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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Geburtstage der Freundinnen, Klassenfahrten und solche Sachen. Trivialer Teenagerkram.«
    Trivial? Zu diesem Teenagerkram gehörte unvermeidlich die erste Liebe, und die war mit all ihren unvorhersehbaren und dramatischen Missverständnissen beileibe nicht belanglos. Die Möglichkeit, dass irgendetwas in diesem Zusammenhang zu Ilonas tragischem Tod geführt hatte, konnte und durfte Judith Brunner bei ihren Ermittlungen nicht außer Acht lassen. Deswegen fragte sie: »Hätte sie Ihnen davon erzählt?«
    »Wovon?«
    »Hätte Ilona sich mit Ihnen über einen Jungen und das Verliebtsein unterhalten? Über Sex?«
    Ratlos zuckte Ewald Eichner die Schultern. »Vielleicht reden Sie noch mal mit meiner Schwester. Wenn es ihr etwas besser geht.« Er wusste im Grunde genommen nicht viel von seiner Tochter.
    Judith Brunner machte weiter. »Ich weiß, dass Sie nicht hier leben und nur selten zu Besuch kommen. Doch der Vollständigkeit halber muss ich Sie das fragen. Fällt Ihnen jemand ein, dem Sie eine solche Tat zutrauen würden?«
    Nahezu erschrocken sah Ewald Eichner sie an und antwortete erregt: »Sie meinen, ob ich jemanden kenne der ... Was denken Sie denn! Nein!« Wie aus dem Nichts versagte ihm fast die Stimme und er sprach gepresst: »Mich widert schon der Gedanke an, dass so ein krankes Stück Scheiße meine Ilona angefasst hat. Allein davon wird mir speiübel.«
    Jetzt hatte er seine Tochter das erste Mal beim Namen genannt.
     
 
    ~ 39 ~
     
»Da hat er gelegen«, zeigte Ernst Grambow seiner Vorgesetzten die Stelle in der Scheune, wo er gestern Lothar Mirow entdeckt hatte.
    Leute von der Spurensicherung waren wieder vor Ort. Judith Brunner und ihr junger Kollege mussten aufpassen, wohin sie traten. Auf dem Boden waren jetzt die Blutflecken deutlich zu sehen. Mehrere mobile Flutlichter beleuchteten die Scheune. Die alte Decke, die Grambow genutzt hatte, hing achtlos über einer halbhohen Bretterwand.
    Um den Technikern nicht im Weg zu sein, hockten sie sich nebeneinander auf den Strohballen, der Grambow schon gestern als Sitzgelegenheit gedient hatte.
    Judith Brunner sah nach oben. Nirgendwo war ein Seilende zu sehen. Die Balken waren eigentlich auch viel zu hoch, als dass man ohne eine große Leiter etwas festknüpfen, geschweige denn einen Menschen hochhieven konnte. Das ging ganz sicher nicht allein, es sei denn, man benutzte ein entsprechend langes Seil und zog sein Opfer damit über den Balken nach oben. Dann müssten sie abgeriebene Fasern an einem der Balken finden.
    »War hier gestern eine Leiter?«, fragte sie Grambow.
    Der überlegte kurz. »Ich habe keine gesehen. Nicht hier in seiner unmittelbaren Nähe. Und sonst?«, er sah sich suchend um und rief einem der Techniker zu: »Habt ihr hier eine Leiter gesehen?«
    Der wusste, worum es ging, und antwortete hilfreich: »Keine Leiter. Auch kein Strick. Und kein Blut außerhalb der Markierungen.«
    »Waren Sie schon im Wohnhaus?«, wollte Judith Brunner von dem Mann wissen.
    »Es ist jemand von uns drüben. Gehen Sie ruhig rein.«
    Sie liefen über den Hof und betraten das kleine Bauernhaus durch einen hölzernen Vorbau, der, wenn einige morsche Bretter ausgetauscht und die Holzwände frisch gestrichen würden, einen hübschen Eingang abgegeben hätte. Man stand gleich in einer kleinen Schwarzküche.
    »Hallo!«, rief Judith Brunner. »Dürfen wir uns mal umsehen?«
    Aus einer schmalen Tür neben einer alten Kochmaschine erschien Thomas Ritter. Er nickte grüßend. »Nur zu, ich bin eigentlich fertig.«
    Grambow sah ihn auffordernd an. »Und?«
    »Nach meiner bescheidenen Meinung ist hier im Haus nichts zu holen. Noch nicht einmal für uns. Das Drama hat sich wohl ausschließlich in der Scheune abgespielt. Den dortigen Spuren nach waren es wenigstens zwei Angreifer, vielleicht auch drei, die sich das Opfer geschnappt haben.«
    »Er hatte keine Chance«, murmelte Grambow und Judith Brunner hatte den Eindruck, dass sich diese Bemerkung nicht nur auf den Überfall, sondern auf Mirows gesamtes Leben bezog.
    Ritter wies unbestimmt in den Raum und sagte: »Also, einen Raubüberfall würde ich ausschließen. Ob in dieser Bruchbude irgendetwas für andere interessant ist, wage ich zu bezweifeln. Selbst im Kühlschrank fanden sich nur ein Würfel Margarine, auf Vorrat gekochte Nudeln und zwei Fischbüchsen an.«
    Judith Brunner war geneigt, ihm sofort zuzustimmen. Die Küche war zwar sauber, doch die wenigen Kleinmöbel waren alt und abgenutzt, das aus den frühen

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