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Nachtmahl im Paradies

Nachtmahl im Paradies

Titel: Nachtmahl im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennett Ben
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noch früh am Morgen war. Früh für seine Verhältnisse. Catherine war ein early bird , obwohl sie zur selben Zeit ins Bett gingen. Jacques räkelte sich müde, während er sich fragte, ob er richtig gehört oder sich nur eingebildet hatte, dass sie ihn gerufen hatte. Als er mit dem Arm durch das Gewirr von Kissen und Decken tastete, stellte er fest, dass er sich nicht geirrt hatte – im Bett war sie jedenfalls nicht mehr.
    Es war Winter geworden, sein fünfzigster Geburtstag stand vor der Tür. Doch der hatte seinen Schrecken verloren. Die Schönheit seiner Tage und seiner Nächte hatte sich über seine Ängste gelegt wie eine weiche, warme Decke.
    »Jacques! Sie hat A gesagt. Nun komm schon, du Langschläfer!«
    Schwerfällig hievte Jacques sich aus den Federn und trat ans Fenster, um hinaus in den Garten zu sehen. Dorthin, wo Pferd und Esel seit kurzem lebten. Mit ihm waren auch die beiden umgezogen – Catherine hatte darauf bestanden. Nicht zuletzt, um ihre Sprachtherapie mit dem Esel fortsetzen zu können. Jacques war noch ein wenig vom Schlaf verwirrt, aber noch mehr als das, was sie sagte, beunruhigte ihn der Anblick, den sie bot: Catherine trug nichts außer ihrem dünnen, seidigen Nachtkleidchen sowie einer viel zu kurzen weißen Strickjacke – und ihre nackten Füße steckten in grünen Gummistiefeln, während sie abwechselnd mit Pferd und Esel sprach und dann wieder zu ihm herüberwinkte.
    Eilig wickelte er sich, ebenfalls nur in Shorts und einem T-Shirt, in die noch warme Bettdecke, um daraufhin durch den schmalen, mit weiß lasierten Holzdielen ausgelegten Flur zur hinteren Tür zu laufen, die hinaus in den Garten und auf die dahinter liegenden Wiesen führte. Dort schlüpfte er in das bereitstehende zweite Paar Stiefel und eilte hinaus zu ihr, bevor sie noch erfror.
    »Es ist Mitte Dezember, bist du verrückt geworden?«, rief er ihr zu, während er durch das feuchte, von Morgentau benetzte Gras auf sie zustapfte.
    »Hast du nicht gehört, Jacques? Die Esel hat A gesagt«, jubilierte sie und klatschte vor Freude in die Hände.
    »Er hat A gesagt?« Schnell, damit die Wärme nicht entwich, öffnete er die Daunendecke, die er um sich geschlungen hatte, und schloss sie um Catherines bereits kühlen Körper.
    »So, jetzt da wir also alle unter eine Decke stecken, können wir in Ruhe diese Kunststück verfolgen«, sagte sie und verpasste Jacques einen zärtlichen Kuss auf die Nase.
    »Komm, kleine Eselchen, sei eine Vorbild und zeig es dem Onkel Jacques«, wandte sie sich dann an den Esel, der an diesem Morgen ebenso wie sein Partner, das Pferd, in bester Laune zu sein schien – möglicherweise, weil es etwas zu feiern gab.
    Allerdings wunderte sich Jacques, dass Catherine ihn einfach so als den Onkel des Esels bezeichnete. Dass sie intuitiv und ohne nachzudenken eine Verwandtschaftsbeziehung zwischen ihnen beiden herstellte. So wie es auch Elli getan hatte. Noch immer warf er ein- oder zweimal am Tag einen Blick auf das Foto von ihnen, das im Restaurant unter all den Liebesbildern hing, die zu einer beachtlichen Sammlung angewachsen waren. Doch was er nun dabei fühlte, waren goldene Erinnerungen, schöne Erinnerungen – der Schmerz war verschwunden. Genauso schien es auch Catherine zu gehen, was Christian betraf.
    Es gab nun auch ein Bild von ihnen beiden, Jacques und Catherine. Es hing prominent an der Wand zwischen Küche und Restaurant, so dass sie es während der Arbeit immer betrachten konnten – vor allem, wenn es einmal Stress gab und sie sich wegen eigentlich nichts in die Haare gerieten, was in einem auf Hochtouren laufenden Restaurant im Eifer des Gefechts schon einmal vorkommen konnte. Das Foto zeigte sie beide auf dem Dach des Paris , auf dem Piratenmast. Jacques hatte von hinten die Arme um Catherine geschlungen, während ihnen die untergehende Sonne ins Gesicht blinzelte, so dass ihre Augen ganz klein wurden.
    Jacques wurde roh aus seinen Gedanken gerissen.
    »I-i-i-i-aaaaa!«, krakeelte der Esel plötzlich in ohrenbetäubender Lautstärke in sein Ohr, und auf seinem Gesicht war ein triumphierender Blick auszumachen. Dann gleich noch einmal: »I-i-i-i-aaaaa!«
    Er kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Catherine hatte es tatsächlich geschafft. Was für eine Frau hatte er sich da nur geangelt! Er freute sich für den Esel. Wie befreiend es für ihn sein musste, dass er seinen Gedanken endlich zu Ende führen konnte. Nach all den Jahren stiller Verzweiflung. Es musste so ähnlich sein,

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