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Nachtgieger

Nachtgieger

Titel: Nachtgieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Maria Dries
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darf ich Ihnen bringen? Ich habe heute auch von mir frisch zubereitete Bananensplitt-Torte, einfach köstlich.“ Dann stutzte sie: „Wir kennen uns doch, Sie sind von der Kripo Bamberg, nicht wahr? Sie haben im Sommer das Monster, das meinen Cousin Georg Mirsberger niedergemeuchelt hat, hinter Schloss und Riegel gebracht.“
    Die Kommissare begrüßten die energische Konditoreibesitzerin, die ihre gepflegten langen, blonden Haare an diesem Tag offen trug und ihre üppigen Formen in ein enges, weißes Leinenkleid gepresst hatte.
    „Ich bringe Ihnen Ihren Kaffee, dann muss ich Sie sprechen, dienstlich.“ Sie setzte ein wichtiges Gesicht auf.
    Als sie mit den Getränken zurückkehrte, stellte sie für jeden der Polizeibeamten ein kleines Stück Bananensplitt-Torte neben die geschmackvollen Tassen. „Sie müssen meine neueste Kreation unbedingt probieren.“
    „Was möchten Sie denn gerne mit uns besprechen, Frau Henneberger?“, erkundigte sich Gerd Förster freundlich.
    „Ach, Herr Kommissar, ich finde es wirklich bedauerlich, dass wir immer nur dienstlich miteinander zu tun haben.“ Die Konditoreibesitzerin strahlte ihn an. Dieser attraktive Mann mit seinen sanften blauen Augen gefiel ihr ausnehmend gut. Davon musste ja Klausi, ihr Lebensgefährte, nichts wissen. „Sie sind wegen der toten Kati Simmerlein hier, stimmt’s?“
    Mandy nickte ernst.
    „Das arme Mädchen, getötet und an ein Wasserrad gebunden, ich bin völlig erschüttert, Sie müssen den Schuldigen finden, der ist ja gemeingefährlich. Ich bin auch blond“ – theatralisch warf sie eine Strähne ihres Haares nach hinten – „womöglich bin ich in höchster Gefahr und finde mich demnächst auf einem Mühlrad wieder.“
    Gerd Förster setzte an, um sie zu beruhigen, kam jedoch nicht zu Wort.
    „Kati hat manchmal am Wochenende in meiner Konditorei beim Bedienen ausgeholfen, wenn sie keine Schicht hatte, ein liebes, fleißiges Mädchen, etwas schüchtern. Besonders am Sonntag kommen viele Gäste aus Nürnberg und Lauf wegen meiner exzellenten Kuchen.“ Sie seufzte tief: „Jetzt stehe ich da ohne eine Aushilfe und am kommenden Wochenende findet unsere traditionelle Dorfkirchweih statt. Ich wurde gebeten, beim Betzenaustanzen teilzunehmen, quasi als Vortänzerin. Wie soll ich diese ganzen Verpflichtungen nun bewältigen? Ein passendes Dirndl habe ich auch noch nicht. Mir schwebt ein Designerstück aus Übersee am Chiemsee vor, in einem rosa- oder fliederfarbenen Ton. Ich bin eine wirklich tüchtige Geschäftsfrau, aber jetzt scheinen mir diese ganzen Verpflichtungen über den Kopf zu wachsen.“
    „Was wollen Sie uns berichten, Frau Henneberger?“, unterbrach Mandy energisch den Wortschwall.
    „Ach ja, natürlich. Kati hatte Streit mit Peter Kränzlein, ihrem Vorarbeiter bei dem Obstgroßhandel. Das hat sie mir kürzlich erzählt und dabei geweint. Er umwarb sie hartnäckig, ja fast schon aufdringlich, lud sie ins Kino und in die Disco nach Forchheim ein. Kati hat seine Annäherungsversuche abgewehrt, sie hatte keinerlei Interesse an ihm. Dann, etwa vor zwei Wochen, kam es zum Streit, er hat sie übel beschimpft und beleidigt. Aus Rache für die Abfuhr hat er sie ständig zur Nachtschicht eingeteilt, das arme Kind war schon ganz bleich und übernächtigt. Ich musste eingreifen, man hat schließlich seine Kontakte. Oskar Beer, genannt Ossi, der Obstgroßhändler, ist mit mir zur Schule gegangen, ein Anruf genügte. Aber Kati fühlte sich trotzdem beklommen, wenn dieser Peter Kränzlein in ihrer Nähe war. Ein unangenehmer Bursche.“
    „Kati Simmerlein hatte Angst vor ihm?“, hakte Mandy nach.
    Manuela Henneberger nickte: „Ich glaube, ja.“
    „Ist Ihnen an Kati in letzter Zeit etwas aufgefallen, war sie anders als sonst?“, fragte Gerd Förster weiter.
    Die Geschäftsfrau dachte nach: „Sie war noch verträumter als sonst und wirkte irgendwie glücklich, einmal äußerte sie, ihr langweiliges Leben würde sich bald ändern und interessanter werden. Ich weiß nicht, was sie damit gemeint hat.“
    Die beiden Kommissare bedankten sich für die wertvollen Informationen und machten sich dann auf den Weg zum Obstgroßhandel. Als sie losfuhren, grinste Gerd Förster vor sich hin. Mandy blickte ihn fragend an.
    „Beim traditionellen Betzenaustanzen gibt es keine Vortänzerin“, schmunzelte er.
     
    Gerd Förster wusste, wo sich der Obstgroßhandel Beer in Pretzfeld befand. Von Kirchehrenbach kommend, erreichten sie die an der Einmündung

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