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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Handschuhe.
    Sie nahm stillschweigend auf dem zweiten Sitz Platz und gab Stonehorn den Startschlüssel.
    Er glitt auf den Fahrersitz, ließ an, horchte mit der steten Sorgfalt des guten Fahrers auf den Motor, fuhr rückwärts auf die leere Fahrbahn und wendete. Mit einer mäßigen Geschwindigkeit lenkte er in die Straße zu dem Tal hinein, an dessen Hang das Haus der Kings stand. Er sah Queenie während dieser Fahrt nicht an, fragte auch nichts.
    Als der Wagen gegen Mittag an die Abzweigung des zerfurchten Weges gelangte, verminderte er das Tempo noch mehr, und während er die Räder so geschickt wie je über die harten Furchen balancieren ließ, stellte er die erste Frage an seine Frau:
    »Was hast du vor der Polizei ausgesagt?«
    »Jetzt eben, als Johnson mich zurückhielt?«
    »Nein, vor… ich weiß es nicht genau. Vor drei oder vier Wochen könnte es gewesen sein. Als ich weg war.«
    »Die Polizei hat sich nicht gerührt. Es hat mich niemand befragt. Ich hatte daher auch nicht zu entscheiden, ob ich etwas sage oder was ich sage.«
    Der Wagen erreichte die Wiese vor dem Haus. Stonehorn bremste. Der Wagen hielt. Ehe Stonehorn vom Steuer ging, betrachtete er lange seine Frau.
    »Ich will dir also glauben. Dann haben die anderen gelogen… diese… Herren. Ich dachte es mir. Es ist so üblich.« Seine Stimme hatte nach wie vor den fremden Klang. »Und was gab es, während ich bei Shaw saß?«
    »Sie behaupteten, du habest eine Neigung zu Rauschgiften. Sie wissen jetzt, daß Booth nicht bei der Wahrheit geblieben ist. Sie haben Angst, daß du dich auf indianische Weise an ihm und an Hospitalärzten und Beamten rächen könntest.«
    »Mögen sie Angst haben.« Stonehorn zeigte bei den Worten nicht die Ironie, die alle an ihm kannten. Was Queenie über seine Züge huschen sah, war der Haß. »Du wirst mir noch Wort für Wort erzählen, was sie gesprochen haben?«
    »Ja.«
    Die beiden verließen den Wagen und gingen miteinander zum Haus. Vielleicht hatte Stonehorn erst Queenies Antwort auf seine beiden Fragen hören wollen, ehe er bereit war, mit ihr wieder an einem Tisch zu essen und auf der gleichen Lagerstatt zu schlafen. – In der Stube begrüßte Stonehorn die Großmutter mit der Achtung, die dieser alten Frau gebührte, und griff dann nach den Jagdgewehren in der Ecke.
    »Wer hat sie geputzt?«
    »Ich«, sagte Queenie.
    Stonehorn lachte auf. »Du!« Er suchte die Munition an ihrem gewohnten Platz, fand sie vor, lud beide Schußwaffen, sicherte und stellte das Gewehr des verstorbenen Vaters zurück in die Ecke. Das seine behielt er in der Hand. Als er damit hinausging, zögerte Queenie, aber er gab ihr ein Zeichen mitzukommen, und sie sahen zusammen nach den Pferden.
    »Du hast ihn ja noch!« Er meinte den Scheckhengst, der sich zu seinem Reiter herandrängte und die anderen Tiere wegscheuchte.
    »Zwei Raten kann ich noch bezahlen«, berichtete Queenie, »das Geld dafür ist da. Das weitere wird sich finden.«
    »Wofür willst du ihn haben? Zur Zucht genügt der andere.«
    »Für dich will ich ihn haben.«
    Queenie sah ihrem Mann in das Gesicht. Nicht nur seine Augen wirkten verschwommen; seine Wangen, die hager gewesen waren, erschienen aufgeschwemmt. Es war eine unnatürliche Veränderung an ihm vorgegangen.
    Die Großmutter kam mit dem großen Stück Fleisch. Als Queenie sie fragend anschaute, was sie wohl hier damit wolle, sagte die alte Frau: »Wenn es euch recht ist, gehen wir damit hinauf an unseren Platz. Ich mache ein kleines Feuer, und wir rösten das Fleisch in der Asche.«
    Stonehorn schien einverstanden, und so wanderten sie zu dritt zu dem Platz, an dem Stonehorn vor dem Rodeo Queenie auf den bevorstehenden Angriff der Gangster auf ihn, den Abtrünnigen, und auf seinen möglichen Tod vorbereitet hatte. Die Wochen, die seitdem verflossen waren, erschienen wie eine Kluft, die Lebensabschnitte trennt.
    Die beiden Frauen sammelten etwas dürres Holz, das jetzt nicht schwer zu finden war. Die Großmutter schnitt die Fleischstücke, und dann begann das Holz in den Flammen und das Fleisch in der Asche zu duften. Die beiden Frauen und Stonehorn verzehrten die gerösteten Schnitten. Beim Essen erkannte Queenie, daß ihr Mann, dessen Zähne wie eine Perlenreihe gewesen waren, viele Plomben im Munde hatte. Er bemerkte ihren Blick, den sie hatte verbergen wollen, und sagte: »In den Zähnen sind Nerven. Die ärztliche Kunst ist überhaupt sehr fortgeschritten.«
    Auf dem Rückweg bot sich die Aussicht über das

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