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Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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warten. Da habe ich dich im Garten gesehen. Du hast mit einem Hund gespielt. Einem weißen Hund mit schwarzen Flecken. Ich weiß nicht mehr, wie sie heißen.«
      »Dalmatiner«, sagte ich. Seit vielen Jahren fiel mir die gute alte Trudi zum erstenmal wieder ein.
      »Der hübsch gekleidete amerikanische Enkel vom Capo. Mein Gott, wie habe ich dich damals gehaßt! Ich hätte dir am liebsten Dreck ins Haar geschmiert.« Er holte aus irgendeiner Tasche einen Zigarrenstummel hervor, zündete ihn an und ging vor mir in die Hocke. »Ich habe gehört, daß du mit dem Capo nicht mehr ausgekommen bist, nachdem sie deine Mutter erledigt hatten.« Er spuckte aus. »Mafiaschweine. Aber wie man hört, hat er inzwischen fast reinen Tisch gemacht.«
      Ich hätte ihn gern gefragt, was er damit meinte, aber die Gelegenheit war wohl nicht günstig. Er streckte die Hand aus und zupfte an meinem Tarnanzug.
      »Was soll das alles? Als ich dich zum erstenmal zwischen den Bäumen gesehen habe, da habe ich mir schon gedacht, jetzt schicken sie uns wieder die Soldaten.«
      Inzwischen konnte ich wieder klarer sehen – auch das Mädchen und die beiden Kerle, die voller Interesse mein Sturmgewehr untersuchten. Sie waren genauso unrasiert und abgerissen wie Serafino. Jeder von ihnen hatte eine Schrotflinte über die Schulter gehängt.
      Ich setzte mich mühsam auf. »Ich kann das nicht alles noch einmal wiederholen. Frag sie doch.«
      Er stritt sich nicht mit mir, sondern drehte sich einfach um und ging zu Joanna Truscott hinüber. Ein paar Schritte abseits von uns unterhielten sie sich leise eine Weile. Ich zog meine Zigaretten heraus. Als ich mir eine anzündete, senkte der Mann, der gerade über den Lauf der A. K. hinweg visierte, die Waffe und schnippte mit den Fingern.
      Ich warf ihm die Packung hinüber. Die beiden sahen einander so ähnlich, daß ich sagte: »Ihr seid vermutlich die Vivaldi-Brüder.«
      Der Mann mit dem Gewehr nickte. »Ich bin Augusto, er heißt Pietro. Aber von ihm kannst du nicht viel erwarten.« Er tippte sich an die Stirn. »Er hat sie nicht alle, und sprechen kann er auch nicht.«
      Pietro verzog die Lippen und zeigte mir ein halbes Dutzend schwarzer Zahnstummel und sonst nichts. Sein breites, albernes Grinsen erinnerte mich an eine Cheshire-Katze. Vermutlich feixte er genauso, wenn er jemandem den Kopf von den Schultern schoß.
      Als nächstes konnte sehr wohl mein Kopf an der Reihe sein. Ein wirklich erfreulicher Gedanke! Dann kam Serafino zurück, und ich sah schon seiner Miene an, daß die Sache in Ordnung war.
      »Es ist zum Lachen«, sagte er, »wenn ich daran denke, wie oft der alte Barbaccia versucht hat, mich zu erledigen. Aber schließlich sind wir ja auch nicht blutsverwandt.«
      Ein unwesentlicher kleiner Unterschied, aber mir reichte er.
      »Kann ich meine Waffen wiederhaben?« fragte ich.
      »Ich weiß nicht recht, wir könnten sie selbst gut gebrauchen.« Die Sache widerstrebte ihm zwar, aber dann ließ er sich zu einer entgegenkommenden Geste herab. »Gib ihm den Revolver wieder, den Rest behalten wir.«
      Augusto überreichte mir den Smith & Wesson. Er schien darüber nicht glücklich zu sein. Ich schob ihn in mein Halfter. Sie wußten wohl nicht, daß ich ihnen aus dieser Entfernung innerhalb einer Sekunde jedem eine Kugel in den Kopf jagen konnte.
      Dann stiegen wir im Gänsemarsch zwischen den Bäumen hinab.
      Serafino und ich bildeten den Abschluß. Offenbar hatte er Hoffers fünfundzwanzigtausend Dollar immer noch irgendwo in einer alten Keksdose vergraben. Die ganze Geschichte kam ihm sehr spaßig vor, und er lachte immer wieder, als er sie mir erzählte.
      »Schön, ich habe also ein paar Leute umgebracht, so ist das Leben nun einmal.« Er kratzte sich heftig am Kinn. »Ich habe auch ein paar Aufträge für Hoffer erledigt, als er mit den Bauarbeitern an der neuen Straße durch die Berge seinen Ärger hatte. Ein oder zwei davon haben wir verprügelt und ein paar Gewerkschaftler in eine Felsspalte geschmissen. Dann setzte er sich über einen Freund mit mir in Verbindung und machte mir den Vorschlag mit dem Mädchen.«
      »Hast du denn gewußt, wer sie war?«
      »Keine Ahnung. Er hat mir nur gesagt, sie habe ihn erpreßt – sie könnte ihn ruinieren, wenn man nicht dafür sorgt, daß sie für immer den Mund hält. Ich habe auf Vorauszahlung bestanden, und da ich das Geld ohnehin schon hatte, gefiel sie mir recht gut, als ich sie

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