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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Stimme, die nichts über seine innere Anspannung verriet. Er fühlte sich wie ein Jagdhund, der sich nicht einmal von einem tosenden Unwetter von seiner Fährte abbringen ließe. »Antonia … Wenn ich mich richtig erinnere, wird der Name Antonia im Russischen mit Toska abgekürzt.Wie passend.«
    Die junge Frau legte den Kopf schief, als habe seine Stimme etwas in ihr wachgerufen. Fast rechnete er damit, sie würde vor ihn treten und ihm ihren Mund zum Kuss hinhalten. Aber sie stand nur da und hörte in sich hinein, schien in einer geliebten
Erinnerung gefangen zu sein. Allem Anschein nach hatte er sie bei ihrem richtigen Namen genannt.
    Adam nutzte die Gelegenheit, sie sich genauer anzusehen. Sie war wirklich ein entzückendes Wesen, mit einem spitz zulaufenden Gesicht, das von tiefbraunen Augen dominiert wurde. Obwohl sie von zierlicher Gestalt war und das eng geschnürte Korsett sie in der Mitte fast durchzubrechen drohte, wirkte sie alles andere als fragil.Vielleicht lag es an dem üppigen Busen, der sich selbst unter dem pelzbesetzten Mantel abzeichnete, oder es war ihr opulenter Duft, der verriet, dass die Dame über mehr Lebenslust verfügte, als die gesellschaftliche Moral es ihr erlaubte.
    Obwohl ihr Äußeres ihm durchaus gefiel, wie auch ihr in der Öffentlichkeit ausgesprochen unangemessenes Verhalten, weckte Toska keinerlei Neigung in ihm. Zwar hätte er eine Einladung in ihr Bett sicherlich nicht abgelehnt, aber nichts an ihr rief das Verlangen hervor, sie kennenzulernen und ihr nahe zu sein, während sein altes Ich zweifellos an mehr als ihrem Körper interessiert gewesen war. Eine Zeit lang zumindest, wenn er es richtig verstand.
    »Fein«, sagte Toska schließlich. »Ich lasse mich auf dieses neue Spiel ein, zumindest bis zum Abendessen. Allerdings wirst du mich dafür in den Wintergarten zum Tee einladen, ich muss nämlich augenblicklich diesen Mantel ausziehen, bevor mir vor Hitze die Sinne schwinden. Unterdessen kann dein Onkel - oder was auch immer der Herr in Wirklichkeit sein mag - Raisa mit denVorzügen von Paris bekanntmachen. Der Reiz dieser Stadt will sich ihr nämlich nicht erschließen. Sie hat so eine schreckliche Sehnsucht nach St. Petersburg.«
    »Tosjenka, bist du vollkommen von Sinnen?«, fragte Raisa auf Russisch. Mittlerweile hatte sie es aufgegeben, den Anschein eines gewöhnlichen Beisammenstehens aufrechtzuerhalten. Ihre Schultern bebten, als sie erneut nach ihrem Schützling
griff. Aber die junge Frau entzog sich ihr und schmiegte sich an Adams Seite.
    Fast fühlte Adam sich versucht, Toska um eine Verabredung zu einem anderen Zeitpunkt zu bitten, nur damit Raisa nicht länger so gequält dreinblickte. Doch er konnte den Verdacht nicht abschütteln, die junge Russin nach diesem Treffen nie wieder zu Gesicht zu bekommen. Gegen Raisa mochte sie sich in dieser Situation durchsetzen können, aber später würde sie sich für ihr unmögliches Benehmen den Konsequenzen stellen müssen.
    »Gegen eine Tasse Tee in einem angesehenen Salon ist doch sicherlich nichts einzuwenden«, erklärte Carrière, wobei er seinen Gehstock zwischen den behandschuhten Händen rieb und damit sein Unwohlsein verriet. »An Tee in Gesellschaft ist nichts Unschickliches zu erkennen«, fügte er kleinlaut hinzu, als Raisa resigniert den Kopf schüttelte und davonging.
    »Vielen Dank für Ihre Unterstützung, mein Freund.« Adam deutete mit dem Kopf eine Verabschiedung an, ehe er Toska den Arm reichte, den sie nur allzu begierig nahm. »Wir sehen uns dann später in Ihrem Appartement.«
    Carrière setzte seinen Zylinder auf und hob den Koffer auf, den Adam achtlos auf dem Boden abgestellt hatte. »Nein, mir ist jetzt nach einer Ablenkung zumute. Treffen Sie mich bei Rischka. Sie wird uns ohnehin erwarten, wie ich die Dame kenne. Ich hoffe wirklich, dass die Szene eben sich Ihrer Sache als nützlich erweisen wird. Die junge Dame hier wird zweifelsohne noch eine mächtige Strafpredigt für ein solches Benehmen über sich ergehen lassen müssen. Falls es denn bei einer Strafpredigt bleibt.« Dann wendete Carrière sich zum Gehen.
    Adam blickte ihm noch einen Moment lang hinterher und empfand zum ersten Mal so etwas wie Freundschaft für diesen Mann.Vielleicht wäre es das Beste, die Vergangenheit ruhen zu lassen und sich stattdessen mit den Resten seiner Seele zu beschäftigen,
die ihm geblieben waren. Geradeso, wie Carrière es tat. Aber wie kümmerlich mochten diese Reste sein, wenn sogar eine Frau, für die

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