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Nachtgieger

Nachtgieger

Titel: Nachtgieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Maria Dries
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über Nacht bei uns und denken uns ein spontanes Kinderbelustigungsprogramm aus. Klarissa wird sich freuen. Morgen gegen dreizehn Uhr liefern wir sie zum Mittagsschlaf fröhlich und wohlbehalten wieder ab. Außerdem versuchen wir, Paulina aufzustöbern. Halte die Ohren steif, Kumpel, wir sind unterwegs.“
    Gregor scheuchte seine verschlafene Frau aus dem Bett und gönnte ihr ein paar schnelle Schlücke Kaffee, ehe sie in Jeans und Pulli schlüpften und sich eilig auf den Weg machten.
     
    Als Theo ihnen die Haustür öffnete, wirkte er bleich und übernächtigt. Kraftlos winkte er die Freunde herein. Sie folgten ihm durch den breiten, hellen Flur und stiegen über Jacken, Rucksäcke und Spielsachen, die überall verstreut lagen. In der geräumigen, gemütlichen Küche sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Berge von schmutzigem Geschirr türmten sich auf der langen Küchenzeile, hunderte von bunten Legobausteinen lagen verstreut zwischen unterschiedlichen, lehmverschmierten Kinderschuhen auf dem Parkettboden, die Milch auf dem Herd kochte gerade über. Im Vorbeigehen zog Gregor den Topf auf die Seite.
    Am wuchtigen, runden Buchenholztisch saßen die drei Kinder von Regina und Theo Engeltal beim Frühstück. Der fünfjährige Jakob und sein vierjähriger Bruder David hatten ihren Platz auf der langen Seite der rustikalen Eckbank. Die zweijährige Lea-Sophie thronte in einem Kinderstuhl, rüttelte mit ihren dicken Grübchenhänden an der vorderen Verstrebung des Sitzes und brüllte unentwegt: „Ich will laus!“ Tränen der Empörung bahnten sich ihren Weg durch Nutellaschlieren. Zornig warf sie ihren rosafarbenen Schnuller auf den Boden, wobei die hellblonden, schokoverschmierten Löckchen wippten. David begann nun ebenfalls zu schluchzen. Er konnte es nicht ertragen, wenn seine kleine Schwester weinte.
    Mitten auf dem Tisch hockte der schwarze Familienkater Felix und versuchte verstohlen, mit seiner weißen Pfote ein Stück Bierschinken aus der Zellophanverpackung zu stibitzen. Klarissa packte das Tier am buschigen Fell hinter seinen Ohren und setzte es, bevor es überhaupt reagieren konnte, unsanft auf die Erde. Felix fauchte zunächst, dann entschied er sich für die sichere Flucht.
    Danach befreite Klarissa Lea-Sophie aus ihrem Hochstuhl, küsste sie herzlich auf beide Pausbacken und flüsterte beruhigend auf sie ein. Von einer Sekunde auf die andere versiegte der Tränenfluss und sie verkündete strahlend und bestens informiert in Richtung ihrer Brüder: „Wir gehen Ziegen füttern und Pommes essen, im Bollerwagen.“ Sie nickte zufrieden.
    Gregor übernahm das Kommando. Zuerst drückte er Theo auf einen Stuhl und dann eine Tasse mit dampfendem Kaffee in seine Hand.
    „Jakob, du hilft Klarissa dabei, eure Rucksäcke zu packen. Ihr braucht Schlafanzüge, Zahnbürsten, Lieblingskuscheltiere, Lea-Sophies Milchflasche und ihren Schnuller. Dann ziehen alle Gummistiefel und Regenjacken an. Wir machen einen Ausflug in den Tierpark Hundshaupten.“
    Er blickte nach draußen, es klarte langsam auf. Es würde ein schöner Herbsttag werden. Die Kinder jubelten. Theo nippte kraftlos an seinem Kaffee.
    Während Klarissa und Jakob packten, füllte Gregor mit geübter Hand die Spülmaschine, schaltete sie ein und räumte den Tisch ab. Der kleine David, der seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten war, wollte nun auch helfen und sammelte die Legosteine in eine Holzkiste, die von Regina mit lustigen bunten Märchenfiguren bemalt worden war.
    Jetzt mussten sie nur noch Lea-Sophie die Schokoladencreme aus dem Gesicht und den Haaren waschen und ihre rosarot geringelte Lieblingsstrumpfhose suchen. Jeder wusste, dass das kleine, eigenwillige Mädchen ohne ihre Strümpfe das Pfarrhaus nicht verlassen würde. Jakob fand sie unter den Kartoffeln im Küchenschrank. Nun konnte es losgehen.
    „Ich danke euch für die Rettung“, hauchte Theo mit letzter Kraft. „Ihr seid wirklich wahre Freunde. Ach, und Lea-Sophie darf keinen Orangensaft trinken, davon wird sie wund.“
    Klarissa legte im Wagen eine CD mit Kinderliedern ein, die sie im Kinderzimmer der Jungs entdeckt hatte, und fröhlich trällernd machten sie sich auf den Weg in den Tierpark.
    Dort angekommen, mieteten sie einen Bollerwagen und kauften für jedes Kind eine Tüte Tierfutter. Lea-Sophie wurde in den Wagen gesetzt und David kletterte begeistert hinterher. Jakob weigerte sich. Schließlich war er schon fünf Jahre alt und besuchte im Kindergarten die Schuki eins,

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