Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
Herr.«
    Bei dieser Bemerkung zuckte Balthasar unwillkürlich zusammen. Blondell lächelte schwach, und Balthasar wurde klar, dass der Mann das Zusammenzucken so interpretierte, als stelle der noble Parasit sich vor, wie er von seinem Platz an der Sonne gestoßen wurde.
    Gelassen sagte er: »Und auch die Schuld an ihrem Tod wurde Baron Strumheller angelastet.«
    Blondells Ultraschallruf, flink, aber seltsam säuerlich in seinem Timbre, glitt über ihn hinweg; Balthasar glaubte, dass der Mann nach etwas suchte. »Ja«, sagte Blondell. »Es gibt einen Zeugen, der erklärt, dass Strumheller zum Zeitpunkt des Mordes in diesem Haus war. Ich glaube außerdem, Strumheller hat dem Haus zuvor einen Besuch abgestattet, und zwar in Begleitung einer Dame, deren Identität ich in Bälde zu enthüllen erwarte.«
    Balthasar zwang sich, ruhig weiterzuatmen, und es kostete ihn einige Mühe, ein ausdrucksloses Mienenspiel zu bewahren. »Wenn Ihr Zeuge Brandmale auf Gesicht oder Körper trägt, dann ist er einer der Männer, die mich verprügelt haben. Jede seiner Aussagen wird verdächtig sein.«
    »Er trägt keine solchen Male.«
    Balthasar atmete aus und gestand seine Erleichterung darüber, dass er sich seinen Angreifern noch nicht würde stellen müssen. »Diese Männer …«
    »Ich habe di Studiers Beschreibung.«
    »Und ich bin vielleicht in der Lage, diese Beschreibung zu bestätigen. Als Arzt bin ich ein ausgebildeter Beobachter menschlicher Eigenschaften.«
    »Ich werde einen Schreiber herschicken, der Ihre Aussage aufnimmt«, sagte Blondell und trat zurück.
    »Eine letzte Frage noch«, sagte Balthasar hastig. »Das Feuer in der Flussmark. Gab es viele Tote und Verletzte?«
    Er streifte Blondell leicht mit einem Peilruf, und zum ersten Mal begriff er, dass er einen zutiefst besorgten Mann vor sich hatte. Blondell umfasste die Rückenlehne des Stuhls, von dem er sich erhoben hatte, und stützte sich darauf. Auf den Knöcheln seiner Hände traten von harter Arbeit gestählte Knochen und Sehnen hervor. »Wenn Sie hundertfünfzig, hundertsechzig viele nennen.«
    »Das tue ich«, sagte Balthasar. »Zu viele.«
    Stille folgte, dann erwiderte Blondell: »Sie waren Mitglied des Interkalaren Rates, wenn ich recht verstanden habe.«
    »Im Winter beginnt meine nächste Amtszeit.«
    »Es sind hässliche Gerüchte im Umlauf, die sich gegen die Lichtgeborenen richten. Es heißt, sie wollten dieses Land für sich selbst, um darauf zu bauen, und der Rat sei damit nicht einverstanden.«
    »Das ist vollkommen falsch«, sagte Balthasar, dem plötzlich kalt wurde. »In den letzten dreizehn Jahren findet sich keine solche Bitte in den Annalen des Rates.«
    »So lange sind Sie noch gar nicht Mitglied des Rates.«
    »Noch vor meiner ersten Sitzung hat mein Vater mich die Protokolle verfolgen lassen.«
    »Nun, das ist es, was man sagt, und Schlimmeres.«
    »Sie glauben, dass es auf einen Ausbruch von Gewalt hinauslaufen wird?«, fragte Balthasar und zog sich hoch. »Es herrscht seit über hundert Jahren Friede in der Stadt, Friede zwischen unseren Rassen. Wir dürfen das nicht zerstören lassen.«
    »Hier geht es nicht um ›lassen‹, Hearne. Hier geht es um Hass, Intrigen und Gerüchte. Seine Hoheit hat dagegen angekämpft, und jetzt liegt er darnieder, und ich muss tun, was immer ich kann …« Er brach ab, dann sagte er bedrückt: »Wenn Strumheller für unschuldig befunden wird, werden als Nächstes die Lichtgeborenen selbst beschuldigt werden, und es wird die Stadt zerreißen vom prinzlichen Palast bis zu den herzoglichen Gütern.«
    »Herr«, antwortete Balthasar ernst und nach einem langen Moment des Schweigens, »ich habe Sie falsch eingeschätzt.«
    »Sie dachten, ich hätte Strumhellers Verhaftung veranlasst, weil ich persönlich etwas gegen ihn habe«, sagte Blondell wenig überrascht. »Besser ein Mann leidet, als der Friede der Stadt – und ich denke, mein Herr und Meister würde mir darin zustimmen.«
    Sie haben mich falsch eingeschätzt, dachte Balthasar, wenn Sie denken, ich würde einer Ungerechtigkeit zustimmen, und sei es um des Friedens willen. Er wog seine nächsten Worte sorgsam ab. »Ich werde Ihnen als Mitglied des Interkalaren Rates helfen, wo ich nur kann, um den Frieden zu bewahren.«
    Balthasar
    Als Lorcas sie in sein Schlafzimmer führte, stellte Balthasar fest, dass Ishmael di Studiers Rechtsanwälte ein sehr gegensätzliches Paar waren. Der Senior war klein und rundlich, mit einem gewitzten, selbstzufriedenen

Weitere Kostenlose Bücher