Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin
fragte er.
Lorena schenkte ihm einen flüchtigen Blick. »Was soll denn sein? Gott sei Dank ist Wochenende, und wir können uns zwei Tage von Mr. Holwoods finsterer Miene erholen. Nach einer solch turbulenten Woche an der Börse ziehe ich automatisch noch tagelang den Kopf ein, wenn sich hinter mir eine Tür öffnet.«
David lachte. »Das ist richtig, aber du lenkst ab. Ich habe dich noch nie so erlebt. Du warst doch immer diejenige, die selbst beim größten Chaos nichts aus der Ruhe bringen konnte, während wir anderen schon kurz vor dem Herzversagen standen.«
Lorena lächelte, sagte aber nichts.
»Gut, wenn du dich stur stellst, dann schlage ich vor, du kommst mit in die Swan Tavern. Ich gebe dir ein Bier aus, das wird deine Zunge schon lockern.«
Lorena schüttelte den Kopf. »Danke für die Einladung, aber ich habe keine Zeit. Ich bin verabredet.« Sie konnte das Feuer, das in ihr loderte, nicht länger verbergen, und strahlte übers ganze Gesicht.
David runzelte die Stirn, dann nickte er. »Ah, daher weht der Wind. Die Dame hat sich verliebt. Schlimm?«
Lorena sah zu Boden. »Ich glaub schon.«
»Und er?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Weiß ich noch nicht.«
»Aber du hoffst, es dieses Wochenende herauszufinden?«, ergänzte David. »Nun, verehrte Kollegin, dann wünsche ich dir, dass alles zu deiner Zufriedenheit läuft … Aber wehe, du meldest dich am Montag krank! Ich warne dich, ich komme persönlich nach Notting Hill und zerre dich aus dem Bett.«
Sie erwiderte sein Lächeln. »Ja, ich weiß, wer feiern kann, der kann auch arbeiten.«
»Exakt!«, stimmte ihr David zu und winkte ihr, während er sich auf den Weg zum Aufzug machte.
Lorena schnappte sich ihre Tasche und lief ihm hinterher. Mason, Alice und Mercedes schlossen sich ihnen an. Endlich glitt der Aufzug in die Tiefe und entließ sie in die prächtige Eingangshalle.
»Also, dann bis Montag«, verabschiedete sich David mit einem Augenzwinkern. Ich erwarte natürlich einen genauen Bericht!«
»Kannst du vergessen«, konterte Lorena.
»Ich werde es in deinem Blick sehen«, prophezeite er.
Lorena zuckte die Achseln. »Ich bin für mein Pokerface berühmt. Das weißt du doch.«
David seufzte. »Ja, das stimmt allerdings. Deshalb nimmt dich Mr. Holwood so gern zu seinen Verhandlungen mit. Unser Shootingstar Lorena. Er hat uns oft genug damit in den Ohren gelegen.«
»Blödsinn«, wehrte Lorena ab, der das ein wenig peinlich war. Sie wusste, dass sie ihres Erfolgs wegen von einigen Kollegen mit Misstrauen und Neid beobachtet wurde. Allen voran von Alice. Doch die war mit den anderen zum Glück schon auf dem Weg zur Drehtür. Auf ihre Kommentare zu diesem Geplänkel konnte sie gut und gern verzichten. »Dir auch ein schönes Wochenende, David«, sagte sie warmherzig und reichte ihrem Kollegen die Hand.
»Mal sehen, was ich hinkriege«, feixte er. »Aber willst du mir nicht wenigstens seinen Namen verraten? Hab Erbarmen! So ganz unwissend kannst du mich nicht ins Wochenende schicken.«
»Damit du nachher im Pub etwas zum Rumerzählen hast?«, vermutete Lorena.
»Ich?« Er spielte den Gekränkten. »Würde ich doch nie!«
Lorena schüttelte den Kopf, sagte aber: »Na gut: Er heißt Jason.«
Sie hörte selbst, wie zärtlich ihr Ton klang, und so wunderte es sie auch nicht, dass David erwiderte: »Mann, dich hat es aber erwischt. Ich wünsche dir von ganzem Herzen Glück!«
Kapitel 7
KONZERTABEND
Trotz ihres berühmten Pokerface verriet am folgenden Montag Lorenas Glanz in den Augen, dass das Wochenende nicht schlecht verlaufen sein konnte. Die ganze Mittagspause über löcherte David sie nach Einzelheiten, doch sie blieb wortkarg.
»Sei doch nicht so einsilbig. Lass uns doch ein wenig an deinem Glück teilhaben«, beschwerte er sich.
»Nein, das gehört mir ganz allein.« Lorena schüttelte den Kopf und widmete sich ihrem Sandwich. David gab es auf und schlenderte zu Mercedes und William hinüber. Vielleicht waren die beiden ja bereit, über ihre Wochenenderlebnisse zu plaudern. Lorena blieb allein zurück und träumte noch ein wenig vor sich hin.
Jason hatte sich in sie verliebt! Zumindest hatte er das behauptet und sie so wundervoll geküsst, dass es ihre schönsten Träume übertroffen hatte. Sie hatte nicht anders gekonnt. Sie war am Samstag mit ihm in seine Wohnung gegangen, und dort war es nicht bei seinen Küssen geblieben. Lorena schloss die Augen, um die herrlichen Momente noch einmal zu durchleben. Eigentlich wollte
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