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Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn

Titel: Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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stahl sich das Licht um die schweren Vorhänge herum, und sie lag wieder an Cael gekuschelt. Vor ein paar Tagen wäre sie noch in Panik geraten, weil sie ihm so nahe war, aber das hatte sich geändert. Dummerweise gefiel ihr das. Sie durfte ihn das auf keinen Fall spüren lassen, aber sie mochte es, dass die Matratze sich unter seinem großen Körper senkte, sie genoss die Wärme, die er ausstrahlte, und sogar den Geruch seiner Haut.
    Diesmal wälzte sie sich nicht weg. Sie konnte nicht; er hatte einen schweren Arm über ihren Körper gelegt. Ihre Nase drückte schon wieder gegen seine Brust, und ihre Beine hatten sich mit seinen verhakt. Es war, als wollte ihr Körper ihm nahe sein und würde automatisch an ihn heranrutschen, sobald sie eingeschlafen war und nicht mehr auf der Hut sein konnte.
    Er hatte sie gekidnappt, herumkommandiert, ihr Angst eingejagt. Sie hatte immer noch keine Ahnung, was er im Schilde führte, und er weigerte sich, sie einzuweihen; das machte er ihr jeden Tag aufs Neue klar, obwohl sie sich von ihrer besten Seite gezeigt und alle seine Forderungen erfüllt hatte, ohne ihm allzu viele Schwierigkeiten zu machen - jedenfalls nach ihren Maßstäben -, aber dennoch vertraute er ihr nicht. Verdammt, das war einfach nicht fair. Schließlich war er der Entführer; er hatte bewiesen, dass er nicht vertrauenswürdig war.
    Und doch fürchtete sie sich nicht mehr vor ihm; schon seit Tagen nicht mehr. Sie war argwöhnisch, wie es jede Frau mit etwas Verstand in dieser Situation gewesen wäre, aber sie hatte keine Angst. Machte sie das zu einer besonders guten Menschenkennerin oder zu einer besonders
dummen Gans, die ihrer »Mumu« das Denken überließ?
    Nein, sie dachte sehr wohl. Sie dachte, dass er ihr nie wehgetan hatte, selbst wenn sie ihn nach Kräften provoziert hatte - und sie hatte weiß Gott ihr Bestes gegeben, um ihn auf die Palme zu bringen -, sondern dass er im Gegenteil mit einem geistesgegenwärtigen Humor reagiert hatte, der ihr unter die Haut gegangen war. Seit seinem »Fiesling«-Kommentar über Larkin, gepaart mit dem belauschten »Hochverrat«, war sie überzeugt, dass er zu den Guten gehörte. Vielleicht war seine Weste nicht wirklich blütenweiß, aber sie war auch nicht schwarz. Vielleicht grau. Mit Grau konnte sie leben.
    Als sie merkte, dass Cael aufwachte, kroch sie unter seinem Arm hervor und drehte ihm den Rücken zu, soweit es ihr mit ihrer Handschelle möglich war. Dabei musste sie an seinem Arm ziehen, was ihn endgültig aufweckte, und ein paar Minuten darauf hatte er ihre Handschelle aufgeschlossen, und der Tag konnte beginnen.
    Nicht einmal eine Stunde später stand sie an der Reling ihres Privatbalkons und trank im klaren Morgenlicht Kaffee, während sie auf Hilo zuhielten. Einen Moment gab sie sich der Illusion hin, sie sei allein, obwohl Bridget hinter der Tür stand und sie im Auge behielt, bis Cael aus der Dusche kam. Jenner hatte es aufgegeben, ihnen erklären zu wollen, dass sie keinen Ärger machen würde. Na schön, keinen ernsthaften Ärger. Sobald sie die Gewissheit hatte, dass Syd in Sicherheit war, würde sie ihnen die Hölle heiß machen.
    Was sie auch vorhatten, was Larkin auch getan hatte, sie hatten sie und Syd gekidnappt, und das konnte sie unmöglich auf sich sitzen lassen. Es war nicht ihre Art, wehrlos Prügel einzustecken, weder im wörtlichen noch
im übertragenen Sinn. Sie würde sich nicht unbedingt an die Behörden wenden, aber sie würde irgendwas unternehmen. Sie wusste nur noch nicht was.
    Einstweilen jedoch genoss sie den Augenblick. Wäre sie in einer anderen Lage gewesen, hätte sie sich in dem unglaublichen Anblick vor ihren Augen verloren: dem Wasser, dem satten Grün der Insel, dem klarblauen Himmel und den weißen Wölkchen. Sie gab sich Mühe, den Eindruck auf sich wirken zu lassen, denn sobald sie von der Silver Mist ging, war das Thema Seereisen für sie gestorben. Falls sie je wieder nach Hawaii kommen sollte, würde sie den Anblick vom Flugzeug aus genießen.
    Dann wurde die Tür hinter ihr geöffnet, und die Illusion eines ungestörten Augenblicks zerstob. Sie drehte sich zu Cael um, der zu ihr auf den Balkon trat. Fast hätte sie gelächelt. Er trug Khakihosen und ein lockeres, buntes Hawaiihemd. Das Outfit war so ganz anders als die Seidenhemden und maßgeschneiderten Hosen, die er sonst trug, aber er sah aus, als würde er sich darin absolut wohl fühlen, und natürlich ging es ausschließlich darum, unter den übrigen

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