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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper
Autoren: Glen Cook
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tat Asa dort, warum machte er solchen Krach?
Er kappte Holz von einem umgestürzten Baum und schnürte die Stöcke zu ordentlichen Bündeln zusammen. Shed konnte sich den Mann eigentlich nicht als ordnungsliebend vorstel- len. Welch einen Unterschied doch Schrecken bewirken konnte. Eine Stunde später wollte Shed aufgeben. Ihm war kalt, er hatte Hunger und war völlig steif. Er hatte einen halben Tag verschwendet. Asa tat nichts Bemerkenswertes. Aber er blieb sit- zen. Er mußte seinen Zeitaufwand wieder hereinholen. Und ein reizbarer Raven wartete auf seinen Bericht.
Asa war schwer am Schuften. Wenn er nicht drauflos hackte, zerrte er Bündel zu seinem Wagen. Shed war beeindruckt.
Er blieb sitzen, sah zu und sagte sich, daß er ein Idiot war. Das brachte doch nichts. Dann wurde Asa geheimnisvoll. Er sammelte seine Werkzeuge zusammen, verbarg sie und sah sich verstohlen um. Das ist es, dachte Shed. Asa strebte den Hügel hinauf. Shed keuchte hinterher. Seine steifen Muskeln jammerten bei jedem Schritt gequält auf. Asa legte zwischen länger werdenden Schatten über eine Meile zurück. Shed verlor beinahe seine Spur. Ein klickendes Geräusch brachte ihn wieder auf die Fährte zurück.
Der kleine Mann arbeitete gerade mit Feuerstein und Stahl. Er kauerte über einem Fackel- bündel, das in Ölhaut gewickelt gewesen war, und das er aus einem Versteck geholt hatte. Er brachte ein Feuer in Gang und hastete in ein Gebüsch. Kurz darauf kletterte er dahinter über ein paar Felsbrocken und verschwand. Shed gab ihm eine Minute und folgte ihm dann. Er glitt um den Findling, bei dem er Asa zuletzt gesehen hatte. Dahinter befand sich ein Erdspalt, der groß genug war, um einen Menschen aufzunehmen. »Mein Gott«, flüsterte Shed. »Er hat einen Zugang zu den Katakomben gefunden. Er plün- dert die Toten aus.«

    »Ich bin sofort umgekehrt«, keuchte Shed. Raven zeigte sich über seine Verstörung erheitert. »Ich wußte ja, daß Asa ein mieser Kerl war, aber ich hätte mir nicht träumen lassen, daß er Leichenschändung begeht.«
Raven lächelte.
»Ekelt dich das denn nicht an?«
»Nein. Warum sollte es dich anekeln. Er hat doch keine Leichen gestohlen.« Shed wäre ihm beinahe an die Gurgel gesprungen. Er war wirklich noch schlimmer als Asa. »Verdient er gut?«
»Nicht so gut wie du. Die Wächter nehmen alle Grabgeschenke an sich, bis auf die Über- fahrtsurnen.« Jede Leiche in den Katakomben hatte eine kleine versiegelte Urne bei sich, die für gewöhnlich an einer Kette um den Hals befestigt war. Die Wächter rührten die wenigen Münzen, die sich darin befanden, nicht an. Wenn der Tag der Überfahrt kam, würden die Fährmänner Bezahlung für die Fahrt ins Paradies verlangen. »All diese zurückgelassenen Seelen«, murmelte Shed. Er erklärte die Lage. Raven machte ein verdutztes Gesicht. »Wie kann jemand mit einer Prise Verstand diesen Mist glauben? Tot ist tot. Sei still, Shed. Beantworte nur meine Fragen. Wie viele Leichen sind in den Katakomben?«
»Wer weiß? Man hat sie seit… verdammt, seit etwa tausend Jahren dort hineingebracht. Vielleicht liegen Millionen dort unten.« »Sie müssen wie Zweige gestapelt worden sein.« Shed dachte darüber nach. Die Katakomben waren riesig, aber Tote von eintausend Jahren aus einer Stadt von der Größe Jumpers ergaben einen gewaltigen Haufen. Er sah Raven in die Augen. Verdammt sollte dieser Mann sein. »Das ist Asas Ding. Da sollten wir uns nicht ein- mischen.«
»Warum nicht?«
»Zu gefährlich.«
»Deinem Freund hat es nicht geschadet.« »Er ist nur ein kleiner Fisch. Wenn er gierig wird, dann wird er sterben. Da unten gibt es Hüter. Ungeheuer.«
»Beschreibe sie.«
»Das kann ich nicht.«
»Kannst du nicht, oder willst du nicht?« »Ich kann es nicht. Man hat uns nur gesagt, daß sie dort unten sind.«
    »Ich verstehe.« Raven stand auf. »Das sollte man untersuchen. Sprich mit niemandem dar-
über. Besonders nicht mit Asa.«
»Oh, nein.« Wenn er in Panik geriet, machte Asa vielleicht etwas Dummes.
    Von der Straße sickerten Neuigkeiten herein. Krage hatte seine beiden besten Männer nach Raven ausgeschickt. Sie waren verschwunden. Seither waren drei weitere wie vom Erdboden verschluckt. Sogar Krage selbst war von einem unbekannten Angreifer verwundet worden. Er hatte nur dank Counts enormer Körperkraft überlebt. Count würde die Folgen der Begegnung vermutlich nicht überstehen.
Shed stand Todesängste aus. Krage war weder vernünftig, noch dachte er wie normale
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