Nachtgesang
und Liz nach draußen ging, um frische Luft zu schnappen, ergriff Jake die Gelegenheit, ein Wörtchen unter vier Augen mit ihr zu reden.
»Du gehst mir schon den ganzen Tag aus dem Weg!«, warf er ihr vor. »Ziemlich seltsames Verhalten für einen Partner, Partner. Oder lässt es schon nach?«
Sie saßen zusammen auf einer Bank, nah beieinander, aber ohne sich zu berühren. Liz sah ihn argwöhnisch an und meinte: »Hmmm? Nachlassen?«
»Ich dachte, zwischen uns gäbe es etwas Besonderes«, erklärte Jake. »Äh, rein beruflich, natürlich. Ich meine psychisch, wenn schon nicht physisch.«
Sie lächelte (ein wenig gezwungen, fand er) und erwiderte: »Vielleicht auch physisch, wenn die Umstände anders wären. Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, Jake Cutter. Aber du trägst ziemlich viel Last mit dir herum, und das zusätzliche Gewicht drückt dich zu Boden. Du warst nicht gerade besonders kontaktfreudig, weißt du? Und selbst wenn du es wärst, wäre gerade kein guter Zeitpunkt.«
»Was physisch ausscheiden lässt!«, folgerte er. »Aber es gibt immer noch das Psychische. Ich dachte, du interessierst dich auch für diese Seite von mir – oder sollte ich sagen ›zumindest dafür‹ interessierst du dich?« Er fühlte, wie sie vor ihm zurückschreckte und schlagartig ernster wurde. Dann zuckte sie mit den Achseln und antwortete:
»Da draußen in der Wüste war unser erster gemeinsamer Auftrag wie eine Einweihung, eine Feuertaufe – für uns beide. Da wir zusammenarbeiteten und es Teil unseres Jobs war, schien es nur recht und billig, dass sich zwischen uns eine Art Beziehung entwickelte. Aber ...«
»Die haben wir aber doch entwickelt!«, unterbrach er sie. »Ist das jetzt zu Ende?«
» ... Aber «, fuhr Liz ungerührt fort, »bei dieser Geschichte morgen arbeiten wir in separaten Teams und da wir nicht weiter zusammenarbeiten, schien es wenig Sinn zu haben, nun – weiter zusammen zuarbeiten! Ich meine, jetzt, da dieser Doppelschlag bald startet, Xanadu und die Insel der Capricorn-Gruppe zusammen hochgenommen werden sollen, wäre etwas Privates eine zu große Ablenkung gewesen. Ich habe dich also nicht geschnitten, Jake. Wir waren einfach alle sehr, sehr beschäftigt.«
» Du warst vielleicht beschäftigt!«, grollte Jake und abrupt fügte er hinzu: »Ich hab ... habe nicht besonders viel Spaß hier.«
»Meinst du bei diesem Gespräch?«
»Und bei allem anderen!«, antwortete er. Dann schüttelte er den Kopf und sagte: » Herrje! Kann es sein, dass ich wie eine Heulsuse klinge?«
Plötzlich schmolz Liz dahin. Es war das erste Mal, dass Jake seine Wunden gezeigt hatte – zumindest während er wach war – und hier saß sie und streute Salz hinein mit ihrer absichtlich distanzierten, obercoolen Haltung!
»Was ist das Problem , Jake?«, erkundigte sie sich.
Er fühlte, wie sie ihre ach so zarten, telepathischen Fühler in seine Richtung ausstreckte und fuhr sofort seine Schilde aus.
Sie bemerkte es und zog sich zurück: »Ist das das Problem? Ich kann nichts für das, was ich bin, Jake! Wenn es jemandem, der neben mir steht, schlecht geht, ist es doch nur natürlich, dass ich wissen möchte, warum. Und überhaupt, ist das nicht ein Widerspruch? Du bist derjenige, der unsere telepathische Beziehung initiiert hat, dieses spezielle ›Etwas‹ zwischen uns! Aber du kannst nicht erwarten, dass jemand dir nahe bleibt, sich um dich sorgt, während du ihn willentlich von dir wegstößt. Du schirmst dich ab – vom Kontakt mit mir, Jake!«
Er nickte und sagte: »Wenn Kontakt – nennen wir es jetzt einmal so, anstelle von Spionieren – wenn der Kontakt zu einer Gewohnheit wird, was dann? Schau, Liz, gestern Nacht hatte ich einen verdammt schrecklichen Albtraum. Die zusätzliche Last, von der du gesprochen hast, ist ein Ergebnis von etwas, das ich getan habe. Es war ein Racheakt, aber ein schrecklicher Racheakt. Du sagst, dass es nur natürlich ist, dass du wissen möchtest, was mich belastet, aber bitte glaub mir, du willst nicht wirklich etwas darüber wissen!«
Liz konnte sich nur mühsam davon abhalten, sich auf die Lippe zu beißen. Denn sie wusste darüber schon Bescheid – über alles. Aber bevor sie etwas sagen konnte und sich vielleicht dabei verriet, fuhr Jake fort: »Ich denke ... ich dachte, dass du vielleicht bei mir warst, dass du es gesehen hättest und deswegen einen Bogen um mich machst.«
»Nein!«, widersprach Liz vehement. »Ich war nicht da, habe nichts gesehen und meide dich
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