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Nacht ohne Schatten

Nacht ohne Schatten

Titel: Nacht ohne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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dass die Türen aufgebrochen wurden.«
    Sie habe keinen Schlüssel zu Nadas Atelier, hat Thea Markus ausgesagt. Stimmt das? Du musst ruhig bleiben, ermahnt Judith sich stumm. Vielleicht hast du ja immerhin die Tatwaffe sichergestellt. Ein Schnitzmesser von Thea Markus. Hat der Täter Judith beobachtet, als sie es an sich nahm? Hat er das auf andere Weise erfahren? Oder wollte er durch den Brand gerade verhindern, dass das Messer gefunden wird? Doch der Brandherd war nicht in Thea Markus’, sondern in Nadas Atelier. Warum überhaupt ein Feuer, das so offensichtlich einen Zusammenhang mit den anderen Verbrechen herstellt? Weil der Täter ein Zeichen setzen wollte, blindwütig zerstören? Weil sich, was er vernichten wollte, nicht anders vernichten ließ? Der Täter oder die Täterin, bislang wissen sie ja nicht einmal das. Und vielleicht ist dieser Brand ja nur eine grandiose Inszenierung, die eine Verbindung zur Causa Baldi vortäuschen will. Wenn es eine Inszenierung ist, geht sie wohl jedenfalls nicht auf das Konto einer Immobiliengesellschaft. Oder doch?
    Die Brandermittler treffen ein, schieben Judith weg von den Ateliers.
    Â»Kein Personenschaden, aber da ist ein kleines Vermögen verbrannt. Kameras, Scheinwerfer, Stereoanlage, Projektoren, Computer«, lautet ihre Diagnose nach der ersten Inspektion.
    War es das, was Täter oder Täterin vernichten wollte? Daten oder Fotos, die ihn oder sie in irgendeiner Weise belasteten? Das Bild von dem Laptop in Nadas Wohnung überfällt Judith völlig unvermittelt. Sie rennt los, wirft sich Augenblicke später auf die Rückbank eines Polizeiautos, das sie mit Blaulicht ins Eigelsteinviertel bringt.
    Sie versucht, Millstätt zu erreichen, dann Kühn, gibt es auf. Sie springt aus dem Wagen, sobald er vor Nadas Haustür abbremst. Verliert fast das Gleichgewicht, fängt sich, hustet,drückt mit der Handfläche auf die Klingeln, bis jemand durch die Gegensprechanlage schimpft. Noch schlagen keine Flammen aus Nadas Wohnung, noch besteht die Chance, dass sie rechtzeitig kommt.
    Eine vollkommen schlaftrunkene Patricia Lohmann starrt Judith und den beiden Polizeimeistern im Treppenhaus entgegen.
    Â»Der Schlüssel zu Nadas Wohnung, geben Sie ihn mir, sofort.«
    Die junge Frau setzt sich in Bewegung. Langsam und augenscheinlich zu müde, um zu protestieren. Judith folgt ihr in die Küche, schubst sie fast hinein, entreißt ihr den Schlüssel.
    Â»Hat außer Ihnen in letzter Zeit jemand diesen Schlüssel benutzt? Haben Sie etwas von Nada gehört?«
    Benommen schüttelt Patricia Lohmann den Kopf.
    Â»Wann waren Sie das letzte Mal drüben?«
    Â»Gestern. Gestern Nachmittag.«
    Â»Und alles war normal?«
    Â»Warum fragen Sie, was soll das alles?«
    Â»Fehlte etwas in der Wohnung Ihrer Nachbarin, war etwas verändert?«
    Â»Nein, ich glaube nicht.«
    Â»Warten Sie hier.«
    Judith lässt sich von einem der Polizeimeister Handschuhe geben. Sie drängen sich neben sie, sichern die Wohnung mit erhobenen Waffen. Aber es ist zu spät. Sie sieht augenblicklich, dass der Täter schneller war.
    * * *
    Das Tattoo auf Sonjas Bauch macht ihn wahnsinnig, wie überhaupt die ganze Frau. Ein chinesisches Zeichen, dessen Bedeutung sie ihm noch immer nicht verraten will. Regen trommelt auf die Windschutzscheibe seines GTI, das spärliche Morgenlicht verschanzt sich hinter den Wolken, doch das Mistwetterstört Manni nicht. Wenn Sonja schläft, wühlt sie sich ganz tief in die Kissen und rollt sich zusammen wie ein kleines, warmes Tier. Es war schön, ihren Atem auf seiner Haut zu spüren, der im Schlaf wieder ruhig und gleichmäßig war, nicht so wie vorher, als sie es miteinander trieben, bis sich alles zu drehen schien. Er hat ihren Namen geschrien, als er kam.
    Die Atmosphäre im Besprechungsraum des KK 11 ist das reinste Gegenprogramm zu dieser Nacht. Angespannt, lauernd, und als reiche das nicht, stinkt es angebrannt, so wie früher, als bei den Konferenzen noch geraucht werden durfte und immer irgendein Kollege seine Kippe im Aschenbecher verkohlen ließ. Manni sackt auf einen freien Stuhl, froh, dass niemand seine Verspätung kommentiert.
    Â»Nada. Bürgerlicher Name: Nanette Dannen. Beruf: Künstlerin. Alter: 28 . Größe: 1,81 Meter. Familienstand: ledig. Keine Kinder. Wohnhaft: Eigelstein 23 , Köln.« Judith Krieger beamt ein Meldeamtsfoto an

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