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Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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sein!«, rief Anja schon von weitem, worauf Jänke einen Schritt zurücktrat. Bei den beiden angekommen, erklärte Anja: »Das ist mein Bruder.« Und etwas leiser, sodass Gerald es nicht hören konnte, fügte sie hinzu: »Er ist Autist, da kommen Sie mit normaler Logik nicht weiter.« Anschließend wandte sie sich an Gerald und sagte beruhigend: »Es ist alles gut, der Mann hier hat sich nur Sorgen um dich gemacht.« Dann fragte sie: »Geht es dir gut? Hat der andere Mann dir etwas getan?«, worauf Gerald heftig den Kopf schüttelte und stammelnd, aber viel zu laut sagte: »Nein, anderer Mann gut!« Nun zeigte er auf den Kommissar: »Der Mann ist böse, er hat Gerald angefasst, anderer Mann fasst niemals Gerald an!«
    Anja warf einen Blick zu Jänke, der abwehrend die Hände hob und sich gerade verteidigen wollte, doch Anja sagte beschwichtigend: »Ist schon gut, er mag es einfach nicht.«
    Als das geklärt war, gingen alle drei zurück zum Parkplatz der Gerichtsmedizin, wo der Kommissar fragte: »Warum sind Sie eigentlich gerade weggerannt?«
    Zunächst setzte Anja zu einer Notlüge an, doch dann wurde ihr bewusst, dass es vielleicht kein Schaden wäre, Jänke von ihren Erlebnissen zu erzählen. Erstens war er Polizist und zweitens machte er keinen so ignoranten Eindruck wie seine Kollegen von der Erlangener Hauptwache, trotzdem sagte sie: »Das ist eine längere Geschichte.«
    Jänke blickte auf die Uhr: »Wenn Sie es nur grob schildern, sollten zehn Minuten reichen. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ihre Probleme gehen mich wirklich nichts an, aber ich hatte schon da drinnen bei Dr. Gruber den Eindruck, dass Sie sehr angespannt wirkten, und vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.«
    Anja dachte kurz darüber nach und begann in kurzen Sätzen zu schildern, was sich in den letzten Tagen zugetragen hatte. Als sie schließlich zum Ende kam, musste sie allerdings selbst feststellen, dass ihre Bedenken etwas weit hergeholt waren, daher sagte sie zum Abschluss: »Sie sehen, ich bin vermutlich paranoid und Ihr Kollege hat völlig recht damit, mich nicht ernst zu nehmen.«
    Eine ganze Zeit lang sagte Jänke überhaupt nichts und starrte scheinbar gedankenverloren den nächsten Baum an. Anja wollte schon fragen, ob alles in Ordnung ist, als er einmal tief einatmete, sie ansah und feststellte: »Sie sind ganz sicher nicht paranoid und Sie haben völlig recht damit, diese Sache ernst zu nehmen.« Er atmete noch einmal durch, was aber seinen entspannten Gesichtsausdruck auch nicht wiederherstellte und sagte: »Ich weiß nur nicht, wie ich Ihnen helfen könnte. In meine Zuständigkeit fällt es nicht und was den Kollegen von der hiesigen Wache angeht, so sollte er Sie zwar ernster nehmen, letztlich sind ihm aber tatsächlich die Hände gebunden. Die Anrufe lassen sich nicht beweisen und eine echte Bedrohung liegt nicht vor. Wenn Ihr Bruder im Wald mit einem Mann spricht, ist das leider kein Fall für die Polizei.«
    Anja spürte, wie das Fünkchen Hoffnung in ihr erlosch und aus dem erst so sympathischen Kommissar ebenfalls ein unfähiger Polizist wurde. Sie blinzelte ihn an und sagte scharf: »Euch braucht wirklich kein Mensch!« Dann wandte sie sich Gerald zu und beschloss: »Komm, Bruderherz, wir gehen. Unsere Probleme können wir auch alleine lösen.«
    »Warten Sie!« Jetzt war Jänke ganz der Polizist und seine Aufforderung war keine Bitte, sondern ein Befehl. Anja und sogar Gerald zuckten etwas zusammen, blieben aber tatsächlich stehen. Der Kommissar umrundete sie, sodass er wieder vor Anja stand, und sagte, nun wieder deutlich milder: »Sie haben mich falsch verstanden. Alles, was ich damit gemeint habe, ist, dass Ihnen im Moment niemand über den Dienstweg helfen kann, so sind unsere Gesetze nun einmal. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich Ihnen nicht helfen will.« Nun zog er seine Geldbörse aus der Jackentasche und überreichte Anja erst seine eigene Visitenkarte, dann eine weitere.
    Anja nahm sie widerwillig entgegen, warf einen Blick darauf und hielt ihm die zweite Karte wieder hin: »Was soll ich damit, wer ist das?«
    Jänke antwortete, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen: »Das ist ein ehemaliger Kollege von mir. Er war ein wirklich guter Polizist, hat sich aber genau wegen solcher Dinge, wie sie Ihnen gerade passieren, aus dem Dienst zurückgezogen. Auch er hatte es satt, dass in diesem Land die Opfer alleingelassen und die Täter geschützt werden.« Jänke ließ seine Worte kurz wirken und sprach

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