Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz
glaube dir dieses Ja nicht«, sagte er leise, kaum noch hörbar.
Esther spürte eine flüchtige Berührung ihres Haares, die sie beinahe ihre Beherrschung kostete.Alles, wonach sie sich sehnte, war zum Greifen nah. Aber eine Fessel, die ihr mit den von Adalbert überbrachten Sätzen angelegt worden war und die Anders, bevor sie beide gemeinsam Haydens Büro betreten hatten, mit einigen Andeutungen noch fester angezogen hatte, ließ sie innehalten.
»Das genügt jetzt!«
Außer sich vor Rage wollte Hayden vorstürzen. Im letzten Moment packte Anders ihn, und selbst als Hayden sich gewaltsam befreien wollte, gab er nicht nach.
Obwohl jeder Millimeter ihrer Drehung sie schmerzte, wandte Esther sich Adam zu. Er stand ein Stück hinter ihrem Stuhl, reglos, mit herabhängenden Armen. Als habe er bereits aufgegeben. Mehr noch setzte ihr jedoch der Ausdruck auf seinem Gesicht zu, denn zu ihrem Leidwesen gab er sich keineswegs die Mühe, seine Verletztheit zu verbergen. Er weigert sich tatsächlich, bei dem lächerlichen Schauspiel, das wir hier veranstalten, mitzumachen. Unser Kartenhaus wird über uns zusammenbrechen, und Anders wird mich dafür bestrafen, stellte sie mit einem Anflug von Panik fest. Sie musste Adam zum Gehen bewegen, koste es, was es wolle.
»Ich weiß nicht, warum du hierhergekommen bist. Falls es dir dabei um mich gehen sollte, muss ich dich bitten, gleich wieder zu gehen. Vielleicht war die Nachricht, die ich dir hinterlassen habe, nicht deutlich genug, aber spätestens jetzt solltest du doch eigentlich begriffen haben, dass es mit uns beiden vorbei ist.«
»Meinst du die Nachricht, in der stand, dass unser Zusammensein es dir wert gewesen ist? Das habe ich durchaus begriffen. Was ich nicht akzeptieren kann, ist der zweite Part, der sagt, dass es vorbei ist. Denn wenn ich mir dieses Schmierentheater hier so ansehe, möchte ich behaupten, dass es gerade erst richtig losgeht.«
Ohne sichtliche Anstrengung hielt Anders den aufgebrachten Hayden im Zaum, während er Adam gereizt anstierte. »Das ist doch alles vollkommen überflüssig. Du hättest dir diesen Auftritt wirklich sparen sollen, Adam. In deinem eigenen Interesse. Fällt es deinem Ego wirklich so schwer, ein deutliches Nein zu akzeptieren?«
»Das fragst ausgerechnet du?« Adam stieß ein trockenes Lachen aus. »Wenn ich mich recht erinnere, ist es dir das letzte Mal ausgesprochen schwergefallen, meine Absage hinzunehmen. Ich kann dir allerdings versichern, dass du bald mehr mit mir zu tun bekommst, als dir vermutlich lieb ist. Adalbert nach Esther auszuschicken, war keine gute Idee.«
»Willst du mir etwa drohen?«
»Kommt darauf an, warum und mit welchem Mittel du Esther erpresst. Denn dass es sich hierbei um Erpressung handelt, steht ja wohl außer Zweifel. Vielleicht kannst du den liebeskranken Hayden davon überzeugen, dass du Adalbert nur aus reiner Nächstenliebe losgeschickt hast, damit seine Verlobte in seine Arme zurückkehrt. Aber ich weiß nur zu gut, dass deine Sorte ausschließlich aus Eigennutz heraus handelt.«
» Unsere Sorte«, korrigierte Anders ihn.
»Da bin ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher.Wenn ich so wäre wie alle anderen, könnte ich dann wirklich einfach hier stehen, anstatt mich deiner süchtig machenden Gabe zu unterwerfen? Das ist es doch, was dich wirklich herausfordert. Du wolltest, dass ich zurückkehre. Es ging dir ausschließlich darum,
mich erneut in deine Reichweite zu bringen. Esther war nur ein Köder, richtig?«
Anstelle einer Antwort verzog Anders das Gesicht zu einer Grimasse. Plötzlich löste er den Griff um Haydens Oberarme, doch der Mann nutzte die Gelegenheit nicht, um sich - wie erwartet - auf Adam zu stürzen, sondern legte nachdenklich die Stirn in Falten. »Stimmt das, was Adam da behauptet?«, fragte Hayden in einer Mischung aus Unglauben und langsam einsetzender Erkenntnis.
Doch Anders beachtete ihn nicht länger. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf Adam gerichtet, als würde er das Kräftemessen auf einer mentalen Ebene fortführen. Als wolle er ihn rein mit seinem Willen dazu zwingen, auf ihn zuzugehen. Adams Schultern begannen zu beben, als wäre er ein Stück Metall, das von einem Magneten angezogen wurde. Die Anstrengung, nicht nachzugeben, war ihm deutlich anzusehen. Trotzdem rührte er sich kein Stück von der Stelle.
Schließlich sagte Anders mit einem Achselzucken: »Gut, du vermagst dich also meinem Einfluss zu entziehen, damit kann ich leben.Trotzdem musst du
Weitere Kostenlose Bücher