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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Blick des Barkeepers sekundenlang an ihren vollen Lippen hing - bevor er kreidebleich wurde und sich wieder dem Polieren der Gläser widmete, als ginge es dabei um sein Leben.Was es zweifelsohne auch tat.
    »Ich denke, ich quäle dich noch ein bisschen, da sich mir schon einmal die Chance dazu bietet. Wer weiß, wann die nächste Gelegenheit dazu besteht.« Adams Augen verengten sich zu prüfenden Schlitzen, eine ihr so vertraute Reaktion, dass sie erneut lachen musste. »Sag bloß, dein Raubtierinstinkt verrät dir nicht, dass ich mich auf keinen Fall von dir in die Ecke drängen und mir das Geheimnis gegen meinen Willen rauben lasse. Da solltest du mich eigentlich besser kennen.«
    Adams Züge wurden weich, und plötzlich haftete ihnen etwas ausgesprochen Einnehmendes an, während er eine von
ihren Locken um seinen Finger wickelte, um sie dann langsam zurückgleiten zu lassen.
    »Vielleicht kommt es ja bloß darauf an, wie weit ich zu gehen bereit wäre, um es dir zu entlocken.«
    Rischka wich zurück, unentschieden, ob sie ihm eine Ohrfeige geben oder sich vielmehr an seine Brust schmiegen sollte. Sein Selbstvertrauen in seine Fähigkeiten war ungefähr genauso groß wie sein Widerwille gegen den Geruch des Dämons. Sie wusste nicht, was sie mehr in Rage versetzte. Mit einer undamenhaften Eile stand sie auf und holte eine elfenbeinfarbene Visitenkarte aus ihrer Handtasche hervor, auf der nicht mehr als ein Straßenname und ein feiner Kreis geprägt waren.
    »Heute am frühen Abend treffen wir uns bei dieser Adresse. Du würdest gut daran tun, dich ein wenig zurückzuhalten. Nicht jeder ist so nachsichtig wie ich.«
    Während Adam die Visitenkarte studierte, wobei ihn besonders der Kreis zu fesseln schien, drehte Rischka sich um und verließ das Hotel, das sie mit seinem Alter zu erdrücken drohte. Erinnerungen waren etwas, das sie nicht im Geringsten zu schätzen wusste.

2
    Hohe Erwartungen
    Nachdem Rischka fluchtartig das Hotel verlassen hatte, ging Adam auf sein Zimmer, um seinen Trenchcoat für einen Spaziergang zu holen. Er pfiff leise vor sich hin und dachte darüber nach, ob er Rischka gegenüber nicht ein wenig zu weit gegangen war. Eigentlich fühlte er sich ihr verbunden - zumindest wenn sie sich nicht gerade in seiner Nähe aufhielt. Trotzdem musste er ihr stets aufs Neue beweisen, dass sie ihm im Zweifelsfall nicht überlegen war. Doch wenn er sich mit ihr auf Augenhöhe glaubte, warum verspürte er dann das Bedürfnis, ihr Grenzen aufzuweisen?
    Versunken in diesen unauflösbaren Widerspruch, wäre ihm fast der dunkle Haufen auf seinem Balkon entgangen. Auf den ersten Blick hätte man es für ein liegengelassenes Kleidungsstück halten können, doch da hatten Adams Sinne ihm schon zugeflüstert, dass es sich um einen Katzenkadaver handelte. Allerdings war es kein schlicht verendetes Tier, nein, die Katze war ausgeblutet worden. Nur ein winziger Schnitt hatte gereicht, um auch an den letzten Tropfen zu gelangen, wie sich herausstellte. Wer auch immer Adam diesen makaberen Willkommensgruß hinterlassen hatte, hatte genau gewusst, was er tat. Dabei tröstete es Adam wenig, dass die Katze dank der perfekten Schächttechnik vermutlich kaum Schmerzen verspürt hatte.
    »Katzen abschlachten … Wenn ich dich in die Finger bekomme, du mieser Dreckskerl«, fluchte er leise, während er das
tote Tier in dem hoteleigenen Garten verscharrte, auf den sein Balkon hinausging.
    Wer immer es darauf angelegt hatte, ihn mit dieser Geste zu treffen, hatte eine größere Reaktion hervorgerufen, als er vermutlich zu hoffen gewagt hatte. Adam mochte Katzen nämlich ausgesprochen gern und genoss es, sie um sich zu haben - was er allerdings sorgfältig verbarg. Nicht, dass jemand sich daraus hätte einen Vorteil verschaffen können. Niemand interessierte sich ernsthaft für vierbeinige Fellknäule, aber es zeigte eine Seite von ihm, die er lieber für sich behielt.
    Als er später zu einem Streifzug durch die Nachbarschaft aufbrach, brauchte er eine Zeit lang, um den Gedanken an den Kadaver zu verdrängen, genau wie seine Enttäuschung darüber, keine brauchbare Spur an ihm wahrgenommen zu haben. Sein unbekannter Freund hatte allem Anschein nach nicht nur gewusst, wie empfindsam Adams Sinne waren, sondern auch wie man sie austrickste.
    Gereizt blieb Adam stehen und atmete tief ein. Auch für dieses Rätsel würde sich eine Lösung finden,jetzt wollte er sich allerdings einfach nur treiben lassen. Sein verdammter Jagdinstinkt

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