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Nachtgieger

Nachtgieger

Titel: Nachtgieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Maria Dries
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wie er mit ernster Stimme erklärte. Klarissa fand heraus, dass es sich dabei um die Schulkindergartengruppe Nummer eins handelte.
    Sie zogen gemeinsam den Bollerwagen zu dem hügeligen Gelände, auf dem die Ziegen untergebracht waren. Sie steckten ihre Köpfe mit den gebogenen Hörnern durch die Streben des Gatters und wollten gefüttert werden. Lea-Sophie kippte blitzschnell einer kleinen, schwarz-weiß-braun gefleckten Ziege den halben Inhalt ihrer Tüte über den Kopf.
    Weiter ging es zu den Fischteichen, in denen sich hunderte von Forellen tummelten und sich nach den kleinen Futterstückchen drängelten.
    Bei den vietnamesischen Hängebauchschweinen musste David dringend auf die Toilette und Klarissa rannte mit ihm in Richtung Holzhäuschen.
    Ein alter, grauer, störrischer Esel schnappte nach Lea-Sophies Patschhändchen und löste dadurch eine mittlere Krise aus. Gregor lief zurück zum Kiosk und holte Eis für alle. Damit ließ sich die Aufregung kurz aus der Welt schaffen. Allerdings mochte Jakob nur Kaktuseis. Gregor ging ein zweites Mal los.
    Die großen, schweren Elche mit ihren mächtigen Geweihen beeindruckten die Kinder. Gespannt beobachteten sie sie und für eine Weile kehrte Ruhe ein.
    Am nächsten Gehege fraßen den Kindern zahme Rehe das Futter aus der Hand. Das kleine Mädchen quietschte entzückt, als es die raue Zunge eines Tieres spürte, woraufhin die Herde in alle Richtungen davonstob. Ein Tierfotograf, der geduldig auf dieses Schauspiel gewartet hatte, zeterte hinter ihnen her.
    Ein gedrungenes, kleines Holzhaus wurde nach lieben Hexen durchsucht, die aber wohl ausgeflogen waren, vermutlich zum Einkaufen. Für David war das völlig klar.
    Als sie nach Beendigung des Rundweges am Karpfenweiher vorbeischlenderten, rief Lea-Sophie plötzlich: „Ich springe da jetzt rein, zu den dicken Ententieren“, und sauste los. Klarissa erwischte sie am Uferrand an ihrer Kapuze.
    „Jetzt brauche ich einen Kaffee und fette Torte“, wandte sie sich an ihren Ehemann. „Bitte, machen wir eine Pause, Onkel Gregor, ich bin den Weg mindestens dreimal gelaufen.“
     
    Nachdem sie sich gestärkt hatten, verließen sie die Terrasse der Gaststätte und fuhren erschöpft, aber glücklich über den schönen, ereignisreichen Nachmittag nach Hause.
    Während Gregor das Abendessen zubereitete – Spaghetti mit Tomatensoße und eine grüne Suppe für David – erinnerte sich Klarissa an eine Kiste mit Spielzeugautos auf dem Dachboden. Sie ließen die kleinen Autos durch den Hof rasen und malten mit pastellfarbenen Straßenkreiden breite Fahrwege, Verkehrsschilder, mehrstöckige Häuser und eine Feuerwehreinsatzzentrale – natürlich mit Schlauchturm – auf die Pflastersteine. Als sie einen bedrohlichen Großbrand simulierten, rückten die Einsatzfahrzeuge in einem heillosen Durcheinander und unter begeistertem Geschrei aus. David schleppte zum Feuerlöschen eine grüne, bis zum Rand mit Wasser gefüllte Gießkanne an und kippte sie im Eifer des Gefechts über dem Kopf seiner Schwester aus.
    Vor dem Abendessen, als alle um den Küchentisch versammelt saßen, erklärte David, dass zuerst ein Spruch gemeinsam aufgesagt werden musste, so wie im Kindergarten. Nach mehreren Anläufen klappte es dann. Sie drehten ihre Hände vor ihrem Bauch um eine imaginäre Achse und sprachen im Chor:
    „Rolle, rolle, roll,
    mein Teller ist voll,
    mein Bauch ist leer
    und brummt wie ein Bär,
    guten Appetit!“
    Nachdem die Kinder gebadet worden waren und nach etlichen Runden Maumau lagen sie endlich wie geschrubbte Engel in ihren bunten Schlafanzügen im breiten Gästezimmerbett. Der rabenschwarze Neufundländer Julius hatte sich unauffällig und behutsam zwischen ihre Füßchen gequetscht, er wollte unbedingt auch mit von der Partie sein. Lea-Sophie nuckelte schläfrig an ihrer Milchflasche, während Klarissa dreimal das Märchen von Schneewittchen und zweimal die Geschichte von Rotkäppchen vorlas. Gegen einundzwanzig Uhr schliefen die drei Herzchen friedlich.
    Gregor hatte in der Zwischenzeit die Küche aufgeräumt, den Badezimmerboden trockengewischt, die im ganzen Hof verstreuten Autos eingesammelt und die Katzen Charlotte und Rudi gefüttert, die sich, nachdem die Kinder verschwunden waren, wieder eingefunden hatten. Gregor nannte sie Feiglinge.
    Klarissa ließ sich in der Küche auf einen Stuhl fallen und forderte: „Ein Glas Weißwein bitte, Onkel Gregor. Ich bin platt, mittlerweile kann ich für Theo vollstes Verständnis

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