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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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verhielt - Hauptsache, er war wieder zurück, Hauptsache, sie konnte ihn ansehen und sich in ihm verlieren. Ohne Zögern streckte sie die Hand aus und packte ihn am Kinn, woraufhin er gezwungen war, ihr endlich Aufmerksamkeit zu schenken.
    »Charles, du Ungeheuer«, sagte sie mit einer vor Erregung bebenden Stimme. »Bist du etwa zurückgekehrt, um mich weiterzuquälen?«
    Charles blickte sie an, als sehe er sie zum ersten Mal in seinem Leben. Fast hätte Toska laut aufgelacht. Ein neues Spiel begann, und sie würde auch dieses Mal mitmachen, ganz gleich, wie hoch der Preis dafür war. Sie konnte ihm einfach nicht widerstehen, auch wenn er ihr Untergang sein mochte.

11
    Gefährliche Spiele
    Eigentlich hätte Adam den Maître de réception keines Blickes würdigen müssen, um herauszufinden, dass dieser Herr ihn zum einen kannte und ihn zum anderen nicht ausstehen konnte. Von dem Mann, der die Würde dieses großen Hotels geradezu versinnbildlichte, ging eine körperlich spürbare Abneigung aus. Obwohl Adams Sinne auf äußerst unangenehme Weise darauf ansprangen, nahm er dem Mann seine Haltung nicht übel. Sicherlich empfing man in einem solchen Haus einen ehemaligen Gast nicht ohne guten Grund mit einer Grabesmiene.
    »Wie schön, Monsieur wiederzusehen. Es freut uns natürlich sehr, wenn unsere Gäste uns verbunden bleiben, aber leider befürchte ich, Ihnen heute kein Zimmer anbieten zu können. Der Frühling lockt Gäste aus aller Welt nach Paris, wie Sie verstehen werden. Sicher gibt es noch einige andere Hotels, die sich sehr über Ihre Anwesenheit …«
    »Sparen Sie sich das Gerede«, unterbrach Adam ihn und ignorierte Carrières leisen Aufschrei wegen seiner Unhöflichkeit. Er war sich jedoch sicher, dass er auch mit einem Übermaß an Taktgefühl bei diesem Mann nicht weitergekommen wäre. Also hatte er kurzerhand entschieden, ohne Umwege auf sein Anliegen zu sprechen zu kommen. Falls der Maître blockte, würde er ihm zu einem anderen Zeitpunkt einen Besuch abstatten, allein, unter vier Augen.

    »Ich bin heute nur vorbeigekommen, um in Erfahrung zu bringen, ob noch einige Gäste hier wohnen, mit denen ich während meines Aufenthalts verkehrt habe.«
    Der pechschwarze Schnurrbart mit den gezwirbelten Enden des Maître zitterte vor Empörung. »Es steht mir in meiner Position keineswegs zu, mich für die Privatangelegenheiten unserer Gäste zu interessieren.«
    »Tatsächlich, so etwas geht also spurlos an Ihnen vorüber?« Adam zog mit gespieltem Unglauben die Brauen hoch.
    Anstelle einer Antwort ließ der Maître nur ein entrüstetes Schnauben hören. Etwas zu entrüstet, wie Adam fand. Ja, er würde den Mann erneut aufsuchen. Denn in diesem Fall bedurfte es nicht einmal seiner empfindsamen Sinne, um die Lüge zu erkennen. Was auch immer Adam sich während seines Aufenthaltes im Grand Hôtel geleistet hatte, es brachte das Herz des Maître immer noch dazu, ohrenbetäubend laut und viel zu schnell zu schlagen. Noch ein wenig schneller, und der Mann würde tot umfallen.
    Während Carrière in beruhigendem Ton auf den Maître einredete, sah Adam sich im Foyer um. Wenn ihm schon kein vertrautes Gesicht untergekommen war, so würde er vielleicht erkannt werden.
    Doch nichts geschah.
    Kein Wunder, wechselten die Gäste in einem Hotel doch regelmäßig, und er war seit mindestens drei Tagen nicht mehr hier gewesen.Vermutlich eine zu lange Zeit. Solche Orte gehörten der Gegenwart an, niemand interessierte sich für das Gestern. Abgesehen vom Maître und dem Portier, der ihm mit einem breiten Grinsen die Tür geöffnet hatte, wie ihm jetzt wieder einfiel.Vielleicht sollte er sich an den Portier halten … Mit ein wenig Geld und gutem Zureden würde der sicherlich etwas zu erzählen haben.
    Derartig in Gedanken versunken, bemerkte Adam nicht, wie
sich ihm eine grazile Gestalt näherte. Erst als er am Kinn gepackt wurde, registrierte er die junge Frau, die ihn mit fiebrigen Augen anstarrte. Ihre Empfindungen waren von einer derart starken Natur, dass Adam beinahe die Beherrschung verlor. Sie war aufgeregt, nein, erregt. Aber ebenfalls wütend … Und da war Angst, wenn auch gut verborgen. Er konnte nur dastehen und zurückstarren. Ihre Lippen bewegten sich, aber das plötzlich ausgebrochene Rauschen in seinen Ohren machte es ihm unmöglich, sie zu verstehen. Es interessierte ihn nicht einmal, was sie zu sagen hatte; er war vollkommen damit beschäftigt, seine Instinkte zu zügeln.
    Hör auf, dich dagegen zu wehren.

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