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Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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antwortete er gepresst: »Ich weiß nichts von einer Scheiß-Frau Lange, lassen Sie mich endlich los.«
    »Und wie kommt es dann, dass mein Kollege Sie gerade als denjenigen identifiziert hat, der bei ihm in der Gerichtsmedizin war? Sie haben erst eine Tote angegafft und ihm dann Akten gegeben, die Sie eigentlich überhaupt nicht haben dürften.«
    »Ach, von dieser Sache reden Sie«, stellte er, eigenartig beruhigt, fest.
    »Ja, von dieser Sache und der Bedrohung einer jungen Frau«, bestätigte Mike ungeduldig.
    Der Mann versuchte sich zu bewegen, was Mikes Knie immer noch unmöglich machte. Da ihm nichts anderes übrig blieb, versuchte er sich etwas zu entspannen und sagte: »Ich bedrohe keine jungen Frauen. Das mit den Fotos und den Akten, das war einfach nur ein Job. Ein Typ hat mich hier angesprochen und 200 Euro für einen kleinen Gefallen geboten, da konnte ich doch nicht nein sagen. So viel verdiene ich als Packer die ganze Woche nicht.«
    Mike spürte, dass der Mann die Wahrheit sagte. Ohne dessen Hände freizugeben, löste er das Knie von seinem Rücken und zog ihn anschließend hoch in den Stand, dann fragte er: »Bleibst du hier, wenn ich dich jetzt loslasse?«
    »Hab ich eine Wahl?«, knurrte der Mann. Mike gab nun auch seine Hände frei und trat einen Schritt zurück, um aus der Schlagdistanz zu kommen, doch der junge Osteuropäer gab sich friedlich. Selbst als ihm einer seiner Bekannten etwas zurief, winkte er ab und antwortete, dass alles in Ordnung sei. Mike bot ihm eine Zigarette an und fragte: »Kannst du den Mann beschreiben?«
    Der junge Mann nahm einen tiefen Zug und atmete den Rauch während seiner Antwort aus: »Sein Gesicht habe ich eigentlich nie wirklich gesehen. Wir haben uns drei Mal getroffen, immer in dunklen Ecken und er hatte jedes Mal seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Außer einem dichten Vollbart habe ich eigentlich nichts von ihm erkannt. Es schien mir auch so, als legte er großen Wert darauf, dass ich ihn nicht beschreiben könnte.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Nein, aber warum sollte man sich sonst so verhalten?«
    Mike dachte kurz nach: »Aber die Statur kannst du doch bestimmt beschreiben.«
    Der junge Mann trat einen Schritt zurück und musterte Mike von oben bis unten: »Ich würde sagen, er war ungefähr so groß wie Sie, aber schlanker, fast schon schlaksig.«
    »O. k.« Mike war froh, wenigstens etwas zu haben, dann erinnerte er sich an einen Satz, den sein Gegenüber am Boden liegend gesagt hatte, »du sagtest vorhin etwas von Fotos und Akten. Das mit den Akten ist mir klar, aber was für Fotos?«
    Der junge Osteuropäer trat seine Kippe aus und antwortete ohne jedes Schuldbewusstsein: »Na, ich sollte, wenn es mir möglich sein sollte, erst Fotos von der Toten machen, dann diesem seltsamen Professor die Akten übergeben und anschließend jeden fotografieren, der das Institut betrat.«
    »Die Studenten?«, hakte Mike nach.
    »Ja! Ich sollte mir die Akten ansehen und dann von jedem ein aktuelles Foto machen. Das habe ich getan. Danach haben wir uns noch ein einziges Mal getroffen, ich bekam den zweiten Hunderter und der Job war erledigt.«
    Da Mike im Augenblick keine weiteren Fragen hatte, bedankte er sich und wollte schon in sein Auto steigen, als ihm doch noch etwas einfiel. Er drehte sich noch einmal um und rief dem Mann, der schon auf dem Weg zu seinen Kumpels war, hinterher: »Haben Sie die Hunderter noch? Ich würde Ihnen natürlich andere dafür geben.«
    Der Mann drehte sich ebenfalls um, antwortete aber: »Leider nein, meine Freunde hier haben ziemlich viel Durst.«
     
    »Das war wohl nichts, oder?«, begrüßte ihn Dr. Gruber, der alles durch das noch geöffnete Fenster mitbekommen hatte. Mike ließ den Motor an und sagte, während er zurück zur Straße fuhr: »Aber wenigstens weiß ich jetzt, dass es tatsächlich jemanden gibt, der sich für diese Studentin interessiert. Die Beweislage ist nämlich äußerst dünn.«
    Der Doktor, der dieser Art von Ermittlungsarbeit nichts abgewinnen konnte, nannte Mike seine Adresse und lotste ihn anschließend durch ein Gewirr von Einbahnstraßen. Kurz darauf verabschiedeten sie sich und Mike beschloss für heute Schluss zu machen. Da er später noch mit Jänke und Anja Lange telefonieren wollte, wendete er den Wagen und folgte den Wegweisern in Richtung Nürnberg.

24
    Nach dem kurzen Ausflug zu dem Tante-Emma-Laden schloss Anja erleichtert die Tür hinter sich, ärgerte sich aber über sich selbst. War es das, was

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