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Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Titel: Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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darunter, gab ein wenig Salz und Zucker hinzu und rührte den Inhalt gleichmäßig durch, bis er die richtige Konsistenz hatte. Heute verfeinerte sie ihn mit Mandeln, Zimt und einigen Bananenstücken, was ein waschechter Engländer vermutlich nicht getan hätte, aber das war ihr egal.
    Lorena hörte das schmale Fenster im Bad klappern. Ah, Finley hatte den Geruch von Porridge wahrgenommen und wollte seine Portion. Maunzend kam er in die Küche und sah erwartungsvoll zu ihr hoch.
    »Ich nehme an, als echter Brite willst du ihn lieber im Original?«, erkundigte sie sich mit einem Lächeln und gab ihm seine Portion ohne ihre speziellen Zutaten.
    Schweigend aßen sie und lauschten dabei dem Stimmengewirr, das von der Straße heraufdrang. Es war wie das Summen eines riesigen Bienenschwarms, der das Haus umkreiste. Finley zuckte unwillig mit den Ohren. Er liebte Samstage nicht gerade. So viele Menschen waren ihm unheimlich, und so wunderte es Lorena nicht, dass er sich nach seinem Frühstück lieber wieder in ihr Bett verzog.
    Lorena wäre ihm gern gefolgt, doch sie rief sich zur Ordnung. Es ging nicht an, dass sie schon wieder das ganze Wochenende verschlief, obgleich allein diese Aussicht sie über die Woche oft aufrecht hielt und ihr die Kraft gab, konzentriert an ihrer Arbeit zu bleiben.
    »Nein, heute nicht!«, sagte sie streng, humpelte zu ihrem Kleiderschrank und zog eine frische Jeans, ein T-Shirt und eine Sweatjacke hervor.
    Lorena drückte dem Kater zum Abschied einen Kuss auf seinen Kopf und stieg dann die Treppe hinunter. »Guten Morgen«, rief sie in die offen stehende Ladentür.
    »Oh, guten Morgen, Miss Lorena«, grüßte Mr. Gordon zurück. »Oder soll ich gleich einen guten Mittag wünschen? Es ist ein herrlicher Tag, den sollte man nicht versäumen!«
    Ausnahmsweise ließ er sich nicht über das Laster des Müßiggangs aus, sondern lächelte freundlich. Vermutlich hatte er an diesem Vormittag schon ein teures Möbelstück verkauft und war deshalb in nachsichtiger Stimmung.
    Lorena winkte ihm zu und wünschte ihm weiterhin gute Geschäfte. Dann ließ sie sich vom Strom der Besucher aufnehmen und mitziehen. Sie bummelte ziellos an den Ständen vorbei, ohne etwas zu kaufen. Sie kannte die meisten Verkäufer. Wer keinen Laden in der Straße hatte, vor dem sich nun die Waren stapelten, sondern nur einen Verkaufstisch aufbaute, kam dennoch meist seit Jahren an seinen angestammten Platz. Hier vorn am südlichen Ende der Portobello Road gab es Antiquitäten – durchmischt mit viel Ramsch –, danach reihten sich Obst- und Gemüsestände entlang der Straße, gefolgt von Ständen mit allerlei exotischen Köstlichkeiten, die dort frisch zusammengerührt, gebraten und gekocht wurden, sodass sich die unterschiedlichen Düfte zu einem einzigartigen Potpourri vermischten. Weiter oben dann schloss sich der Flohmarkt an.
    Lorena schlenderte an den Ständen entlang, blieb immer wieder stehen und wechselte ein paar Worte mit den Händlern, die sie freundlich begrüßten. Alle hatten gute Laune, denn das schöne Wetter hielt an, und man musste heute keine Regenplanen bereithalten, um bei jedem Schauer schnell seine Auslagen abzudecken.
    Wie so oft blieb Lorena bei einem Buchhändler hängen, der aus Nachlässen alte Werke aufkaufte. Viele waren schmuddelig, die Einbände zerrissen, und sie rochen nach feuchten Kellern und schimmeligen Dachböden, auf denen sie so lange unbeachtet geruht hatten, doch es gab auch immer wieder das eine oder andere Schmuckstück, bei dem der Goldschnitt noch schimmerte und die in Leinen oder Leder gefassten Einbände alte Geheimnisse versprachen.
    Lorena wog eine einhundert Jahre alte Ausgabe von Oscar Wildes Das Bildnis des Dorian Gray in der Hand, doch als sie den Preis hörte, legte sie es mit bedauerndem Kopfschütteln zurück. Sie verdiente zwar gut und hatte es geschafft, in den wenigen Jahren nach ihrem Studium bereits ein nettes Vermögen zurückzulegen, doch gerade deshalb wollte sie es nicht leichtfertig für Dinge ausgeben, die sie eigentlich nicht brauchte. Wer konnte schon sagen, in welche Stürme des Lebens sie noch geriet? Vielleicht würde sie eines Tages froh sein, auf etwas zurückgreifen zu können.
    Sie ging zum nächsten Stand weiter. Auch hier nahm sie ein Buch in die Hand, das sie interessierte, legte es aber wie so oft wieder zurück, ohne es zu kaufen. Bis sie nach einem alten Notizbuch griff. Es sah aus, als habe es schon viele Wechselfälle des Lebens überstanden.

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