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Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Titel: Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Halle. Sie betasteten Sörens Bein und hoben ihn dann vorsichtig auf die Trage.
    Lautlos zog ich mich zurück und lief die Außentreppe hinunter, sodass ich den Rettungswagen schneller erreichte als die Sanitäter. Aus der Dunkelheit betrachtete ich Sörens Gesicht. Er bemühte sich, Haltung zu bewahren, doch ich sah den Schmerz in seinem Blick. Schmerz und Angst vor der Diagnose. Wie lange würde es dauern, bis er wieder gesund wäre? Wann konnte er wieder Sport treiben?
    Ich spürte so etwas wie Mitleid. Ein zartes Gefühl, das noch im Keim von etwas anderem erstickt wurde.
    Verachtung? Aber warum?
    Die Sanitäter trugen ihn ganz nah an mir vorbei, ohne mich zu bemerken. Nur Sören spürte meinen Blick. Er sah auf und suchte in der Dunkelheit nach mir. Was wollte er? Trost? Anerkennung für seinen Einsatz?
    Ein Teil in mir wollte es ihm geben. Zu ihm eilen, seine Hand nehmen und ihm versichern, dass alles bald wieder gut werden würde. Doch ich bewegte mich nicht. Etwas anderes in mir war stärker. Etwas, das sich von seinen Schmerzen und seinem Leid nicht rühren ließ. Dieser Teil blieb kalt und sah mitleidslos auf ihn herab.
    Pech gehabt! Es gab noch andere Jungs, die gut aussahen und sportlich waren. Warum also sich mit dem Invaliden abgeben?
    Dieser Teil wollte auch nicht, dass ich über meine eigene Härte erschrak.
    Was war das?
    Ich war das schönste Mädchen der Nacht, und doch schien meine Seele finster und hässlich. War das der Preis, den ich für die äußere Schönheit bezahlen musste, die mir so viel Macht über andere gab?
    Zum ersten Mal kam mir das Wort in den Sinn: Monster!
    Ich wandelte mich nachts zu einem Monster. Wollte ich das?
    Aber ja! Es war fantastisch. Dieses großartige Gefühl der Überlegenheit, die kribbelnde Vorfreude darauf, alles haben zu können. Jeden haben zu können!
    Nein! Ich wollte nicht so kalt und berechnend sein. Nicht mitleidslos, nicht so böse.
    Aber auch unverletzlich, warf die andere Stimme wieder ein.
    Keiner, der mich hänselte, keiner, vor dessen Zunge ich mich fürchten musste. Sie alle bewunderten meine Schönheit. Sie alle mussten meinem Ruf folgen und sich meiner Macht beugen.
    Die Türen des Krankenwagens wurden zugeschlagen. Einer der Sanitäter setzte sich ans Steuer, der andere blieb bei Sören. Ich fing den aufmunternden Blick auf, den er dem Verletzten zuwarf. So voller Wärme. Für einen Augenblick wünschte ich mir, ich würde an Sörens Seite sitzen und seine Hand halten, und er würde mich so dankbar anlächeln.
    Gefühlsduselei!
    Ich wandte mich ab und lief davon, so schnell meine Beine mich trugen. Die Nacht war noch lang. Sollte ich sie an einen verletzten Handballspieler verschwenden?

Kapitel 13
GITTER UND RIEGEL
    Am Samstag spielte Jason mit seinen Jazzkumpels wieder im Mau Mau. Lorena saß mit einem Cocktail in der Hand an der Bar und hörte ihnen zu. Sie war so von der Musik gefangen genommen, dass sie nicht darauf achtete, dass die Tür aufging und drei Männer eintraten. Erst als der Barmann sie begrüßte, zuckte Lorena bei dem Namen »Noah« zusammen. Wie unter Zwang wandte sie den Kopf und sah den großen Schwarzen an, der sie bei ihrer ersten Begegnung so charmant eingeladen hatte. Wie damals waren auch an diesem Abend Tyler und Jake seine Begleiter. Doch während sich Noah und Tyler nur mit finsterer Miene umsahen, war Jake der Einzige, der Lorena und ein paar andere Bekannte mit einem Lächeln begrüßte. Auch dem Barkeeper fiel auf, dass Noah und Tyler angespannt wirkten.
    »Jungs, ich sage euch, wenn ihr auf Ärger aus seid, dann verzieht euch lieber, wenn ihr hier heute nicht zum letzten Mal gewesen sein wollt«, sagte er mit einem scherzhaften Unterton, doch allen war klar, dass er die Worte durchaus ernst meinte. Noah trat mit einer schnellen Bewegung an den Tresen und packte den Barkeeper an seinem Hemd.
    »Du willst mir doch nicht etwa drohen, Juan? Bürschchen! Ich komme und gehe, wann ich will.«
    »Noah, verflucht, lass mich los«, protestierte Juan. »Falls das ein Scherz sein soll, dann lass dir gesagt sein: Das ist ganz und gar nicht witzig.«
    Noahs wilder Blick ließ den Barkeeper zurückzucken.
    »Was ist mit dir los, Mann? Bist du auf Drogen oder so?«
    Vielleicht so etwas Ähnliches , dachte Lorena beschämt. Drogen oder eine Art Hormone, die durch seine Adern kreisten und sein Gemüt vergifteten.
    Und sie war an allem schuld. Sie hatte ihn in ihren Bann gezogen und aus einem wunderbaren, aufrechten und charmanten

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