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Nachtjaeger

Nachtjaeger

Titel: Nachtjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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Fuß, den sie in einer Schüssel mit warmem Seifenwasser gewaschen hatte. Jenna hatte die ganze Zeit stoisch und stumm dagesessen und sich auf die Unterlippe gebissen, um vor Schmerz nicht aufzuschreien.
    Sie zuckte mit den Achseln – eine Geste der Erschöpfung. In der hellblauen Seidenrobe, die Morgan ihr angezogen hatte, strahlte sie etwas seltsam Unwirkliches aus. »Ich konnte sie fühlen. Wo sie waren, wenn sie sich in der Nähe befanden und wenn sie ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes richteten.«
    Außer ihres linken Fußes, der nun sauber war, wies der Rest ihres Körpers noch immer eine Schicht Dreck auf. Schließlich hatte sie viele Meilen hinter sich gebracht. Ihre Schienbeine waren voller blauer Flecken, ihre Knöchel zerkratzt. In ihren Haaren hatte sie so viele Knoten, dass Morgan sie kaum wiedererkannte. Jenna war durch die Küche hereingekommen, hatte sich die lange, gewundene Treppe hochgeschlichen und war dann nackt auf dem Bett in ihrem Zimmer zusammengebrochen. Sie war sofort eingeschlafen, als ihr Kopf auf dem Kissen lag.
    Sie war derart erschöpft gewesen, dass sie vergaß, die Tür abzusperren.
    Wenige Augenblicke zuvor war sie erschrocken aufgewacht und hatte Morgan entdeckt, die vor ihrem Bett stand und wie eine Glucke Schnalzlaute von sich gab. Sie bedeckte Jennas nackten Körper gerade mit der Robe.
    »Alle Wächter?« Morgan sah sie verblüfft an. Sie hielt mit der Bewegung inne, und der nasse Waschlappen tropfte in die Schüssel, die sich in ihrem Schoß befand. »Du konntest sie alle spüren?«
    »Ist das so wichtig?« Jenna zog ihren Fuß zurück. Sie stellte ihn auf den Teppich, schlang den Gürtel um ihre Taille und strich sich eine schmutzige Strähne aus den Augen. »Jedenfalls bin ich zurück. Ich bin mir sicher, dass man mich einsperren wird. Es macht also keinen Unterschied, wen ich spüren kann und wen nicht. Soweit ich euer Gesetz verstanden habe, wird man mir sowieso niemals mehr erlauben, dieses Zimmer zu verlassen.«
    Morgan sah sie mit ihren grünen Augen nachdenklich an, den Kopf zur Seite geneigt. »Es macht sogar einen großen Unterschied«, sagte sie leise und stellte die Schüssel auf den Boden.
    Morgan war bereits dreimal an der Schlafzimmertür gewesen. Das erste Mal hatte sie mit jemandem flüsternd gesprochen, der draußen stand. Das zweite Mal hatte sie die Tür versperrt, und das dritte Mal hatte sie versucht, das laute Trommeln zu unterbinden, das jemand mit einer Faust auf der anderen Seite der Tür verursachte.
    Das Trommeln begann jetzt wieder – und zwar lauter als zuvor. Die schwere Tür begann in ihrem Rahmen zu wackeln.
    »Lass mich raten«, sagte Jenna. Sie warf einen erschöpften Blick auf die Tür. »Inzwischen wissen alle, dass ich wieder da bin.«
    »Falls sie es bisher noch nicht wussten, dann werden sie es auf jeden Fall jetzt hören«, murmelte Morgan. Sie erhob sich und wandte sich wieder der Tür zu.
    »Kannst du ihn nicht einfach ignorieren?« Jenna spürte, wie die Erschöpfung an ihr zerrte. Sie hatte keine Lust, sich schon jetzt dem Mann mit der trommelnden Faust zu stellen.
    Morgan sah sie an. »Ihn?«
    »Ja, ihn. Leander.«
    Sie wusste, dass er es war. Sie konnte ihn riechen, seine besondere Energie spüren, die durch die geschlossene Tür bis zu ihr drang und erneut wie ein Stromschlag ihre Haut zu erhitzen begann. Sie hasste die Tatsache, dass er selbst jetzt, als sie sich so erschöpft und müde fühlte, in der Lage war, eine solche Wirkung bei ihr zu erzielen. Und dann sein Herzschlag … Ihr wurde allmählich klar, dass sie das Geräusch seines Herzens überall und immer wiedererkennen würde – als ob es eine Stimme wäre, die unaufhörlich ihren Namen rief.
    Morgan sah sie fragend an. »Dann kannst du uns also alle spüren? Jeden Einzelnen? Du spürst nicht nur ganz allgemein, dass ein Ikati in deiner Nähe ist, sondern du kannst jeden von uns identifizieren?« Sie warf einen Blick auf die geschlossene Tür. »Ohne ihn oder sie sehen zu müssen?«
    Jenna seufzte. »Nein. Nur ihn. Bei euch anderen spüre ich nur diese … Ich spüre, dass ihr da seid. Ihr seid anders als alles, was ich vorher gespürt habe. Es ist also nicht schwer, euch auszumachen. Aber bei ihm …« Sie seufzte wieder, weil sie sich ärgerte, dass sie so etwas zugeben musste. »Bei ihm ist es wie ein Pulsschlag, wie ein Stromschlag, kurz bevor der Blitz trifft. Das erste Mal, als ich es spürte, war es so stark, dass ich das Bewusstsein verlor.«
    Morgan sah

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