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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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noch aufmüpfiger machte. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte ihre Feindseligkeit gegen Delray, der nun ihr Vormund war, sich weiter verstärkt. Und als dieser sich wieder verheiratete, gerieten sie vollends außer Rand und Band und machten ihm und Mary das Leben zur Hölle.
    Das erstemal kamen sie mit der Polizei in Berührung, als sie verdächtigt wurden, im Spirituosengeschäft ein Sechserpack Bier gestohlen zu haben. »Wir haben sie nicht mit der Ware geschnappt, Delray, wir können also nichts beweisen.«
    Ezzy erinnerte sich an Delray Corbetts Zorn und Verlegenheit, als er die beiden angetrunkenen Jungen bei ihm abgeliefert hatte. »Ich werde mich darum kümmern, Sheriff. Vielen Dank, daß Sie sie nach Hause gebracht haben. Ich geb Ihnen mein Wort, das war das erste- und letztemal.«
    Aber Delray hatte sein Wort nicht halten können. Die Jungen wurden mit jedem Jahr aufsässiger, und nach Deans Geburt waren sie überhaupt nicht mehr zu bändigen. Der Kleine war ›Daddys Engelchen‹. Cecil und Carl führten sich entschlossen wie die Teufel auf.
    Ihre Vergehen wurden ernster und schwerer, bis in Cecils zweitem High-School-Jahr – Carl war eine Klasse tiefer – ein Mädchen die Brüder beschuldigte, sich im Schulbus vor ihr entblößt und sie gezwungen zu haben, sie anzufassen. Die Jungen behaupteten, sie löge, so etwas wäre nie geschehen, das wäre reines Wunschdenken des Mädchens. Da ihr Wort gegen das der Jungen stand, kamen sie ohne Strafe davon. Die Eltern des Mädchens waren empört und gaben öffentlich Delray die Schuld am Verhalten seiner Stiefsöhne.
    Es folgten eine Serie kleiner Diebstähle, Anklagen wegen mutwilliger Zerstörung, Festnahmen wegen Trunkenheit am Steuer. Aber die Jungen waren durchtrieben. Man konnte ihnen nie etwas nachweisen. Bis sie eines Nachts auf
dem Gelände einer Autoverwertungsfirma, wo sie Zubehörteile stahlen, auf frischer Tat ertappt wurden. Sie wurden zu einer Jugendstrafe von achtzehn Monaten verurteilt, jedoch schon nach einem Jahr wieder in die Obhut ihres Stiefvaters entlassen.
    Delray stellte drakonische Maßnahmen in Aussicht: Noch eine einzige Verfehlung, und sie flögen hinaus. Zwei Tage später stahlen sie betrunken ein Auto vom Ausstellungsgelände eines Gebrauchtwagenhändlers und brausten damit nach Dallas, wo sie einen Frontalzusammenstoß mit einem Lieferwagen verursachten, dessen Fahrer schwere Verletzungen erlitt. Sie wurden nach dem allgemeinen Strafrecht abgeurteilt und kamen nach Huntsville. Für Delray waren sie erledigt.
    Als sie auf Bewährung freigelassen wurden, kehrten sie nicht nach Blewer zurück. Erst im Frühjahr 1976 tauchten sie eines Tages wieder auf.
    Zu Beginn des Jahres war eine Bohrgesellschaft auf Öl gestoßen und hatte in schneller Folge drei neue Quellen entdeckt. Das lockte weitere Bohrunternehmen an, es entstand Bedarf an Arbeitskräften. Ölbohrarbeiter, die Arbeit suchten, strömten ins Gebiet, unter ihnen auch die Herbolds.
    Eines Abends kam es in einem Motel, in dem die Leute untergebracht waren, zu einer Massenprügelei. Als Ezzy am Schauplatz eintraf, fand er zu seiner Überraschung die beiden Brüder mitten im Getümmel.
    Sie waren immer schon gutaussehende Burschen gewesen, und der Gefängnisaufenthalt hatte daran nichts geändert. Die blutende Platzwunde über seiner Augenbraue verlieh Carl sogar noch eine Art draufgängerischen Charmes.
    »Ich werd verrückt! Sheriff Hardge!« lachte Carl, als Ezzy ihn von dem Mann wegriß, den er gerade mit Fausschlägen traktierte. »Lang, lang ist’s her!«
    »Immer noch der alte Tunichtgut, Carl? Haben Sie oben in Huntsville nichts gelernt?«
    »Doch, doch. Klar, Sheriff.« Cecil schob seinen Bruder mit den Ellbogen zur Seite, um an Ezzy heranzukommen. Sie waren beide verdorben bis in die Knochen, aber Cecil war weniger aggressiv. Ezzy bezweifelte, daß Cecil auch nur einen Deut mehr Anstand besaß als sein jüngerer Bruder – aber er ließ mehr Vorsicht walten. »Dies hier war ein Unfall.«
    »Unfall? Ihr Bruder hat diesen Mann halbtot geprügelt.«
    Ein Deputy versuchte, den Bewußtlosen mit Klopfen an die Wange wieder zu sich zu bringen.
    »Mein Bruder hat sich nur verteidigt«, behauptete Cecil. »Wir haben an der Prügelei nicht mehr schuld als alle anderen hier. Wenn Sie uns festnehmen, müssen Sie alle festnehmen. Ich glaub kaum, daß Ihre Zellen dafür reichen.«
    Natürlich hatte er recht. Wenn Ezzy alle diese Männer die ganze Nacht durch vernahm, würde er Dutzende

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