Nachte des Sturms
ja.«
Seufzend trommelte er mit seinen Fingern auf die breite Lehne seines Throns. Der Ring an seinem Mittelfinger blitzte blau und silbern auf. »Wie kommt es, dass ihr Sterblichen nie mit einem einfachen Ja oder Nein antworten könnt?«
»Wie kommt es, dass ihr Feen euch anscheinend nie mit ehrlichen Antworten zufrieden geben wollt?«
Seine Augen blitzten auf. »Du bist wirklich mutig. Aber glücklicherweise habe ich eine Schwäche für euch Menschen.«
»Das weiß ich.« Sie trat einen Schritt näher. »Ich habe deine Geliebte gesehen. Sie verzehrt sich vor Sehnsucht
nach dir. Ich weiß nicht, ob es dich freut oder dich noch unglücklicher macht, aber es ist so.«
Er stützte sein Kinn auf seine Hände. »Nun, wo es zu spät ist, um mehr zu tun als abzuwarten, weiß ich genau, was sie empfindet. Muss es in der Liebe immer Schmerzen geben, ehe man Erfüllung findet?«
»Darauf weiß ich leider keine Antwort.«
»Du selbst bist Teil der Antwort«, murmelte er und richtete sich wieder auf. »Und deshalb sag mir, was empfindest du in der Tiefe deines Herzens für Shawn Gallagher?« Ehe sie etwas erwidern konnte, hob er warnend eine Hand. Er hatte gesehen, dass diese Frage sie wütend zu machen schien. »Bevor du sprichst, bedenke bitte Folgendes: Du bist hier in meiner Welt, und ich kann dich problemlos dazu zwingen, die Wahrheit zu sagen. Nichts als die Wahrheit. Aber ich bin sicher, es ist uns beiden lieber, wenn du mir die Wahrheit aus freien Stücken sagst.«
»Ich weiß nicht genau, was ich für ihn empfinde. Das musst du mir glauben, denn alles andere wäre eine Lüge.«
»Dann ist es an der Zeit, dass du dein Herz befragst, um zu ergründen, welche Gefühle du tatsächlich für ihn hegst.« Sein Seufzer klang entnervt. »Aber ich weiß, das wirst du nicht eher tun, als bis du dazu bereit bist. Also geh fürs Erste am besten einfach wieder schlafen.«
Er machte eine Armbewegung und schon war er wieder mit seinen Überlegungen allein. Und Brenna lag traumlos schlafend daheim in ihrem Bett.
Obwohl sie nur vier Stunden geschlafen hatte, machte sie sich am nächsten Morgen tatkräftig wieder an die Arbeit. Normalerweise war sie, wenn sie spät ins Bett kam und früh wieder aufstehen musste, den Großteil des folgenden Tages schlecht gelaunt und reizbar; an diesem Tag jedoch
war sie derart fröhlich, dass ihr Vater sie mehr als einmal nach dem Grund für ihre gute Laune fragte.
Doch so nahe sie einander standen und so sehr sie ihn auch liebte, bezweifelte sie doch, dass ihr Vater wirklich würde wissen wollen, wie sie den Abend verbracht hatte.
Sie erinnerte sich derart klar und deutlich an ihren Traum von Carrick, dass sie sich fragte, ob sie vielleicht unbewusst etwas hinzugedichtet hatte. Aber darüber dachte sie lieber nicht ausführlich nach.
»Ich würde sagen, das war alles für heute. Was meinst du, Brenna-Schätzchen?« Mick richtete sich auf, stemmte seine Hände in die Hüften, blickte zu seiner Tochter, die die Fußleisten strich, und presste die Lippen zusammen, als er sah, dass sie ihren Pinsel genüsslich immer und immer wieder über dieselbe Stelle schwang.
»Brenna?«
»Hmm?«
»Meinst du nicht, dass die Stelle inzwischen genügend Farbe abbekommen hat?«
»Was? Oh!« Wieder tauchte sie den Pinsel in die Farbe und legte ihn an einer neuen Stelle an. »Anscheinend war ich in Gedanken.«
»Ich denke, wir sollten für heute aufhören.«
»Schon?«
Kopfschüttelnd sammelte er Pinsel, Roller und Farbtöpfe ein. »Was hat dir deine Mutter heute morgen nur in die Hafergrütze getan, um dich derart in Form zu bringen? Und warum hat sie mir nichts davon gegeben?«
»Der Tag ist einfach wie im Flug vergangen, das ist alles.« Sie sprang auf ihre Füße, betrachtete das Zimmer und stellte überrascht fest, wie viel sie doch geschafft hatten. Anscheinend hatte sie die Arbeit völlig unbewusst erledigt. »Wir sind beinahe fertig.«
»Morgen können wir sicher den nächsten Raum in Angriff nehmen. Auf alle Fälle haben wir uns von dem Braten, den deine Mutter für heute Abend versprochen hat, eine besonders große Portion verdient.«
»Du siehst ein bisschen müde aus. Lass also einfach mich aufräumen.« Auf diese Weise könnte sie vielleicht ihre Schuldgefühle etwas mildern. »Und danach wollte ich nur kurz rüber in den Pub zu Darcy. Könntest du also Ma vielleicht ausrichten, dass ich mir dort einfach ein Sandwich hole?«
Als sie ihm die Pinsel abnahm, bedachte er sie mit einem
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