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Nacht ohne Schatten

Nacht ohne Schatten

Titel: Nacht ohne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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schon vor Jahren aufgehört.«
    Â»Dann sollten Sie lieber nicht wieder anfangen.«
    Â»Keine Sorge, bei den Preisen kann ich mir das gar nicht leisten.«
    Auch Judith dreht sich eine Zigarette, und eine Weile rauchen sie schweigend und sehen in die Flammen, die der Situation etwas Unwirkliches, Archaisches geben, als säßen sie an einem Lagerfeuer unter freiem Himmel.
    Â»Ihr Unfall damals«, sagt Judith. »Mein Kollege hat das recherchiert.«
    Ohne den Feuerschein würde das Gesicht der Bildhauerin wie eine Totenmaske wirken, so schwarz ist ihr Haar im Gegensatz zur Haut. So hell, fast durchsichtig, wirken ihre Augen.
    Â»Das Kennzeichen war verdreckt und unbeleuchtet«, sagt Judith leise. »Der VW Käfer raste direkt auf Sie zu. Das haben mehrere Zeugen ausgesagt.«
    Â»Das hat doch nichts mit Ihren Ermittlungen zu tun.«
    Â»Haben Sie nie überlegt, ob jemand Sie mit Absicht verletzen wollte?«
    Thea Markus packt den Meißel fester. »Wer hätte das tun sollen?«
    Â»Ein sitzengelassener Liebhaber? Ein Konkurrent?«
    Â»Das ist doch Quatsch. Es war ein Unfall. Es war spätabends, und ich kam aus der Kneipe. Ich lief auf dem Bürgersteig, das weiß ich noch. Ich hatte etwas zu viel getrunken und der Fahrer dieses Wagens vermutlich auch. Er war plötzlich da. Die Scheinwerfer blendeten mich. Bumm. Das war’s.«
    Judith deutet auf das Knie der Bildhauerin. »Und an den Folgen leiden Sie noch heute.«
    Â»Andere sind gelähmt oder haben Krebs.«
    Sie ist nicht ehrlich, denkt Judith wieder. Sie betrachtet die Hände der Künstlerin, kräftige Hände, die Stein formen können, mit Werkzeug umgehen. Doch Thea Markus ist nicht groß genug, um auf das Täterprofil zu passen, das die Petrowa entworfen hat. Nicht groß genug und gehbehindert.
    Â»Nada«, sagt Judith. »Wie groß ist sie eigentlich?«
    Ãœberrascht sieht Thea Markus sie an. »Etliche Zentimeter größer als ich.«
    Â»Und Sie sind?«
    Â» 1,68 Meter.«
    Ich brauche diese Nada, ich muss mit ihr reden, denkt Judith müde. Wenn sie heute Abend nicht auf dieser Gala ist, leite ich die Fahndung nach ihr ein.
    Thea Markus fischt ein paar neue Zweige vom Boden und wirft sie in den Holzofen. Stochert mit dem Meißel hinterher.
    Â»Eine der Spuren, die wir verfolgen, führt ins Rotlichtmilieu«, sagt Judith. »Halten Sie es für vorstellbar, dass Nada dorthin Verbindungen hatte?«
    Thea Markus lacht. »Sie meinen, ob sie eine Prostituierte ist?«
    Â»Vielleicht hatte sie Kontakte wegen eines Kunstprojekts?«
    Â»Hören Sie, ich kann Ihnen nichts zu den Morden sagen. Ich weiß nicht, wo Nada ist. Und ich bin ganz sicher keine Expertin für ihr Sexualleben.«
    Â»Wer ist denn ein Experte dafür? Paul Klett?«
    Â»Fragen Sie ihn selbst.«
    Â»Ich frage Sie.«
    Wieder pocht die Ader an Thea Markus’ Schläfe. »Nada nimmt sich, wen sie haben will«, sagt sie, ohne Judith anzusehen. Sie steht auf, schwer auf ihren Gehstock gestützt. »Kommen Sie heute Abend wieder und reden mit ihr. Ich hab jetzt zu tun.«
    * * *
    Gleich am Morgen hat Ekaterina sich endlich ein Herz gefasst und Oberarzt Müller gebeten, sie nicht mehr Katja zu nennen. Ich verbinde keine guten Erinnerungen mit diesem Namen, hat sie behauptet, was so nicht stimmt, und Müller schien das zu merken, jedenfalls hat er sie auf eine Weise angesehen, dass Ekaterina sich ganz durchsichtig fühlte, gerade so, als läge sie im Lichtkegel der OP-Lampen vor ihm auf einem Sektionstisch. Und dann hat sie sich verhaspelt und prompt vergessen, von der Chlamydien-Untersuchung zu berichten, die sie im Labor in Auftrag gegeben hat. Und das, obwohl sie Müller nach der Geschichte mit den Messerabdrücken ausdrücklich versprochen hatte, keine Alleingänge mehr zu unternehmen.
    Ekaterina beschleunigt ihre Schritte. Sie wollte Müller noch informieren, nachdem sie sich wieder gefasst hatte, aber dann war keine Zeit dazu gewesen, wegen des Projekts. Gleich für zwei neue Fälle hat sie an diesem Vormittag Akten anlegenmüssen. Eine I9-jährige werdende Mutter, die durch die Fußtritte ihres sogenannten Freundes und Kindsvaters beinahe das Baby verloren hätte und nun nicht mehr aufhören kann zu weinen. Und eine ausgemergelte 53 -Jährige mit von diversen Brüchen gezeichneter Nase. Nachbarn hatten die Polizei alarmiert,

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