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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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meisten Truppen und alle zivilen Arbeiter noch schliefen, landete er den ersten Schlag. Als Journey der einzige Unterworfene auf Streife war, der unter den Helfershelfern der Lady den niedrigsten Rang einnahm. Es begann, als eines von diesen Blasendingern über die Mauer hüpfte und die Lücke in der Rampe des Leutnants ausfüllte. Mindestens einhundert Kreaturen stürmten aus der Burg und liefen hinüber.
Journey war auf dem Posten. Er hatte etwas Seltsames an der Burg gespürt und hielt Aus- schau nach Ärger. Er stieß rasch herunter und deckte die Angreifer mit dem Schmelzstaub ein.
Waamm! Waamm-waamm-waamm! Die Burg setzte ihm zu wie schon zuvor seiner Frau. Er
raste im Zickzack durch die Luft und entging so dem Schlimmsten, aber jede Explosion er- wischte ihn mit ihren Ausläufern, und schließlich stürzte er rauchend und mit zerstörtem Tep- pich ab.
Das Geballere weckte mich. Es weckte das ganze Lager auf, denn es begann zur gleichen Zeit wie die Alarmhörner und übertönte sie vollständig. Ich stürmte aus dem Lazarett und sah, wie die Burgwesen über die Stufen der Rampe des Leutnants herabströmten. Journey hatte kaum mehr als eine Handvoll aufgehalten. Sie waren von diesem Schutzschimmer umgeben, mit dem Einauge es schon zu tun gehabt hatte. Sie schwärmten aus und flitzten durch einen Geschoßhagel auf die Wachposten zu. Einige weitere fielen, aber nicht allzu viele. Sie fingen an, die Fackeln zu löschen, vermutlich weil ihre Augen besser als unsere an die Dunkelheit angepaßt waren. Überall rannten Männer umher und zerrten sich im Laufen ihre Kleider über, als sie auf den Feind zu oder von ihm fortliefen. Die Arbeiter gerieten in Panik und behinderten die Gegen- maßnahmen der Schar auf das Schlimmste. Viele wurden von unseren Männern niederge- macht, die wütend waren, daß sie im Wege waren. Der Leutnant rannte durch das Chaos und bellte Befehle. Zuerst ließ er die schweren Batte- rien bemannen und auf die Stufen ausrichten. Er schickte Boten in alle Richtungen mit dem Befehl, jede Wurfmaschine, jedes Katapult, jede Speerschleuder und jeden Onager in eine Position zu bringen, von wo aus auf die Rampe geschossen werden konnte. Darauf machte ich
    mir nur so lange keinen Reim, bis die erste Kreatur mit einer Leiche unter dem Arm sich auf
den Heimweg machte. Ein Geschoßhagel schlug ein, riß die Leiche in Stücke, zermalmte das Wesen und begrub es praktisch.
Der Leutnant ließ von Onagern Ölkanister abschießen, die auf den Stufen zerbarsten und Feuer fingen, als ihnen Feuerbälle hinterhergeschossen wurden. Er ließ weiteres Öl und weite- re Feuerbälle folgen. Die Burgwesen liefen nicht durch die Flammen. Soviel zu der Ansicht, daß der Leutnant mit dem Bau nutzloser Maschinen seine Zeit ver- schwendet hatte.
Der Mann kannte sich aus in seinem Beruf. Er war gut. Seine Vorbereitungen und seine ra- sche Reaktion waren wertvoller als alles, was die Lady oder die Unterworfenen in dieser Nacht taten. In den kritischen Minuten hielt er die Reihen geschlossen. Sobald die Kreaturen erkannten, daß sie abgeschnitten waren, setzte eine wahnwitzige Schlacht ein. Sie gingen sofort zum Angriff über und versuchten die Wurfmaschinen zu er- reichen. Der Leutnant gab seinen Unteroffizieren Bescheid und warf den Großteil seiner Mannschaft ins Gefecht. Das mußte er auch. Jede Kreatur wog leicht mehr als zwei Soldaten auf, und der Schutzschimmer kam ihnen ebenfalls zugute. Hier und dort nahm ein wackerer Bürger von Juniper eine fortgeworfene Waffe auf und stürzte sich in den Kampf. Die meisten bezahlten dafür mit ihrem Leben, aber ihr Opfergang trug dazu bei, den Feind von den Maschinen abzuhalten. Es war jedem völlig klar, daß unsere Sache verloren war, wenn die Wesen mit zu vielen Lei- chen entkamen. Dann würden wir bald ihrem Herrn und Meister gegenüberstehen. Die Kugelpaare kamen wieder von Duretile heran und erleuchteten die Nacht mit entsetzli- chen Farben. Dann stürzten Unterworfene aus der Nacht, und Hinker und Wisper warfen je ein Ei ab, aus dem das Feuer quoll, das die Substanz der Burg zerfraß. Hinker wich etlichen Angriffen von der Burg aus, schlug einen Haken und setzte seinen Teppich neben dem Laza- rett auf, wo wir bereits von Patienten überschwemmt wurden. Ich mußte mich hierher zurück- ziehen, um die Arbeit zu tun, für die ich bezahlt wurde. Ich ließ die Zeltklappen offen, die zum Hügel hinauf zeigten, damit ich etwas sehen konnte. Hinker stieg von seinem Luftroß ab und

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