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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ein Feuer.
    »Nehmt Aaron Crown lieber in Einzelhaft, Cap«, sagte ich.
    Er stellte den Motor ab und spie einen Strahl Kautabak aus dem Fenster.
    »Wenn er drum bittet«, erwiderte er.
    »Wird er nicht.«
    »Das is’ dann seine Sache, gottverdammt noch mal.«
    Der Captain ging auf seinen Stock gestützt ein Stück ins Feld hinaus und hielt ihn dann hoch. Aaron blinzelte durch den Staub, die Hitze und die Auspuffdämpfe, nahm dann das Gas zurück, ohne den Motor abzustellen, so als wollte er nicht völlig auf die Maschinenkraft verzichten, die er den ganzen Tag zwischen seinen Schenkeln gespürt hatte.
    Aaron kam auf uns zu und wischte sich das Gesicht mit einem schmutzigen Taschentuch ab. Er ging an den Schwarzen vorbei, die um das Feuer standen und sich ungerührt weiter unterhielten, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    Er blieb neben dem Pick-up stehen, umrahmt von der Sonne, die wie ein gelb gleißender Ball über dem Mississippi-Damm hing.
    »Ja, Sir?«, sagte er zum Captain.
    »Wasser fassen und pissen, Crown«, sagte der Captain. Er humpelte an seinem Stock in den Schatten eines Gummibaums, zündete seine Pfeife an und wandte das Gesicht dann in den leichten Wind, der vom Fluss her wehte.
    »Soweit ich weiß, haben Sie hier Ärger«, sagte ich.
    »Von mir ham Sie das nicht.«
    Er ging zu dem Wassertank, der mit einem Spannseil an der Bordwand des Pick-ups festgezurrt war. Er füllte einen Pappbecher und trank ihn aus, hatte den Blick unverwandt auf das Feld gerichtet, auf dem die Staubschwaden im Wind tanzten.
    »Geht’s um die Schwarzen Guerillas?«, fragte ich.
    »Mit Farbigen-Organisationen kenn ich mich nich’ aus.«
    »Ich weiß nicht, ob Sie schuldig sind oder nicht, Aaron. Aber auf dem Anstaltfriedhof oben am Point Lookout liegen lauter Männer, die genau die gleiche Einstellung hatten.«
    »In dem Damm da drüben sind ebenfalls Tote. So is’ das halt.« Er knüllte den Pappbecher zusammen, knetete ihn in der Hand und mahlte mit der Kinnlade.
    »Ich habe vor, mit einem Anwalt in Baton Rouge zu reden, den ich kenne, einem Bürgerrechtler. Es ist aber ein Schwarzer. Stört Sie das?«
    »Mir isses scheißegal, was er ist. Ich hab Ihnen doch schon gesagt, dass ich mich nicht beklagen tu, solang ich nicht mit einem von denen in die Zelle komm.«
    »Die fressen Sie bei lebendigem Leib, Partner.«
    Er trat einen Schritt auf mich zu, ließ die Hände herabhängen, doch es schien, als ob sie gegen unsichtbare Drähte ankämpften.
    »Ein Mann muss sich an seine Grundsätze halten. Ich hab um nix weiter gebeten, als dass ich rauskomm ... Gottverdammt, bestelln Sie meiner Tochter, dass sie sich keine Sorgen zu machen braucht«, sagte er, und das Wasser stieg ihm in die Augen. Der Kragen seines Drillichhemds spannte sich über der breiten Brust. Er atmete durch den Mund, ballte ohnmächtig die Fäuste und verzog das Gesicht, als bringe er die Worte nicht heraus, die ihm auf der Zunge lagen.
    Bei Einbruch der Dunkelheit kam ich heim, musste dann aber gleich wieder los, diesmal mit Helen Soileau, die mit mir zu einem Nachtclub fuhr, einer Bretterbude, die an einer Nebenstraße lag, um einer Vermisstenmeldung nachzugehen.
    »Tut mir Leid, dass ich dich noch mal rausscheuchen muss, Dave, aber die Großmutter jammert mir am Telefon schon den ganzen Tag die Ohren voll«, sagte Helen. »Ich hab zwei, drei Anrufe gemacht, und es sieht so aus, als ob sie die Wahrheit sagt. Die Kleine ist keine von der Sorte, die einfach abhaut, ohne jemand Bescheid zu sagen.«
    Am Abend zuvor hatte eine schwarze Bedienung in Begleitung eines Weißen den Club verlassen. Sie war nicht nach Hause gekommen, und tags darauf war sie auch nicht zum Dienst erschienen. Die Großmutter, die in der Küche des Clubs als Köchin arbeitete, wohnte in einem kleinen Holzhaus etwa hundert Meter weiter. Sie war stämmig, hatte graue Haare und litt an einer seltsamen Hautkrankheit, die weiß und rosa verfärbte Flecken in ihre Hände fraß. Und sie war außer sich vor Schmerz und Unmut.
    »Wir finden sie. Ich versprech’s Ihnen«, sagte Helen, als wir auf der blanken Erde vor dem Haus standen und zu der kleinen, hell erleuchteten Veranda hinaufschauten.
    »Und warum tut ihr euch dann nicht gleich um? Wieso dauert es den ganzen Tag, bis ihr hier rauskommt?«, fragte sie.
    »Erzählen Sie mir noch mal, wie der Mann ausgesehen hat«, sagte ich.
    »Hat ’n nagelneuen Lincoln gefahren. Hat ’n rosiges Gesicht, länglich wie ein Ei. Helle Haare, die weder

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