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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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ich konnte einfach nicht schlafen«, wurde Lisa etwas verlegen. Der Mord beschäftigte sie nämlich auf eine Weise, die sie selbst überraschte. Natürlich tat ihr das Mädchen leid. Und ohne Zweifel würde sie mit den üblichen Ermittlungsroutinen alles dafür tun, damit ihr Tod schnellstmöglich Aufklärung fand. Doch bei diesem Fall verspürte Lisa ein stärkeres Interesse an den Hintergründen der Tat. Sie hatte die ganze Nacht in Gedanken Tatszenarien durchgespielt, sich Motive zurechtgelegt und die dazu passenden Männerpersönlichkeiten entworfen. Das Täterprofil reizte sie einfach. Sollte sie das bedenklich finden? Lisa schob ihre Überlegungen beiseite und fuhr rasch fort, ihrer Chefin die neuesten Informationen aus der Spurensicherung mitzuteilen.
    Judith Brunner folgte ihr aufmerksam. Dann übergab sie Lisa Lenz die Berichte aus Waldau und von Dr. Harmsen. »Achten Sie besonders auf die Beschreibung eines Mannes, den ein Zeuge aus Jemmeritz gesehen hat. Vielleicht ergibt sich daraus etwas Konkretes.«
    Nachdem Lisa wieder an ihre Arbeit gegangen war, rief Judith Brunner in der Bezirksbehörde an und war froh, dort zu dieser frühen Stunde nur die Bereitschaft zu erreichen. So blieben ihr weitere drängende Ermahnungen erspart und sie konnte es dabei belassen, pflichtgemäß den Stand der Ermittlungen bekannt zu geben.
     
 
    ~ 24 ~
     
Zum Gardelegener Krankenhaus war es nicht weit.
    Da sich Judith Brunner telefonisch angemeldet hatte, erwartete Dr. Renz sie bereits ungeduldig am Eingang. Sichtbar übermüdet geleitete er sie zu seinen Räumen in den Keller des Hauses. »Meine liebe Frau Brunner, zu dieser frühen Stunde haben wir wahrlich kein leichtes Gespräch zu führen. Ich habe mir erlaubt, uns einen guten Kaffee zu kochen. Nehmen Sie doch bitte Platz.«
    Judith folgte gern dieser netten Aufforderung. An diesem kleinen Tischchen hatte sie schon so viele hilfreiche, inspirierende und bemerkenswert gute Gespräche geführt, dass sie mittlerweile überzeugt war, es herrsche hier eine besondere Magie. Und außerdem duftete der Kaffee wirklich phänomenal. Sie lächelte. Mit Friedrich Renz konnte sie offen und unbefangen debattieren und auch unorthodoxe oder abwegige Ideen ansprechen, seltsame Fragen stellen, ohne fürchten zu müssen, ausgelacht oder für dumm gehalten zu werden. Sie kannten sich nun viele, viele Jahre und waren zu Freunden geworden.
    »Ich nehme nicht an, dass sich über Nacht jemand gestellt und die Tat zugegeben hat«, begann Dr. Renz ungezwungen das Gespräch. Er schenkte nebenbei ein. Da er wusste, dass sie gern Sahne zum Kaffee nahm, hatte er selbstverständlich ein Kännchen und ein paar Kekse dazugestellt. »Bedienen Sie sich!«
    »Wünschenswert wäre das schon, aber natürlich ist es nicht geschehen. Nach dem, was ich am Tatort gesehen habe, ist wohl auch schwerlich davon auszugehen«, gab Judith lakonisch zurück. Sie pustete vorsichtig auf den heißen Kaffee in ihrer Tasse.
    Renz nickte. »Hier ist ein sehr gefährlicher Typ unterwegs. Bekommen Sie schon Druck?« Er wusste, dass sie schnell einen Ermittlungserfolg brauchte. Sonst würden sich zu viele Leute von außen einmischen.
    Judith winkte ab und erklärte ruhig: »Das Übliche in solchen Fällen. Ein Sexualmord an einem Kind hat eben diese Wirkung. Das verstehe ich. Damit komme ich schon zurecht.« Sie inhalierte genüsslich das Kaffeearoma und trank einen Schluck. »Was mich hingegen wirklich ärgert und vor allem auch anstrengt, sind die Anrufe einiger Leute, die tatsächlich glauben, die Kriminalität sei ein reines Erziehungsproblem und würde aussterben, wenn man nur immer wieder mit den Menschen arbeite. Deswegen könne und dürfe es so etwas, wie es mit dem Mädchen geschehen ist, eigentlich gar nicht geben. Die nehmen das persönlich, als Zeichen, in ihrer Mission vom besseren Menschen versagt zu haben. In dieses Weltbild passen keine Triebtäter oder Sadisten ... Als ich dann gesagt habe, dass mir Ideologie nicht helfen wird, den Fall zu lösen, war das wohl nicht ganz die Antwort, die man in Magdeburg hören wollte.«
    Renz verstand sofort, was Judith meinte. Er hatte außerdem eine mögliche Erklärung für diese ideologischen Belehrungen anzubieten: »Vielen steckt immer noch der Fall Hagedorn in den Knochen, obwohl das nun mehr als zwanzig Jahre her ist. Dieser Kochlehrling, der Jungen sadistisch ermordet hat. Ich kann mich noch gut an unsere damaligen Debatten im Kollegenkreis erinnern. Von der

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