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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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hundert Mann stationiert gewesen sind. Das könnte bedeuten, daß diese vierzig Marines gegen eine zehnfache Übermacht siegreich geblieben sind.«
    »Ja, mit litauischer Unterstützung«, sagte Woschtschanka. Er schüttelte den Kopf. »Ein Debakel! Solche Verluste haben wir seit Afghanistan nicht mehr erlitten!«
    Sein Adjutant beugte sich vor und griff nach dem Telefonhörer, den der Sicherheitsbeamte ihm hinhielt. »General, MSB-General Gabowitsch ist am Telefon.«.
    »Gabowitsch? Wo hat er diese Nummer her?« Aber diese Frage war sinnlos – schließlich war er beim KGB. Wahrscheinlich hatte er sogar die Privatnummer des amerikanischen Präsidenten in seiner Tasche. Woschtschanka nahm den Hörer entgegen und drückte die Sprechtaste. »General Woschtschanka«, meldete er sich barsch.
    »Verdammt noch mal, was tun Sie eigentlich, Woschtschanka?«
    fragte Gabowitsch erregt. »Was zum Teufel geht hier vor? Sind Sie auf Ihrem Posten oder nicht?«
    »Wovon reden Sie überhaupt, Gabowitsch?«
    »General Palcikas hat mit seinen Banditen das Fisikus-Institut überfallen!« antwortete Gabowitsch mühsam beherrscht. »Über der ganzen Stadt schwirren Hubschrauber herum. Ich habe keine Verbindung zu Teresow und der militärischen Führung im Fisikus mehr – Palcikas hat sie alle abschlachten lassen, fürchte ich.«
    »Sie sind von amerikanischen Marines angegriffen worden«, stellte Woschtschanka fest.
    »Was? Marines? Hier in Litauen…?« Am anderen Ende fragte Gabowitsch sich, ob der weißrussische General betrunken war.
    Ohne sich mit Einzelheiten aufzuhalten, berichtete Woscht-379
    schanka von den Überfällen auf Stützpunkte in ganz Litauen, die Verstärkung der US-Botschaft und die Besetzung des Fisikus-Instituts. »Damit«, sagte der General zuletzt, »dürfte Ihr kleiner Plan zur Unterwerfung Litauens erledigt sein, nicht wahr?«
    Am anderen Ende herrschte fürs erste Schweigen – Woschtschanka war kurz davor, einfach aufzulegen, als Gabowitsch endlich sagte: »Nein, General, dies ist die perfekte Gelegenheit. Sie müssen sofort angreifen. Setzen Sie Ihre Truppen aus Kaliningrad und Weißrußland in Marsch, Eine bessere Gelegenheit gibt’s nicht!«
    »Hören Sie, Gabowitsch…« Aber er sprach nicht weiter, weil er einsah, daß Gabowitsch recht hatte. In der allgemeinen Verwirrung nach den Überfällen war er als Oberbefehlshaber der GUS-Truppen in Litauen geradezu verpflichtet, etwas zu unternehmen. In Litauen schienen Terroristen zu agieren, deren Anführer Palcikas offenbar versuchte, die Macht zu ergreifen oder die im Fisikus-Institut entwickelten hochmodernen Waffen für seine Zwecke zu erbeuten! Natürlich, so mußte es sein – zumindest würde Woschtschanka das notfalls dem Ministerrat erzählen.
    Jedenfalls war dies wahrhaftig der ideale Zeitpunkt. Weil fast alle litauischen Nachrichtenverbindungen unterbrochen waren, würden Truppenbewegungen auch tagsüber erst Stunden später gemeldet werden. Bis dahin konnten seine Einheiten das gesamte Land besetzen. Woschtschanka fühlte sein Herz bei dieser Vorstellung rascher schlagen.
    Aber war er wirklich zum Losschlagen bereit? Wo würden Gabowitsch und die MSB-Truppen stehen, wenn die ersten Schüsse fielen?
    Vielleicht war’s besser, noch abzuwarten. »Was ist, wenn die Amerikaner die Litauer unterstützen?« fragte Woschtschanka. »Die Amerikaner könnten mit starken Kräften zurückschlagen. Ich brauche mehr Zeit, um die Truppe zu mobilisieren.«
    »Ich wette, daß Ihre Truppe längst einsatzbereit ist, General«, fauchte Gabowitsch, »nur Sie zögern noch immer. Dies ist der ideale Zeitpunkt, General. Das wissen Sie so gut wie ich. Entschließen Sie sich! Diese Gelegenheit kommt nie wieder!« Woschtschanka war noch unschlüssig, als Gabowitsch hinzufügte: »Außerdem müssen Sie die amerikanischen Hubschrauber auf dem Gelände der US-Botschaft angreifen.«
    »Die amerikanische Botschaft angreifen?« fragte der General entgeistert.
    »Nun, wie Sie selbst sagen, stehen auf dem Botschaftsgelände mindestens drei, vielleicht sogar mehr Kampfhubschrauber. Die müssen zerstört werden, General bevor unsere Truppenbewegungen entdeckt werden. Außerdem müssen Sie den Amerikanern zeigen, daß wir jedem Versuch, unsere Pläne zu behindern, gewaltsam entgegentreten werden.«
    Woschtschanka hätte merken müssen, daß Gabowitsch ihn manipulierte, indem er »wir« und »unsere« sagte, obwohl völlig klar war, daß seine Soldaten ja gar nicht eingesetzt würden

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