Nachtkrieger: Ewige Begierde
Ari, was in Nottingham geschehen war, wobei er ausließ, was Guy für Robert le Chape vorgesehen hatte und was er selbst mit Marian vorhatte. Doch er erzählte von dem Schatz – und von dem Geld.
Ari stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Zehn Pfund. Eine beträchtliche Summe für einen so einfachen Auftrag.« Dann aber erstarb sein Lächeln. »Zu beträchtlich. Was will dieser Sir Guy wirklich?«
»Das habe ich dir doch gesagt. Das Mädchen zurück und den Jungen loswerden.«
»Loswerden oder töten lassen? Er will den Jungen töten lassen, oder?« Ari war schon immer zu schnell im Denken gewesen.
»Das hat er nie gesagt.«
»So etwas sagt man auch nur selten. Du hast doch nicht vor, den Jungen wirklich umzubringen?«
»Nur wenn es sein muss. Oh, sieh mich nicht so an!«, sagte Steinarr, als Ari angewidert das Gesicht verzog. »Der Junge ist an der Situation nicht ganz unschuldig. Er ist ein Dieb und ein Verführer.«
»Das bist du auch. Und ich ebenfalls. Und noch ist Robin kein Dieb.«
»Wenn ich ihn nicht davon abhalte, wird er aber bald einer sein. Darüber hinaus brauchen Torvald und ich das Geld. All unsere Sachen sind auf einmal verschlissen.«
Ari schüttelte den Kopf. »Wenn es nur um Geld geht, kann ich euch geben, was ihr braucht. Brand hat sogar gefragt, ob ihr …«
»Nein.«
»Aber die Ländereien …«
»Das hatten wir doch geklärt, Ari. Nein.«
Vor langer Zeit hatte Ivar, der als normannischer Lord Ivo de Vassey gelebt hatte, Brand und Ari Land innerhalb von Alnwick zur Versorgung aller Gefährten übertragen. Die Ländereien waren mit Hilfe eines Kunstgriffs bis heute vererbt worden: Die Gefährten traten abwechselnd als Erben auf, wenn der vorherige Besitzer irgendwo in der Ferne »verstarb«. Um aber diesen Besitzanspruch aufrechtzuerhalten, musste der jeweilige Besitzer in der Lage sein, die Ländereien zu besuchen und dort auch zeitweilig zu leben. Für die meisten von ihnen war das recht einfach, denn ein Hund, ein Stier, ein Hirsch, sogar ein Wolf mehr, der durch Wald und Flur streifte, fiel niemandem auf. Selbst Brand hatte es geschafft, trotz seines Lebens halb als Bär, aber nur solange er unter Ivars Obhut lebte.
Doch Ivar war schon lange tot, und Alnwick war gegenwärtig Eigentum des Königs – und der Löwe durchstreifte größere Gebiete und war wesentlich schneller als ein Bär. Steinarr konnte seinen Teil zur Besitzstandswahrung nicht beitragen, deshalb lehnte er auch seine Gewinnbeteiligung ab. Einmal mehr bekräftigte er seinen Standpunkt. »Ich brauche nur, was ich verdiene.«
»Aber den Jungen umzubringen ist nicht die richtige Art, Geld zu verdienen«, widersprach Ari. »Lass Torvald in Northumberland dran. Er kann sagen, er wäre Sir Geoffreys Sohn … äh, Theobald, und käme gerade aus dem Heiligen Land zurück, wo sein Vater starb. Ein Pferd wird noch weniger auffallen als der Rest von uns.«
»Es geht nicht darum, dass ich ihn nicht lassen würde, und das weißt du genau«, sagte Steinarr. Ari hatte diesen Vorschlag schon öfter gemacht, und Brand hatte ihn bei seinem letzten Besuch Torvald selbst unterbreitet. War das nun schon fünf Dutzend Jahre her? Aber Torvald war der Einzige, der willens oder in der Lage war, mit dem Löwen fertig zu werden, sich zwischen das wilde Tier und seine unschuldige menschliche Beute zu stellen. Und er nahm diese Aufgabe sehr ernst, denn er wusste aus eigener Erfahrung, was Zähne und Klauen des Löwen anrichten konnten. »Er will nicht. Ich habe ihm gesagt, er soll es machen, aber er will nichts davon wissen.«
»Er ist genauso stur wie du.«
»Er hält zu mir, und er ist mir ein guter Freund. So wie du es Brand bist.«
»Aber von Zeit zu Zeit überlasse ich Brand sich selbst, so wie jetzt zum Beispiel. Er kommt zurecht, und das würdest du auch. Torvald …«
»Torvald trifft seine Entscheidungen selbst, aber du kannst ihm gern noch eine deiner Nachrichten hinterlassen. Vielleicht gibt er ja dieses Mal nach.«
Ari murmelte etwas, was Steinarr nicht verstehen konnte, den Hengst jedoch verärgert den Kopf heben ließ. »Weiß Torvald, was du mit dem Jungen vorhast?«
»Ich habe nichts weiter vor, als ihn daran zu hindern, etwas zu stehlen, das ihm nicht gehört. Ob er dabei zu Tode kommt, liegt ganz allein bei ihm – wobei es allerdings so aussieht, als bräuchte ich nur darauf zu warten, dass er sich selbst umbringt.«
Ari nickte stirnrunzelnd. »Was, glaubst du, wollte er überhaupt auf diesem Baum? Ich
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