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Nachtmahl im Paradies

Nachtmahl im Paradies

Titel: Nachtmahl im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennett Ben
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Ja, das muss es noch bekommen«, sagte sie. »Von mir sind nur drei oder vier Koffer, die Rest ist noch in Manhattan.«
    Nun ja, dafür wirkte es schon ziemlich wohnlich. Das musste Jacques eingestehen. Was diese Dinge betraf, hatte er kein so gutes Händchen. Immerhin, seine Restaurantküche war Spitze. Aber seine Wohnung? Im Vergleich zu diesem Haus war es die reinste Schrottbude.
    »So, jetzt werde ich dich lassen allein, zum Zaubern! Wenn du Hilfe brauchst, einfach damit klingeln.«
    Sie wies auf ein kleines silbernes Glöckchen, das erwartungsvoll mitten auf der hellgrau lasierten Holzplatte des langen Küchentisches stand. Dann ließ sie ihn zurück und begab sich zu den Rosen und anderen Gewächsen vor dem Haus, die an diesem Sommermorgen offensichtlich noch immer durstig waren und getränkt werden wollten, bevor die Sonne und die Hitze voll durchbrachen und ihre nasse Haut verbrannten.
    Jacques war eben dabei, die Essen-auf-Rädern-Box für Feinschmecker auszuräumen, als sein Blick auf etwas fiel, das sehr persönlich war. Ein Foto, das mit Tesafilm an dem blassblauen Kühlschrank im Retrostil befestigt war. Es zeigte Catherine im Arm eines Mannes. Er sah gut aus. Mindestens fünf oder sechs Jahre jünger als er selbst, braungebrannt und mit einem charmanten Lachen, das Jacques ein wenig an den jungen Henri Leconte erinnerte, den französischen Tennisspieler und Sonnyboy. Das also war er. Der Mann, den Catherine verloren hatte – so wie er Elli. War er Franzose gewesen? Oder einfach nur ein Amerikaner, der ein Faible für Frankreich und die französische Küche entwickelt hatte? Das Bild, aufgenommen im Speisesaal eines äußerst geschmackvoll und modern eingerichteten Restaurants – wahrscheinlich war es das berühmte New Yorker französische Restaurant, von dem Gustave gesprochen hatte –, ließ seine Bauchschmerzen vom Vortag zurückkehren, denn früher oder später musste das Thema auf den Tisch kommen. Sehr wahrscheinlich dann, wenn er sie gleich beim Essen um Nachsicht für seine ungehobelten Manieren bitten würde. Sicher würde es Tränen geben. Und was um Himmels willen sollte er dann tun?
    »Hier kannst du dich richtig austoben!«
    Erschrocken fuhr Jacques herum.
    »Fast so gut wie zu Hause, oder?«
    »Elli! Du … wo warst du gestern Abend?«
    »Hast du mich etwa nicht gespürt?«
    »Doch, aber davor?«
    »Davor? Da habe ich dich ein wenig herumgeführt.«
    »An der Nase meinst du?« Ohne Umschweife kam er auf das seltsame Versteckspiel zu sprechen.
    »Nein, Jacques«, erwiderte sie unbeeindruckt. »In deiner Zukunft. Deiner möglichen Zukunft, meine ich … wenn du es nicht wieder vermasselst.«
    Vermasseln? Was sollte das denn nun schon wieder heißen? Hatte er jemals etwas vermasselt? Nun ja … Am besten, er dachte nicht weiter darüber nach. Was brachte es, jetzt in die Tiefe zu gehen? Jacques ließ sich auf einen der weißen Holzstühle am Tisch fallen.
    »Warst du das wirklich … in der Nacht?«, fragte er.
    Elli nickte. Er hatte den Eindruck, dass sie von einer feingoldenen Aura umgeben war, einem kaum wahrnehmbaren Rahmen aus gleißendem Licht. Aber möglicherweise täuschte er sich auch.
    »Das war … sehr schön. Ich meine, es war die beste Nacht meines Lebens – mal abgesehen von denen, als du noch am Leben … Nun, du weißt schon.«
    »Für mich war es auch sehr schön, Jacques. Ich …«
    »Elli?« Er unterbrach sie nur ungern. »Ich befürchte, dies hier ist nicht gerade der günstigste Ort, um …«
    Da war es schon geschehen. Jacques hörte Schritte, die sich mit zügigem Trippeln über den Dielenboden des Flurs der Küche näherten.
    »Hast du etwas gesagt, Jacques?«
    »Ich? Nei-hein!«, rief er, doch es war bereits zu spät. Schon stand Catherine im Türrahmen. »Nur … Selbstgespräche.«
    Er warf einen scheuen Blick hinüber zu Elli, die neben ihm stand und keine Anstalten machte zu verschwinden, während er noch immer am Küchentisch saß, den Kopf vermeintlich nachdenklich auf einen Arm gestützt, um der Situation einen unauffälligen Anstrich zu verpassen. Etwas Besseres war ihm auf die Schnelle nicht eingefallen. Er hatte keine Ahnung, ob Catherine sie sehen konnte. Aber er betete, dass dem nicht so war.
    »Jacques, ich bin hier. Huhu!« Catherine gestikulierte wild mit beiden Händen, um ihn auf sich aufmerksam zu machen.
    Offenbar hatte er einen Moment zu lange in die Luft gestarrt – genau das schien Elli für Catherine zu sein. Jacques atmete auf.
    »Mach dir

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