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Nacht unter Tag

Nacht unter Tag

Titel: Nacht unter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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tatsächlich arbeitest?«, wollte Phil wissen und bog in die kleine Straße ein, die sie zu einem ländlichen Tearoom an der Autobahn bringen würde. Ein Vorteil der Beschäftigung mit ungelösten Fällen war, dass man es gewöhnlich schaffte, regelmäßig zu essen. Man stand nicht unter dem Zeitdruck einer drohenden weiteren Straftat. Diese Arbeitsweise passte ihnen beiden sehr.
    »Ich kann im Fall Cat Grant erst etwas unternehmen, wenn ich einen vollständigen Bericht von der italienischen Polizei habe. Und sie arbeiten nicht gerade blitzschnell. Nein, ich meine Mick Prentice. Zuerst vermuten alle, er sei nach Nottingham gegangen. Aber jetzt sieht es so aus, als hätte er Wemyss nie lebend verlassen. Er ist nicht mit den Streikbrechern gegangen, auch wenn einer von ihnen Verwirrung stiftete, indem er Geld an Jenny schickte. Aber eins haben wir immerhin von den Streikbrechern erfahren: Mick war gut zwölf Stunden nach dem Zeitpunkt, von dem Jenny behauptet, da sei er weggegangen, am Leben und wohlauf und in Newton unterwegs.«
    »Was seltsam ist«, warf Phil ein. »Wenn er vorhatte, sie zu verlassen, würde man doch denken, er wäre schon längst fort gewesen. Außer vielleicht, um ihr eine Lektion zu erteilen. Vielleicht war er stundenlang weggeblieben, weil er sie ärgern wollte. Oder es ist auf dem Rückweg nach Haus etwas passiert, das ihn aufhielt.«
    »Es klingt auf jeden Fall, als hätte ihn irgendetwas dazu gebracht, sich völlig anders zu verhalten als sonst. Die Streikbrecher, die sich wegstehlen wollten, erwarteten, dass ihm die Nerven durchgehen würden. Als sie ihn sahen, befürchteten sie eine Strafpredigt oder eine Schlägerei. Aber er bestürmte sie nur mit Bitten und sah aus, als werde er in Tränen ausbrechen.«
    »Vielleicht hat er herausgefunden, dass sich etwas zwischen Jenny und Tom Campbell tat«, schlug Phil vor. »Das hätte sein Selbstbewusstsein zunichtegemacht.«
    »Vielleicht.« Aber sie klang nicht überzeugt. »Wenn du recht hast, dann wäre er aufgewühlt gewesen. Er hätte nicht nach Haus gehen wollen. Vielleicht hat er also bei seinem Kumpel Andy in dem Häuschen im Wald übernachtet.«
    »Wenn ja, warum hat ihn nach dieser Nacht niemand mehr gesehen? Du weißt ja, wie es früher hier zuging. Wenn die Leute sich trennten, verließen sie nicht das Dorf, sondern zogen drei Häuser weiter ein.«
    Karen seufzte. »Na schön. Aber er hätte trotzdem zu Andy gehen können, und die Situation entwickelte sich dann irgendwie anders. Wir wissen, dass Andy wegen Depressionen krankgeschrieben war. Und von seiner Schwester wissen wir, dass er gern in den Highlands wandern ging. Was wäre, wenn Mick beschloss, mit ihm zu gehen? Und was, wenn die beiden einen Unfall hatten und ihre Leichen in einem Felsspalt liegen? Du weißt ja, wie es da oben ist. Wanderer verschwinden und werden nie gefunden. Und das sind nur die, von denen wir erfahren.«
    »Es ist durchaus möglich.« Phil setzte den Blinker und fuhr auf den Parkplatz. »Aber wenn das passiert ist, wessen Leiche lag dann in der Höhle? Ich glaube, es ist viel einfacher, als du vermutest, Karen.«
    Sie betraten schweigend das Café und bestellten ohne einen Blick auf die Speisekarte Steak-Pie, Erbsen und neue Kartoffeln, dann fragte Karen: »Wie einfacher?«
    »Ich glaube, du hast recht, er ist zu Andy gegangen. Ich weiß nicht, ob er vorhatte, endgültig wegzugehen, oder ob er nur etwas Abstand von Jenny gewinnen wollte. Aber ich glaube, dass Andy ihm von Ben Reekie erzählt hat. Und ich vermute, dass es zu irgendeiner Auseinandersetzung kam. Ich weiß nicht, ob Andy wegen Mick ausrastete, oder ob Ben vorbeikam und dann alles eskalierte. Aber ich glaube, Mick ist an jenem Abend in der Hütte umgekommen.«
    »Was? Und sie haben ihn in die Höhle gebracht, um ihn loszuwerden? Das kommt mir ein bisschen kompliziert vor. Warum haben sie ihn nicht einfach im Wald vergraben?«
    »Andy war vom Land. Er wusste, dass eine Leiche, die man in einem flachen Grab im Wald verscharrt, nicht ungestört liegenbleiben würde. Ihn in die Höhle zu bringen und dann einen Einsturz auszulösen, das bot ein viel sichereres Versteck. Und es war dort viel abgeschiedener, als wenn sie mitten im Wald von Wemyss ein Grab ausgehoben hätten. Denk dran, wie es damals war. In jedem Fleckchen Wald gab es Wilderer, die versuchten, einen Hasen oder ein Reh zu erwischen, damit etwas auf den Tisch kam.«
    »Das ist ein Argument.« Karen lächelte der Kellnerin zu, die ihnen

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