Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
Dean nicht schon nach der Szene mit Tucker und dem Brot gewusst hätte, dass sein Chef reif für die Klapsmühle war, hätte ihn spätestens Larkins wirres Verhalten während der letzten Inselbesuche davon überzeugt.
»Wir werden ihn rund um die Uhr beschatten, nur wir drei. Wenn wir ihn ständig im Auge behalten, kriegen wir vielleicht raus, was er vorhat.«
Johnson, der dünner und älter und meist ernster war als Tucker, fragte: »Glaubst du, er will uns aufs Kreuz legen?«
»Der Gedanke ist mir gekommen.«
Tucker fuhr sich nervös mit der Hand durch die Haare. »Aber wir haben die Bomben und die Waffen. Ohne uns ist er aufgeschmissen. Er hat doch nur die Flucht danach geplant.«
Diese Flucht erschien Dean immer weniger wahrscheinlich, immer weniger einleuchtend, aber das behielt er vorerst für sich. Eine Stimme in seinem Kopf flüsterte immer wieder: Das kann nicht klappen , doch gleichzeitig beschwor ihn eine andere, lautere: Millionen.
Er hatte es so satt, immer nur Befehle entgegenzunehmen und sich von irgendwelchen reichen Säcken erniedrigen zu lassen, während er selbst nie auf einen grünen Zweig kam.
»Sobald wir vom Schiff runter sind und die Bomben gezündet wurden, müssen wir Larkin loswerden.« Ein kleiner Schlag auf den Hinterkopf und ein Bad im Pazifik würden ausreichen.
Keiner der Männer hatte moralische Bedenken, denn ein Mann weniger bedeutete mehr Geld für die übrigen.
»Bis dahin behalten wir den Alten im Auge«, beschloss Dean. »Und ich würde vorschlagen, dass wir ihn das nicht merken lassen.«
Jenner konnte ehrlich sagen, dass sie den Tag genoss. Tiffany war lustig und absolut aufrichtig, und das Quartett, mit dem sie inzwischen Freundschaft geschlossen hatten - Linda, Nyna, Penny und Buttons -, erwies sich als ausgesprochen lebenslustig und genoss die exotische Schönheit der Insel ebenso sehr wie ihre Gesellschaft. Linda verlor kein Wort über das Geständnis vom Vorabend, darum sprachen weder Tiffany noch Jenner sie darauf an. Es war ein vertraulicher, anrührender Moment gewesen, und er hatte Jenner tiefer berührt, als sie sich einzugestehen wagte.
Cael sprach nur wenig, was weniger angenehm war, als sie erwartet hätte. Zum einen errötete sie bei jedem Blick, den er ihr zuwarf, wie eine Jungfrau am Tag nach ihrer Hochzeit. Das Wissen, wie ein Mann nackt aussah, und die Tatsache, dass sie nackt von ihm gesehen worden war, änderten alles. Früher hätte sie das nicht gedacht, aber inzwischen wusste sie es besser. Sie reagierte so intensiv auf ihn, dass ihr Herz ins Stottern geriet, wenn er nur mit dem Finger über ihren Arm strich.
Tiffany hatte sofort erkannt, was passiert war, und grinste sie immer wieder an, was Jenner zusätzlich verunsicherte. Verdammt, als alle geglaubt hatten, dass sie mit ihm schlief, ohne dass sie es wirklich getan hatte, war sie längst nicht so gereizt gewesen. Jetzt fühlte sie sich doppelt entblößt. Die Übrigen in ihrer Gruppe erklärten sich Caels Schweigen wahrscheinlich damit, dass seine alte
Freundin so gut mit seiner neuen Freundin konnte, aber Jenner wusste es besser: Er dachte daran, mit ihr zu schlafen. Schon wieder. Bald.
Doch als sie am Abend auf das Schiff zurückkehrten, verschwand Cael, statt sie sofort ins Bett zu zerren, erst einmal aus ihrer Suite, um mit Ryan zu sprechen. Zu ihrem tiefen Verdruss erzählte er ihr nicht, was vorgefallen war, während sie die Insel besucht hatten. Während sie sich zum Abendessen umzogen, versuchte sie ihm ein paar Informationshäppchen zu entlocken. »Und was passiert heute Abend?«
»Das hängt allein von Larkin ab«, sagte Cael und knöpfte seine Manschetten zu. »Da er Ryan und Faith heute mehrmals gesehen hat, muss ich ihn beschatten, falls er an Deck geht.«
»Du meinst, wir müssen ihn beschatten«, korrigierte sie ihn.
Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Nein, du wirst ihn nicht beschatten. Du wirst einfach nur herumstehen und super aussehen.«
»Wenn du damit sagen willst, ich soll mir nicht das hübsche Köpfchen zerbrechen …«, setzte sie verärgert an. Wann würde er endlich begreifen, dass sie genauso von dieser Sache betroffen war wie er? Sie war keine willenlose Schachfigur mehr.
Er schnaubte. »Jeder hat bei uns seine Aufgabe. Deine besteht darin, still, kooperativ und gehorsam zu sein und dabei verflucht gut auszusehen.«
»Bedeuten kooperativ und gehorsam in diesem Fall nicht dasselbe?«
»Ich kann es gar nicht deutlich genug sagen.«
Sie drehte ihm
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