Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
Vom Netzwerk:
winzigen Schluck fing Grambow an: »Du hast doch Sonntagnachmittag mit diesem Jungen aus Jemmeritz gesprochen.«
    »Ja. Das habe ich dir doch schon erzählt.«
    Grambow sagte nichts mehr und trank weiter Kaffee. Er sinnierte vor sich hin.
    »Hat deine Frage irgendeinen Grund?«, erkundigte sich Walter.
    »Ja. Entschuldige bitte. Was hattest du für einen Eindruck von ihm?«
    »Was meinst du?«
    »Na, schien der dir ehrlich?«
    »Ehrlich? Eigentlich schon. Ein Teenager eben. Etwas verpennt, wirkte ein bisschen jünger, als er ist. Nicht der umtriebige Typ, wenn du weißt, was ich meine. Aber sonst ... Ernst, rück mit der Sprache raus! Was ist los?«
    »Ich bin heute Morgen, nachdem ich mit der Chefin bei dem Vater des Mädchens war, los, um mich wegen Mirow umzuhören. Ich gehe also vor die Tür und hole tief Luft. Mir ging es zwar noch nicht so gut, aber was soll’s. Und da geht mir auf einmal ein Gedanke durch den Kopf: Woher mögen wohl die Lindenblüten in der Papiertüte von Ilona Eichner stammen? An der alten Landstraße zu euch rüber gibt es nämlich keine Linden!«, kam Grambow dann auf den Punkt.
    Walter Dreyer ärgerte sich ein wenig über sich selbst, dass ihm das nicht auch und vor allem früher aufgefallen war. Er kannte die Straße ja schon seit einigen Jahrzehnten.
    Grambow redete weiter: »Aber auf dem Friedhof und vor allem ausgangs des Dorfplatzes von Engersen, nicht weit von meinem Büro stehen einige alte Lindenbäume. Ilona Eichner könnte da schon mit dem Sammeln der Lindenblüten angefangen haben.«
    »Gut. Was ist denn nun mit Peuker?«
    Grambow klärte ihn auf: »Das Haus seiner Großmutter steht genau bei diesen Bäumen. Ilona war am Nachmittag mit ihrer Tante spazieren, hat da vielleicht die Lindenblüten schon bemerkt und dann später dort angefangen, welche in ihre Tüte zu sammeln. Und vielleicht hat Peuker sie da schon gesehen und weiter beobachtet. Wenn er jede Woche bei seiner Oma ist, könnte er da das Mädchen nicht kennen? Zumindest vom Sehen? Normalerweise interessieren sich junge Männer doch für Mädchen.«
    »Ist ’ne Überlegung wert«, stimmte Walter Dreyer seinem Kollegen zu. »Aber warum sollte er mir das verschweigen?«
    Judith Brunner kam in den Besprechungsraum. »Frau Lenz sagte mir, dass ich Sie hier finde. Danke, dass Sie die beiden Verdächtigen hergebracht haben. Wir fangen gleich an, uns mit ihnen zu unterhalten. Inzwischen wollte ich Sie bitten, Herr Dreyer, einen Zeugen im Mordfall Eichner herzubringen, mit dem Sie sich bereits am Sonntag unterhalten haben. Manfred Peuker.«
    »Was!«
    »Wen?«
    »Ist das so eine seltsame Anweisung?«, wunderte sich Judith Brunner über die synchronen Fragen ihrer beiden Ortspolizisten.
    Walter Dreyer beeilte sich zu versichern: »Nein, nein. Doch haben wir eben über ihn gesprochen. Grambow ist da was Interessantes in Bezug auf diesen Jüngling aufgefallen.«
    Ernst Grambow wiederholte seine Überlegungen.
    Judith Brunner ging zu einer der Karten. »Frau Lenz hat eine weitere bemerkenswerte Sache herausgefunden. Manfred Peuker ist der Einzige, der diesen Spaziergänger gesehen hat.«
    Walter ärgerte sich über sich selbst. »Ich habe dem Jungen seine Geschichte voll abgekauft. Der war so locker im Erzählen. Er hat den Mann, dem er begegnet sein will, so eingehend beschrieben.«
    »Verdammt«, entfuhr es Grambow, »der Peuker will uns wohl verarschen!«
    Das war zwar nicht optimal formuliert, aber es schien der Wahrheit sehr nahezukommen.
     
 
    ~ 44 ~
     
Dr. Grede begleitete Judith Brunner in den Vernehmungsraum. Sie hielten es schon lange so, schwierige oder wichtige Verdächtige gemeinsam zu befragen. Das hatte sich bewährt; einer beobachtete und der andere führte das Gespräch. Verteilte Rollen ließen ihnen auch die Möglichkeit, den Verdächtigen zu überraschen oder ihn zu verunsichern.
    Über Achim Heppner hatten sie in der Kürze der Zeit nur das wenige erfahren können, das Grambow ihnen mitteilen konnte. Fast dreißig, ledig aus Überzeugung, kaum Affären, Bauingenieur und einigermaßen erfolgreich. Worauf seine Überzeugung beruhte, Prahlerei und Gemeinheiten würden seine Beliebtheit erhöhen, blieb Heppners Geheimnis. Oder hielt er damit absichtlich andere Menschen auf Distanz?
    Judith Brunner betrat zuerst den Raum.
    Noch bevor sie sich und Dr. Grede vorstellen konnte, bekam sie zu hören: »Na, immerhin nett, mal einen Rock vorbeizuschicken.« Heppner rückte ein wenig vom Tisch weg und begann,

Weitere Kostenlose Bücher