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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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vereinbar gewesen.«
    »Willst du etwa behaupten, ihm mit diesem Schlag einen Gefallen getan zu haben?«
    »Ja«, erwiderte Adam trocken, während er Esther zur Tür hinausschob.
    Auf dem Flur hatte sich eine bunte Mischung aus Sekretärinnen und anzugtragenden Herren, bei denen man Haydens Anwaltskollegen nicht von ihrer Klientel unterscheiden konnte, versammelt und sah sie verwundert an.
    »Die Polizei wird gleich hier sein«, verkündete ein älterer Herr, der eine alteingesessene Autorität ausstrahlte. Trotzdem wagte auch er es nicht, sich Adam in den Weg zu stellen.
    »Und wem, zum Teufel, soll das helfen?«, erwiderte Adam, dem Esther gerade ihre Fingernägel ins Gesicht grub. Ein Fluchen ausstoßend, packte er sie bei den Hüften und legte sie sich über die Schulter.
    Ganz gleich, was eben geschehen war - diese uralte Geste männlicher Überlegenheit nahm Esther ihm wirklich übel. Ausrichten konnte sie dagegen trotzdem nichts.

31
    Flammenmeer
    Zunächst wollte Esther das Wasserglas ignorieren, das Adam ihr hinhielt. Dann gestand sie sich ein, dass ein solches Verhalten mehr als kindisch gewesen wäre, und nahm es mit einem Nicken entgegen. Sie war eine Frau, die wusste, wie man die Fassung wahrt, auch wenn die Autofahrt von Haydens Anwaltskanzlei zu einem abseits liegenden Motel genau das Gegenteil offenbart hatte. Da war kurzzeitig ihr Temperament mit ihr durchgegangen. Zu ihrer Erleichterung schlossen sich die Kratzspuren in Adams Gesicht bereits wieder. Sie hoffte inständig, dass das ebenfalls für die anderen Blessuren galt, die sie ihm beigebracht hatte und die von seiner Kleidung verdeckt wurden.
    Wie auch immer, jetzt hatte sie sich wieder unter Kontrolle, zumindest was ihr Auftreten anbelangte. Nur ihre Finger, die sich fest um das Glas schlossen, verrieten den Aufruhr, der in ihrem Inneren herrschte.
    Adam reichte dieses Detail aus, um sie zu durchschauen. »Wenn du mit mir zusammen bist, brauchst du nicht die unnahbare Lady zu mimen. Sei einfach ganz du selbst … auch wenn das noch mehr Kratzattacken und Tritte mit spitzen Schuhen bedeutet. Glücklicherweise bin ich ja nicht so leicht kaputtzukriegen«, sagte er mit einem Schmunzeln, für das Esther ihm fast das Glas an den Kopf geworfen hätte.
    Um sich abzulenken, sah sie sich in dem Zimmer um, in
dem Adam sie untergebracht hatte. Es war so schlicht eingerichtet, wie man es sich überhaupt nur vorstellen konnte, Pressholzmöbel und eine Landschaftsszene über den Kopfenden der Betten, die eine Orangenplantage zeigte. Schlichte braune Vorhänge sperrten die Nacht aus. Unter der Tür zum angrenzenden Badezimmer drang der Geruch eines nach Chemie und Zitrus stinkenden Reinigungsmittels durch, der ihren ohnehin aufgewühlten Magen zum Flattern brachte. Das Bettzeug war weiß und fadenscheinig.
    »Warum sind wir hier?«, brachte sie mühsam hervor.
    Adam legte den Kopf schief, als fielen ihm zu dieser Frage so viele Antworten ein, dass er gar nicht wusste, wo er anfangen sollte. Also entschied er sich für den direkten Weg. »Die Stadt ist voll mit diesen billigen Motels, die sich gleichen wie ein Ei dem anderen.Wir dürften also erst einmal unsere Ruhe haben. Vor allem, weil der Wagen in einer anderen Garage geparkt steht.«
    Den letzten Satz sagte er mit einer grimmigen Befriedigung, die Esther nicht verstand. Allerdings verspürte sie auch wenig Verlangen, dem nachzugehen. Sie deutete auf das Telefon, das auf einem Nachttisch stand.
    »Ich muss Hayden anrufen und hören, ob es ihm gutgeht. Deine Stillstellmethode hätte wirklich etwas geschickter ausfallen können.«
    »Glaub mir, Hayden wird es zu schätzen wissen, wie ein Mann zu Boden gegangen zu sein.« Als Esther nach dem Hörer griff, legte Adam seine Hand auf ihre. »Du kannst Hayden später anrufen, wenn du mir erzählt hast, womit Anders dich erpresst. Entweder damit Hayden dich dann abholen kommt, oder um dich von ihm zu verabschieden.«
    So weit konnte Esther in diesem Augenblick gar nicht denken. Zu groß war das Durcheinander an Gefühlen und Gedanken, das sie langsam zu zerreißen drohte - in lauter feine Streifen.
Auf dem einen stand das Bedürfnis geschrieben, sich von Hayden versichern zu lassen, dass er lediglich mit Kopfschmerzen und ohne Hass im Herzen aus dieser Sache herausgekommen war. Auf einem anderen war zu sehen, wie sie sich an Adams Brust schmiegte und endlich wieder mit ihm vereint war. Unzählige kleine Streifen wirbelten kreuz und quer, erzählten von Hoffnungen

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