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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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auf ihren Sohn, den Hund selber zu begraben. »Kann dieser Tierarzt unsere Melli wieder so herrichten, dass Mario nicht ... Ich meine, er muss ja nicht die Einzelheiten erfahren, oder?«
    Walter Dreyer verstand sie und versprach: »Ich rede mit Dr. Harmsen. Der bekommt das sicher hin.« Dann kam er auf das eigentliche Anliegen ihres Besuches zu sprechen.
    Margarethe Boll hatte keine Einwände. Sie war sogar selbst etwas neugierig, was Laura Perch würde entziffern können. »Die meiste Farbe ist schon lange weg«, berichtete sie. »Meine Eltern hat das nicht interessiert. Als ich klein war, konnte man mehr erkennen. Der Rudolf kümmert sich auch nicht drum. Dem ist so was egal. Hauptsache, dass das Dach dicht ist und die Tiere nicht weglaufen können. Wie die Scheune sonst aussieht, spielt keine Rolle.«
    Laura suchte zunächst die beste Perspektive und besah sich die Scheune von Weitem. Der Umbau hatte dem Gebäude nicht geschadet. Vor dem Teil, der als Garage genutzt wurde, war ein hohes Rolltor angebracht worden, dessen frischer dunkelbrauner Anstrich mit dem Ziegelbau halbwegs harmonierte. Eine ebenfalls braun gestrichene, breite, zweiflügelige Holztür führte in den eingebauten Schafstall daneben. Durch zwei winzige Fenster konnte etwas Licht ins Innere gelangen. Der große Querbalken jedoch, da hatte Walter völlig recht, war schon lange nicht mehr gestrichen worden. Das Holz hatte einen silbernen Ton angenommen. Nur mit größter Mühe konnte Laura noch eine Inschrift und einige Farbreste erkennen. Mit einem Foto allein war da nichts zu machen.
    »Haben Sie eine Leiter, die bis da hoch reicht? Ich muss die Buchstaben aus der Nähe sehen, um sie deuten zu können.«
    »Sicher. Dort«, zeigte Margarete Boll auf den Raum unter dem Heuboden.
    Walter Dreyer ging mit ihr los und die beiden kamen mit einer Sprossenleiter zurück. »Lang genug?« Walter stellte die Leiter an den Beginn der Inschrift.
    »Bestens«, bedankte sich Laura und erklärte: »Das Holz der Balken war eigentlich mal mit dunklen Schutzanstrichen versehen worden und deswegen hat man die ausgestemmten Buchstaben dann einfach mit weißer Farbe ausgemalt. Für die Anfangsbuchstaben der Hauptwörter wurden große Buchstaben benutzt und außerdem hat man sie noch mit roter oder gelber Farbe ausgemalt und dadurch hervorgehoben. Oftmals sind die Buchstaben in den Worten Herr und Gott auch groß geschrieben worden. Das kann auch bei Ihrer Scheune helfen, aus den einzelnen Buchstaben ganze Wörter zu fügen.«
    Dann stieg Laura die Sprossen hinauf. Vorsichtig fuhr sie mit den Fingern ihrer unverletzten Hand über die ersten ausgestemmten Rillen in dem rauen Holz.
    Walter stand am Fuß der Leiter und gab ihr mit seinen Schuhen Halt. Seinen kleinen Schreibblock und einen Bleistift hatte er parat. Interessiert sah er nach oben.
    Auch Margarete Boll wartete, mit verschränkten Armen, auf Lauras erste Ansage.
    »Ah! Hier geht’s los! Am Anfang und am Ende der Verse sind nämlich manchmal auch stilisierte Blüten in den Balken geschnitzt worden, da wurde dann sogar noch blaue Farbe mit verwendet. Wie hier. Seht ihr die vier Blütenblätter?«
    Beide Zuschauer kniffen die Augen zusammen und schüttelten enttäuscht die Köpfe.
    »Also, schreib auf: großes H, kleines i, kleines e. Moment. Das könnte ein r sein.«
    Nachdem er die Leiter zwei Mal umgestellt hatte und Laura mit ihrem Diktat fertig war, erkannte Walter, als er Trennstriche zwischen die Buchstaben kritzelte, einen frommen Wunsch: »Hierin sind die Schwein. GOTT gebe, das gedeihn!« , las er laut vor.
    Margarete Boll freute sich: »Wie hübsch! Doch wann waren hier eigentlich Schweine drin? Ich kann mich gar nicht daran erinnern.«
    Auch Walter Dreyer gefiel der Spruch. »Ganz sicher könnte der Balken ein klein wenig Holzschutz vertragen und vielleicht finden Sie dann eine Möglichkeit, die Wörter mit etwas Farbe wieder sichtbar zu machen«, wagte er einen Vorschlag.
    »Sie kennen meinen Bruder nicht! Da bin ich eher skeptisch.«
    Langsam wunderte sich Walter, dass Laura nicht von der Leiter stieg. Sie war erkennbar am Ende des Balkens angelangt. »Komm runter! Du hast es geschafft!«
    Doch Laura blieb oben und betrachtete das Holz weiter.
    »Was ist?«, wurde Walter stutzig. »Hast du etwa noch was gefunden?«
    »Hier ist was, aber nur aufgemalt und nicht eingeschnitzt, fast nicht mehr zu sehen. Zwei Längsstriche auf einem Querstrich. Und wenn ich mich recht erinnere, bedeutet dieser Zinken ›

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