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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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hatten auch davor nicht Halt gemacht. Die Eichen waren abgesägt, die Wurzelstöcke von den Planierraupen zu Brei zermahlen, die Flussufer zubetoniert, damit man Parkplätze anlegen konnte. Über dieser schönen neuen Stadtlandschaft ragte das Hotel Acadiana auf, in das Bauunternehmer, Landerschließer und Gewerkschaftsbosse aus dem ganzen Staat gekommen waren, um ihrem neuen Gouverneur für dreihundert Dollar pro Gedeck die Ehre zu erweisen.
    »Hörst du, wie die kleinen Schweinsfüße zum Trog trippeln?«, fragte Helen Soileau. Wir standen links und rechts vom Eingang zum Bankettsaal auf Posten. Drinnen spielte eine Jazzcombo. Helen steigerte sich immer mehr in ihre schlechte Laune hinein.
    »Was für eine Bande ... Hast du Karyn an der Bar gesehen? Ich glaube, die ist schon ziemlich blau.«
    »Ich glaube, sie fühlt sich nicht ganz wohl unter ihrer neuen Gefolgschaft.«
    »Jedenfalls nicht bei Tageslicht ... Schau mal, wer da kommt.«
    Persephone Green trug ein schwarzes, durchsichtiges Abendkleid und ein Halsband aus Saphiren und Diamanten. Ihre Schultern waren so weiß und glatt wie Mondstein.
    »Woher kennst du Dock Greens Frau?«, fragte ich.
    »Ich war Streifenpolizistin in New Orleans, als sie bei ihrem Haus im Garden District einen Spanner erschossen hat. Sie hat fünfmal geschossen.«
    Persephone Green blieb in der Tür zum Bankettsaal stehen. Ihre schwarze, mit Pailletten besetzte Handtasche hing an einer dünnen Kordel an ihrem Handgelenk.
    »Sie kommen herum«, sagte sie zu mir. Ihre Haare waren glatt nach hinten gerafft und mit Diamantsplittern durchsetzt.
    »Ich achte auf das allgemeine Wohlergehen und dergleichen mehr«, sagte ich.
    »Ich bin überzeugt, dass wir alle ruhiger schlafen werden.« Ihr Blick schweifte wie beiläufig über Helens Gesicht. »Gibt es einen Grund dafür, dass Sie mich so anglotzen, Madam?«
    »Nein, Ma’am.«
    »Kennen wir uns?«
    »Ich war als Erste am Tatort, als Sie den Schwarzen bei Ihrem Swimmingpool abgeknallt haben. Ich habe seinen Kopf aus dem Wasser gezogen«, sagte Helen.
    »O ja, wie konnte ich das nur vergessen? Sie sind die reizende Person, die gewisse Anschuldigungen vorgebracht hat.«
    »Eigentlich nicht. Ich seh nachts vermutlich nicht besonders gut. Ich war die Einzige, der die Schmauchspur an der Augenbraue von dem Typ aufgefallen ist«, sagte Helen.
    »Stimmt genau, Sie haben damals ein bisschen Stunk gemacht, richtig?«
    »Der zuständige Ermittler hatte vermutlich bessere Augen. Er ist noch im gleichen Jahr vorzeitig in den Ruhestand getreten und hat sich draußen in Metairie einen Schnapsladen gekauft«, sagte Helen.
    »Oh, was für ein schlauer Kartoffelsack.«
    Persephone Green ging in den Bankettsaal. Ihr Abendkleid hatte hinten einen tiefen V-Ausschnitt, der fast bis zum Steißbein reichte.
    »Ich geh rauf aufs Dach«, sagte Helen.
    »Lass dich von ihr nicht anmachen.«
    »Morgen bin ich diesen Scheiß los. Wenn’s dem Alten nicht passt, kann er meine Marke haben.«
    Ich schaute ihr nach, als sie durch die Menschenmenge in Richtung Lastenaufzug ging, den Rücken gestrafft, die Arme angewinkelt, und eine Miene zeigte, die kein Lächeln duldete und bei deren Anblick sich die Leute abwandten.
    Ich ging durch die Konferenzräume, das Restaurant und den Bereich um die Bar. Karyn LaRose und Jerry Joe Plumb tanzten bei der Bühne, auf der die Band spielte. Ihr Abendkleid sah aus wie geeister rosa Champagner, den man ihr auf den Leib gegossen hatte. Sie löste sich von Jerry Joe und kam zu mir. Ihr Gesicht war rot und erhitzt, ihr Atem roch nach Kirschen und Bourbon.
    »Tanz mit mir«, sagte sie.
    »Geht nicht, ich bin im Dienst.«
    »Doch, es geht.« Sie ergriff meine Hand, hielt sie fest und reckte das Kinn. Ihre Augen strahlten, so als hinge sie einem Gedanken nach, einer Erinnerung, die sie auskostete.
    »Sieht so aus, als ob du dich bestens amüsierst«, sagte ich.
    »Ich kenne nur eine Sache, die genauso gut tut wie ein Wahlsieg«, sagte sie. Ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel.
    »Besorg dir lieber einen Kaffee, Karyn.«
    »Du bist ein Sauertopf. Aber du wirst trotzdem in Baton Rouge landen, mein Schnuckelputz.«
    »Adios«,
sagte ich, befreite mich und ging durch die Seitentür hinaus auf den Parkplatz.
    Draußen war es warm und drückend, und ein gelber, verhangener Mond stand am Himmel. Auf dem Parkplatz waren Cops aus Lafayette postiert und auf dem Dach Angehörige der State Police mit Gewehren. Ich begab mich zur Rückseite des Hotels und

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