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Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Titel: Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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fülliger und lockig wurde. Und dann rissen die Spalten unter den Schulterblättern auf, und ich konnte die Flügel entfalten. Endlich! Ich sah in den Spiegel und hieß das Wesen willkommen. Wir hatten wieder viel miteinander vor!
    Inzwischen tobte das Gewitter über dem Haus, aber das machte mir nichts aus. Es konnte mich nicht aufhalten. Ich zog mich nackt aus. Die Kleider würden ohnehin sofort durchnässt werden. Ich eilte zur Tür und zog sie weit auf. Der Wind erfasste mich und hüllte mich in einen Schauer von Tropfen. Eine unbändige Freude erfasste mich. Blitze zuckten über den Himmel, der Donner krachte, dass er den Boden unter meinen Füßen erbeben ließ. Ich hob die Arme in die Luft, und ein Schrei entwich meinem Mund, der eher wie der Ruf eines wilden Tieres klang. Dann entfaltete ich meine Schwingen. Der Wind erfasste mich und riss mich in die Höhe. Ich trudelte und brauchte eine Weile, bis ich spürte, wie ich die Kraft der Böen ausnutzen und mich von ihnen tragen lassen konnte. Die Spannung in der Luft zuckte durch meinen Körper, und ich glaubte zu spüren, wie die Hitze der grellen Blitze über meine Haut zuckte. Es war unglaublich! Ich spielte mit dem Sturm oder er mit mir … Die dunklen Wolkenfetzen wirbelten um mich herum, sodass ich ab und zu das Gefühl hatte, mit anderen geflügelten Wesen einen Reigen aufzuführen. Ich stellte mir vor, sie wären wie ich selbst. Sie seien gekommen, mich zu sich zu holen, in eine aufregende andere Welt.
    Ich wusste nicht, wie lange ich im Sturm getanzt hatte, doch irgendwann ergriff eine bleierne Schwere meine Glieder, und ich kehrte nach Hause zurück. Ich landete im Schutz des Apfelbaums im Vorgarten und faltete sorgsam die Flügel zusammen. Das Gewitter hatte sich verzogen. Es musste nach ein Uhr sein. Das Auto stand in der Auffahrt. Jetzt erst fiel mir wieder ein, dass meine Mutter gesagt hatte, sie sei um elf wieder da. Irgendetwas musste ihr dazwischengekommen sein, sodass sie erst nach Mitternacht zurückgekommen war. Sicher hatte sie angerufen, um mir zu sagen, dass sie im Stau stand oder so und dass es später werden würde, aber ich war nicht ans Telefon gegangen.
    Hatte sie sich Sorgen gemacht? War sie sauer?
    Mit einer unwirschen Handbewegung wischte ich mein Schuldbewusstsein beiseite. Was für einen Gr und hatte die Mutter, mir zu zürnen? Ich war kein kleines Kind mehr, und wenn sie mich die halbe Nacht allein ließ, konnte sie nicht erwarten, dass ich brav im Sessel sitzen blieb!
    Der Zorn fühlte sich gut an. Alle starken Regungen fühlten sich in dieser Gestalt gut an.
    Warum war es im Haus dunkel? War meine Mutter etwa ins Schlafzimmer hoch, ohne noch einmal nach mir zu sehen? Oder war sie so wütend, dass sie dennoch zu Bett gegangen war?
    Ich stand vor der Haustür und zitterte. Vor Kälte? Ich wusste es nicht. Da war noch etwas anderes. Etwas, das mir Angst machte.
    Ich kannte keine Angst. Nicht in dieser Gestalt. Was war es dann?
    Das Gewitter trieb nun weiter im Osten sein Unwesen, doch noch immer wehte ein frischer Wind. Knarrend schwang die Tür unter einer Böe auf.
    Warum zum Teufel war die Tür offen? Vorsichtig trat ich ein, doch ich konnte nichts erkennen. Um mich herum war alles dunkel. Dann fühlte ich nur noch Schmerz. Er war überall. In mir, auf mir. Er zerriss mir das Herz und die Seele. Mein Kopf drohte zu bersten.
    Lorena ließ den Füller sinken. Er glitt ihr aus der Hand, rollte über den Tisch und fiel auf den Teppich, doch sie unternahm nichts, ihn aufzuhalten. Sie starrte einfach vor sich hin und versuchte, den Faden der Erinnerung festzuhalten, der ihr zu entgleiten drohte.
    Der Schmerz, ja, daran konnte sie sich erinnern und an Schreie. Wer schrie? Sie? Ihre Mutter? Hatten sie sich in dieser Nacht gestritten, weil Lorena draußen gewesen und erst so spät heimgekommen war? Hatte sie sich gewandelt, oder war sie in der Gestalt des Nachtmahrs vor ihre Mutter getreten? Sie wusste es nicht mehr. Dann war etwas passiert. Etwas Schreckliches, das ihr Herz zu sprengen drohte. Aber was? Lorena presste beide Hände an die Schläfen und schloss die Augen. Sie musste diese Finsternis vertreiben. Da war etwas am Rande ihres Bewusstseins, das sich ihrer Erinnerung entzog. Je mehr sie es zu erhaschen versuchte, desto tiefer zog es sich in den wirbelnden Pool dort unten am Grund zurück, den sie nicht erreichen konnte.
    Meine Hand schmerzte. Ich hatte mir das Handgelenk gebrochen.
    Ich sah in das Gesicht meines Vaters, der

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