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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Post.
    »Mr. President«, fragte der Journalist, »was ist von der Meldung zu halten, Präsident Swetlow habe angedroht, Weißrußland mit Atomwaffen zu verteidigen? Besitzt Weißrußland Atomwaffen – und glauben Sie, daß er damit amerikanische Truppen oder Litauen angreifen würde?«
    Der Präsident räusperte sich. »Uns ist Anfang 1992 versichert worden, alle dort stationierten sowjetischen Atomwaffen würden zerstört oder nach Rußland überführt. Sollte Weißrußland heute Atomwaffen besitzen, sind sie von Rußland geliefert oder nicht zurückgegeben worden, beides wäre ein klarer Verstoß gegen internationale Verträge. Ich kann nur hoffen, daß diese Drohung Atomwaffen einzusetzen, sich als rein rhetorisch erweisen wird.«
    Der Pressesprecher trat vor und beendete die Pressekonferenz, indem er behauptete, der Präsident habe einen weiteren dringenden Termin. Der Präsident beantwortete im Hinausgehen noch einige Fragen, legte sich dabei jedoch auf nichts fest und verließ aufatmend den East Room.
    Von dort aus begab er sich direkt in den Cabinet Room neben dem Oval Office, in dem sein Sicherheitsberater, der Außenminister, der Verteidigungsminister, der Vorsitzende der Vereinten Stabschefs, der Director of Central Intelligence, der Vizepräsident, der Stabschef des Weißen Hauses und ihre engsten Mitarbeiter versammelt waren.
    Sobald er Platz genommen hatte, forderte er die Anwesenden mit einer Handbewegung auf, sich ebenfalls zu setzen.
    »Eine ausgezeichnete Pressekonferenz, Mr. President«, behauptete Außenminister Dennis Danahall. »Knapp, aufs Wesentliche konzentriert, klar und deutlich,«
    »Danke«, antwortete der Präsident, ohne ein Wort zu glauben, Danahall, der als Außenminister ins Kreuzfeuer der öffentlicher Kritik geraten war, wollte sich bloß einschmeicheln. Zu seinem Stabschef sagte der Präsident: »Ich möchte die Planung für Vertunins Bestattung sehen – in Arlington, wenn ich mich recht erinnere. Er wird natürlich unter der Rotunde aufgebahrt.«
    »Ja, Mr. President.«
    »Gut.« Dann herrschte Schweigen, während der Kaffee serviert wurde. Nachdem das Personal den Raum verlassen und der Secret Service von außen die Bewachung der Türen übernommen hatte, begann der Präsident: »Schön, reden wir also über die militärische Option. Ich will Ihnen allerdings gleich sagen, daß ich gegen einen Militäreinsatz bin. Meiner Ansicht nach ist Gewalt in diesem Fall wirkungslos – zumindest unter den gegenwärtigen Umständen. Aber ich brauche Informationen über die Amerikaner in Litauen, die Kampfkraft der weißrussischen Verbände und die Zusammensetzung der eigenen Truppen in diesem Gebiet. Ken, Sie fangen bitte an. Wen oder was haben wir dort?«
    Kenneth Mitchell, der Director of Central Intelligence, warf einen Blick auf seine Notizen, »Mr. President, unseres Wissens halten sich in Litauen dreihundertzwölf Amerikaner auf, zu denen weitere einundfünfzig vom Botschaftspersonal kommen. Das diplomatische Corps ist in der Botschaft in Wilna konzentriert; alle Beamten und Angestellten sind vollzählig anwesend.«
    »Eigentlich wollten wir versuchen, die Zivilisten ebenfalls auf dem Botschaftsgelände zu konzentrieren«, fügte Außenminister Danahall hinzu, »damit sie gut erreichbar und notfalls leicht zu evakuieren sind. Aber der Oberkommandierende der GUS-Truppen, der weißrussische General Woschtschanka, hat alle Ausländer aufgefordert, an ihrem amtlichen Wohnsitz zu bleiben – ›zu ihrer eigenen Sicherheit‹, behauptet er –, und genau das empfehlen wir jetzt natürlich auch. Das ist frustrierend, aber wenigstens sind sie dort vorläufig in Sicherheit.«
    »Zu den in Wilna festsitzenden Amerikanern gehören einige prominente Geschäftsleute«, flüsterte Vizepräsident Martindale dem Präsidenten zu, »Reiche Männer, großzügige Spender, Präsidenten von Firmen mit vielen Arbeitnehmern.«
    Der Präsident nickte, um zu zeigen, daß er verstanden hatte. Kevin Martindale war ein junger Mann Anfang Vierzig und politisch sehr ehrgeizig, aber vorerst damit zufrieden, den Mächtigen zuzuarbeiten, bis er selbst an politischem Gewicht gewonnen hatte. So war Martindale im Weißen Haus und im Kapitol in den Ruf einer Bulldogge gekommen, die in Grabenkämpfen dafür sorgte, daß die Vorschläge des Präsidenten im Kongreß gehört und gebilligt wurden.
    Als wolle er die Anmerkung des Vizepräsidenten unterstreichen, fuhr Mitchell fort: »Übers ganze Land verteilt halten sich nur

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