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Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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denn ich habe ihn dabei erwischt, wie er die Leiche der Asiatin begutachtet hat. Als ich ihn darauf ansprach, meinte er nur, er schreibe Krimis und wolle einfach einmal eine Leiche sehen.«
    Nun wurde auch Jänke hellhörig: »Dieser Mann hat sich eine Leiche angesehen? Von diesem Vorfall haben Sie mir gar nichts erzählt.«
    In Dr. Grubers Gesicht tauchte dieser typische, leicht verwirrt wirkende Ausdruck auf, weswegen er oft nicht ganz ernst genommen wurde. Er sah etwas unschlüssig auf die Akten in seiner Hand und erwiderte: »Da ich die Unterlagen nicht angefordert hatte, habe ich sie einfach weggelegt und nicht mehr an den Vorfall gedacht.« Dann begann er jede Einzelne zu begutachten, fragte aber, bevor er Anja ihre Mappe aushändigte: »Anja Lange, oder?« Anja nickte und nahm die Akte entgegen und steckte sie in ihre Umhängetasche.
    »Und können Sie den Mann beschreiben?« Jänke war Anjas nervöser Zustand nicht entgangen. Jetzt wollte auch er wissen, was es mit alldem auf sich hatte.
    Dr. Gruber schloss kurz die Augen, dann begann er an Jänke gerichtet: »Wie gesagt, es war ein Mann, jünger als sie, Anfang zwanzig würde ich sagen. Er hatte dichtes lockiges Haar, das irgendwie komisch aussah, und einen ungepflegt wirkenden Dreitagebart.«
    »Und die Statur?« Jänke wurde durch die langsame Sprechweise des Arztes ungeduldig.
    Wieder schloss Dr. Gruber die Augen, musterte anschließend den Kommissar und sagte unverblümt: »Ein bisschen kleiner als Sie, aber nicht so schlaksig … er wirkte durchaus trainiert.«
    Anja konnte sich trotz ihrer Lage das Schmunzeln nicht verkneifen und erst recht nicht, als der Kommissar »So genau wollte ich es gar nicht wissen.« murmelte und wieder diese leichte Rötung bekam, dann sagte er laut und etwas schärfer als gewollt: »Wenn Sie den Mann noch einmal sehen, rufen Sie mich bitte an.« Mit leicht verärgertem Unterton fügte er hinzu: »Ich interessiere mich grundsätzlich für Menschen, die sich Mordopfer ansehen.«
    Dr. Gruber nickte und fragte dann Anja: »Brauchen Sie sonst noch etwas? Ich habe noch einiges zu tun.«
    Anja verneinte die Frage, verabschiedete sich und verließ das Büro des Gerichtsmediziners. Draußen saß Gerald natürlich nicht mehr auf seinem Platz und war auch sonst nirgends zu sehen. Anja wollte in dem Bewusstsein, dass nebenan ein paar Leichen lagen, nicht laut rufen, daher begann sie in jede der offen stehenden Türen entlang des langen Flurs zu blicken, doch von ihrem Bruder war weit und breit nichts zu sehen. Einen Augenblick lang überlegte sie auch, die schwere Metalltür, die zu den Untersuchungsräumen führte, zu öffnen, entschied sich aber dagegen. Stattdessen verließ sie das Gebäude in der Hoffnung, dass Gerald nach draußen gegangen war, doch auch vor dem Gebäude war nichts von ihm zu sehen. Als letzte Idee blieb nur noch der Parkplatz neben dem Haus, von dem sie wusste, dass sich dahinter eine kleine Grünfläche befand und Gerald Natur liebte. Fast rennend erreichte sie die Hausecke, blieb stehen und sah sich um. Er war nicht gleich zu erkennen und es war wieder seine auffällige Jacke, die ihn verriet. Gerald stand tatsächlich auf der Grünfläche zwischen zwei Büschen und redete … mit wem, war allerdings nicht zu erkennen.
    Dass ihr Bruder oft und gerne Selbstgespräche führte oder schon auch einmal einem Baum etwas erzählte, war nichts Neues, aber wie schon mittags im Wald erkannte Anja eine Bewegung hinter einem der Büsche.
    Hier mitten in der Stadt fühlte sich Anja sicher genug für eine Begegnung mit dem Unbekannten. Ohne lange darüber nachzudenken und ohne ein weiteres Mal zu rufen, rannte sie los. Gerald und der Unbekannte bemerkten sie erst, als sie bereits den halben Parkplatz hinter sich gelassen hatte. Der Mann löste sich wie ein Schatten von dem Busch und rannte in die andere Richtung davon. Wenige Sekunden später erreichte Anja ihren Bruder, blieb aber nicht stehen, sondern rannte weiter hinter dem Mann her. Erst als sie einen schmalen Durchgang, der zwischen zwei angrenzenden Häusern hindurchführte, erreichte, blieb sie stehen und sah sich schwer atmend um. Vor ihr lag eine stark befahrene Straße und auch auf den Gehsteigen waren zahlreiche Menschen unterwegs. Von dem Mann fehlte dagegen jede Spur.
    Enttäuscht kehrte sie zu Gerald zurück, der schon wieder nicht alleine war. Neben ihm stand Kommissar Jänke und versuchte ihren völlig aufgebrachten Bruder zu beruhigen.
    »Lassen Sie es gut

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