aufmerksamkeit zurückzugewinnen.
    »Sie hat gesagt, dass er zahlen soll, für sie und ihre Tochter.«
    »Was glauben Sie, mit wem sie gesprochen hat?«, fragte Koster weiter und versuchte vergeblich Augenkontakt herzustellen.
    »Ich vermute mit dem Vater ihrer Tochter?«
    Brömme schien sich nicht auf das Gespräch konzentrieren zu können. Immer

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