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Nachtflügel

Nachtflügel

Titel: Nachtflügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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warteten angespannt auf seinen Befehl zum Angriff. Panthera kauerte mit gesträubten Nackenhaaren neben ihm.
    »Das ist unser Gebiet«, fauchte sie.
    Dann fing das Tier an zu sprechen. Kehle und Mund schienen nicht daran gewöhnt zu sein, Sprache hervorzubringen. Es klang wie Gebell:
    »Wir … suchen … Reißzahn.«
    »Ihr habt ihn gefunden«, knurrte der misstrauisch. Woher wussten sie von ihm? Er achtete darauf, dass sein Erstaunen seinen Kampfinstinkt nicht einlullte. Er blieb angespannt und beobachtete sie alle sorgfältig.
    »Du bist Reißzahn?« Das Tier grunzte in sichtlichem Unglauben. »Ein Sauriertöter?«
    »Ich war es, der den Letzten von ihnen umgebracht hat«, zischte Reißzahn.
    »Nein«, bellte das Tier. »Sie leben.«
    »Das ist unmöglich«, sagte Reißzahn gleichermaßen überrascht und beleidigt. Er und Panthera hatten die Erde durchstreift, sie hatten das letzte Nest gefunden und zerstört. Er galt damals als Held unter den Tieren. Er blickte zu Panthera und merkte, dass auch sie das nicht glaubte.
    »Wenn es noch welche gäbe, hätten wir sie gefunden«, sagte er zu dem Riesen vor sich.
    Der hustete die Wörter heraus: »Du … wirst … sie … für … uns … töten.«
    »Werde ich das?«, fragte Reißzahn und lockerte seine angespannten Muskeln ein wenig. Es sah so aus, als ob diese Fremden nicht gekommen wären, um zu jagen, sondern um ihn um seine Hilfe zu bitten. Doch dem Tier schien seine Dreistigkeit nicht zu gefallen und es kam einen bedrohlichen Schritt näher.
    »Du musst«, sagte es.
    »Wie hast du von mir gehört?«, fragte Reißzahn fest entschlossen, sich von diesem Ungeheuer nicht einschüchtern zu lassen.
    »Feliden haben uns von dem Pakt erzählt.«
    Reißzahn kam nicht umhin, sich zu fragen, unter welchen Umständen wohl diese Tiere mit Feliden gesprochen hatten. Vielleicht kurz vor dem Herausreißen der Eingeweide.
    »Wer bist du?«, wollte Reißzahn wissen.
    »Danian.«
    »Und was seid ihr?«
    »Hyaenodonten. Wir sind viele. Wir fressen Fleisch.«
    »Genau wie ich.«
    Danian schnaubte, als amüsierte ihn die Vorstellung, wie ein so kleines Wesen lebende Beute erjagen sollte. »Wir waren auf der Suche nach neuen Jagdgründen. Aber da, wo wir uns niederlassen wollten, gibt es Saurier.«
    »Ihr seid starke Geschöpfe. Bestimmt könnt ihr diese Wesen selbst besiegen.«
    »Die Erwachsenen sind krank. Die sterben bald. Aber da gibt es noch ein Nest.«
    »Und ihr habt es nicht finden können«, sagte Reißzahn.
    »Du bist klein und gerissen. Du findest es.«
    Reißzahn konnte sich schon denken, dass die Hyaenodonten keine Chance hatten, erfolgreich Nester zu jagen. Die Saurier würden sie mit Leichtigkeit entdecken, wenn sie sich näherten, und sie mit aller Kraft angreifen. Und so stark war Danian auch wieder nicht, um sie nicht fürchten zu müssen. Jetzt erst bemerkte Reißzahn eine riesige, wulstige Narbe, die über den Rücken verlief. War ihm die Wunde von einem Saurier zugefügt worden?
    »Wir können uns gegenseitig von Nutzen sein«, sagte Reißzahn. Diese Tiere konnten kaum sprechen. Sie waren wahrscheinlich Schwachköpfe, aber schrecklich stark.
    »Wer weiß denn, ob es nur ein Nest gibt?«, grübelte Panthera laut.
    Reißzahn schaute sie an und wollte ihr schon widersprechen, doch ihr durchdringender Blick brachte ihn zum Schweigen.
    »Es gibt vielleicht mehr Saurier, als wir denken«, fuhr sie fort. »Reißzahn und ich können mit Sicherheit jedes Sauriernest finden und zerstören. Aber wenn wir das für euch tun, Danian, dann erwarten wir auch eine Gegenleistung dafür.«
    »Leben«, sagte Danian.
    »Ja«, sagte Reißzahn schnell, der nun Pantheras listigen Plan verstand. »Ich schlage ein andauerndes Bündnis vor zwischen deinem Rudel und meiner Meute. Wir werden uns nicht gegenseitig fressen. In dieser neuen Welt gibt es massenhaft andere Beute. Wie werden euch vor den Sauriern schützen – ihr schützt uns vor jedem anderen Räuber. Einverstanden?«
    Danian leckte seine furchterregenden Zähne. »Einverstanden«, sagte er.
     

Kapitel 18
Ein Wechsel
    D ämmer träumte von einem Baum ohne niedrige Äste, höher noch als der alte Mammutbaum. Er stand alleine, sodass die Feliden nicht herüberspringen konnten. Doch noch während er ihn im Traum betrachtete, wusste er, dass der Baum nicht gut genug war.
    Wir brauchen ja noch andere Bäume, dachte er, um auf der Jagd zwischen ihnen zu gleiten.
    Das brauchst du nicht , sagte ihm eine Traumstimme. Du kannst fliegen

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